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Die Zentrale für 245.000 Einwohner: das Rathaus in der Altstadt.

© André Görke

Corona-Krise im Spandau: „Wir wollen die Viren nicht ins Rathaus tragen“

Die gesamte Führungsetage im Rathaus muss getestet werden. Grund: eine Dienstreise. Hier ist die Geschichte dahinter.

Rathaus in der Coronakrise - wie es dazu kam. Am Sonntag hat es den Gesundheitsstadtrat von Berlin-Spandau erwischt: Frank Bewig, CDU, hat sich in Corona-Quarantäne begeben. „Habe hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, aber mir geht es soweit gut“, schrieb er am Montagmorgen, kurz vor 8 Uhr. Was ist an diesem Fall so besonders? Er trifft die Führungsebene im Rathaus - eine Spurensuche im aktuellen Tagesspiegel für Berlin-Spandau (245.000 Einwohner).

Er habe selbst die Kontaktpersonen informiert, um keine Dritten zu gefährden. Das Gesundheitsamt hat am Sonntag mit der Kontaktnachverfolgung begonnen. Bewig schickt ein Lob vom Krankenbett: „Mein Gesundheitsamt macht gerade in der Pandemie einen hervorragenden Job.“ Und: „Die Arbeit und die Amtsgeschäfte der von mir verantworteten Ämter gehen selbstverständlich uneingeschränkt weiter, für mich zunächst von zu Hause.“

Bürgermeister im Homeoffice: Was ist passiert? Am Montagmittag hatte ich dann Helmut Kleebank, SPD, am Telefon für den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Auch der Rathauschef arbeitet in dieser Woche im Homeoffice – freiwillig. „Ich habe keine Symptome“, sagte er mir. „Ich werde aber gerade getestet.“ Der Grund: Am Donnerstag und Freitag war das Rathaus-Spitzenpersonal zu Fortbildungen im „Hotel Springbachmühle“ bei Bad Belzig.

Das wird jährlich durchgeführt und laut Kleebank von etwa 20 Leuten besucht, die im Rathaus für Personal und Budgets verantwortlich sind. Darunter war auch Bewig, der bis dahin keine Symptome hatte.

Gesundheitsstadtrat Frank Bewig ist erkrankt.
Gesundheitsstadtrat Frank Bewig ist erkrankt.

© privat

Amtsärztin im Homeoffice. Ebenfalls vor Ort war Gudrun Widders. Die Leiterin des Gesundheitsamtes arbeitet jetzt ebenfalls im Homeoffice. „Frank Bewig wird sich woanders angesteckt haben, also schon vorher“, berichtet Widders am Telefon dem Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel.

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Wie hat sie die Tagung erlebt? „Die Abstandsregeln wurden bei der Tagung eingehalten. Wir saßen in Abständen, es wurde gelüftet, es wurden Masken in Treppenhäusern und Fluren getragen, es war ein extra großer Raum… es gab nur einen Ort, wo die Lage etwas anders war: beim Abendessen. Wir saßen zu sechst am Tisch, wie in einem Restaurant.“ Und beim Essen muss man keine Maske tragen. Da auch Bewig am Tisch saß, werden jetzt alle 20 Teilnehmer vorsichtshalber getestet. „Wir wollen das Virus ja nicht ins Rathaus tragen“, sagt Widders. Übrigens sei Bewig einer, der die Maske im Alltag ganz besonders oft trage.

Ordnungsstadtrat in Quarantäne. Als infiziert gilt aktuell nur ein Teilnehmer: der Stadtrat. Acht Teilnehmer wurden in Quarantäne geschickt. Sie hatten besonders engen Kontakt zu Bewig, und dazu zählt Stephan Machulik, SPD. Auch er ist mit der Materie vertraut, schließlich lässt er kontrollieren. Symptome: keine. Die Anfahrt sei individuell erfolgt, also nicht in vollgestopften Autos, sonst wäre es wohl noch für mehr Leute heikel geworden.

„Ich muss zwei Wochen in Quarantäne bleiben“, sagte mir Machulik am Telefon dem Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. „Ich wurde am Montag und werde ein zweites Mal am Donnerstag getestet. Wenn beide Tests negativ sind, könnte ich theoretisch in einer Woche mit FFP2-Maske im Büro arbeiten – ob ich das auch wirklich mache, weiß ich noch nicht“, erzählte mir Machulik. Er arbeitet jetzt im Homeoffice, mit digitaler Unterschrift und Alt-Akten auf dem Rechner. „Ich habe viel Zeit“, sagt Machulik und lacht. „Das heißt für meine Kollegen nicht unbedingt weniger Arbeit.“ Sein Wunsch: Ausreichend Kaffee – und Gesundheit natürlich.

[Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Alle Tagesspiegel-Newsletter für die 12 Berliner Bezirke (mit 225.000 Abos) gibt es in voller Länge und kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Rechts Spandaus Bürgermeister Kleebank - er ist vorsichtshalber im Homeoffice. Links Nachfolge-Kandidat Henning Rußbült: Er wurde im Frühjahr infiziert, ist immer noch nicht fit, zog seine Kandidatur zurück.
Rechts Spandaus Bürgermeister Kleebank - er ist vorsichtshalber im Homeoffice. Links Nachfolge-Kandidat Henning Rußbült: Er wurde im Frühjahr infiziert, ist immer noch nicht fit, zog seine Kandidatur zurück.

© SPD/promo

Und hier mehr Themen, um die es im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel geht.

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20 Teilnehmer, 8 enge Kontakte. Und mehr als 1 Infizierter?
20 Teilnehmer, 8 enge Kontakte. Und mehr als 1 Infizierter?

© dpa

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