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Trübe Aussichten.

© Thilo Rückeis

Bahnhof Berlin-Spandau: Glasdach wird doch schneller geputzt

Die Scheiben des Bahnhofs Spandau werden nun schon früher gereinigt, nicht erst 2018. Weil ein Reinigungsroboter noch nicht einsetzbar ist, wird von Hand geputzt – für 100.000 Euro.

Es geht doch. Die Bahn kann das Glasdach am Bahnhof Spandau schneller reinigen als geplant. Statt Ende 2018, wie bisher angegeben, sollen die Scheiben bereits in den nächsten Wochen sauber sein. Rund 100 000 Euro lässt die Bahn dafür springen.

Das bis zu 430 Meter lange Dach ist, wie berichtet, seit Jahren nicht mehr geputzt worden. Die extra entwickelte Reinigungsmaschine, intern Befahranlage genannt, kann wegen eines Defekts nicht mehr eingesetzt werden. Die empfindlichen Sensoren werden von der Spannung aus der Oberleitung gestört. Mit einer neuen Anlage rechnet die Bahn aber erst bis Ende 2018.

Da der Außenbereich nur mit der erforderlichen Technik geputzt werden könne, bestehe derzeit keine Möglichkeit, eine auch von der Bahn befürwortete Sonderreinigung vorzunehmen, hatte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek im März dem Spandauer Bundestagsabgeordneten Swen Schulz (SPD) mitgeteilt. Dieser reagierte „fassungslos“ und erklärte: wenn es nicht so traurig wäre, könne er gar nicht aufhören zu lachen.

Inzwischen fand die Bahn doch eine Lösung – technisch und finanziell. Über Leitern sollen nach Angaben von Oliver Kühn, Serviceleiter für die Bahnhöfe des Regionalbereichs Ost, die Reinigungskräfte vom Laufweg auf dem Dach aus die entfernteren Scheiben erreichen. Diese dürften für die Arbeiten nicht betreten werden.

Geld stammt aus dem Projekt „Zukunft Bahn“

Die unteren Flächen werden von einen Hubwagen, der auf der Straße steht, geputzt. Problematisch ist dies auf der Seite zu den Arcaden, weil unmittelbar neben der Bahnhofshalle ein Gütergleis liegt. Kletterer habe man nicht einsetzen können, weil sie durch die Konstruktion des Daches nicht gesichert werden können, sagte Kühn. Beim Planen des Bahnhofs nach einem Entwurf des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (gmp) habe man das Putzproblem der Scheiben nicht beachtet, sagte Kühn. Die Station war 1997/98 schrittweise in Betrieb gegangen; die erste Reinigunsanlage kam dann 2005.

Vier ferngesteuerte Roboter, bei denen Sensoren und Magnete verhinderten, dass sie abstürzten, sollten zwei Mal im Jahr an den Stahlträgern des Glasdaches entlangfahren und mit rotierenden Bürsten und Wasser, das mit Hochdruck auf die Scheiben gespritzt worden war, den Schmutz entfernen. Und den gibt es reichlich. Zum üblichen Dreck gesellt sich an einem Bahnhof Metallstaub, der durch den Brems- und Oberleitungsabrieb entsteht und aus dem Bahnhof geweht wird, wo er dann auf das Dach hinabrieselt. Zusammen mit Feuchtigkeit entsteht so eine rötlich-braune Schicht, die das Glas undurchsichtig macht. Dieser Dreck hat sich nun über Jahre angesammelt.

Das Geld für die jetzige Handreinigung stammt aus dem Projekt „Zukunft Bahn“, das das Ziel hat, den Bahnverkehr attraktiver zu machen. Dazu gehörten auch saubere Bahnhöfe, sagte Kühn. Und in diesem Bereich habe Spandau – wie auch Gesundbrunnen und der Ostbahnhof – in Umfragen schlecht abgeschnitten. Die drei Bahnhöfe sind deshalb ins Sonder-Reinigungsprogramm gerutscht. Im Bahnhof Südkreuz, dessen Scheiben der Ringbahnhalle ebenfalls verdreckt sind, finanziere man das Reinemachen über das Projekt „Zukunfsbahnhof“, zu denen die Station mit ihrer innovativen Technik etwa zur Stromerzeugung gehört. Auch am Bahnhof Zoo wäre eine Reinigung erforderlich, dort wird aber noch gebaut.

Die Anlagen der Bahn sollen in Zukunft sauber sein

Besonders zu schaffen machen der Bahn neben dem bahnspezifischen Schmutz auch die Hinterlassenschaften von Tauben, deren Kot sich an manchen Stellen zentimeterhoch türmt. „Hier haben wird noch kein Patentrezept, sagte Kühn. So genannte Verbrämungseinrichtungen seien oft zu teuer. Es würde aber schon helfen, die Tiere nicht zu füttern.

Auch ohne Sonder-Finanzierung sollen die Anlagen der Bahn in Zukunft sauber sein, kündigte Kühn an. Man werde mit dem Putzen nicht mehr immer exakt an der Grundstücksgrenze enden, sondern bei Bedarf auch benachbarte Flächen mitreinigen. „Zur Gewohnheit darf dies aber nicht werden“, schränkte Kühn dann doch ein.

Im Ostbahnhof will die Bahn beim Säubern der Bahnsteige ein neues Verfahren testen: eine „Tiefenreinigung“ mit Spezialshampoo. Bewährt es sich, sollen auch andere Bahnhöfe folgen. Die Umfragen hätten nämlich gezeigt, dass es für Fahrgäste besonders wichtig sei, saubere Bahnsteige vorzufinden, sagte Kühn. Der Blick zur Seite oder nach oben zu den verdreckten Scheiben habe dagegen in den Umfragen weniger gestört. Geputzt wird jetzt aber trotzdem.

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