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Schülerinnen auf einer von Jugendlichen selbst organisierten Demonstration Ende Juni im Bezirk Steglitz-Zehlendorf gegen kaputte Schulen.

© Daniela von Treuenfels

Marode Schulen in Steglitz-Zehlendorf: Redet gut übereinander!

Ist das Szenario, das unsere Autorin hier für Steglitz-Zehlendorf an den Anfang stellt, wirklich übertrieben? Oder wäre es mittlerweile in Berlin tatsächlich denkbar, weil die Stadt so viele kaputte Schulen hat? Ein Plädoyer für gemeinsame Verantwortung statt Parteiengezänk.

Bitte stellen Sie sich einmal folgendes Szenario vor: Sie befinden sich mit ihrer Familie auf der Einschulungsfeier ihres Kindes in der Aula einer Zehlendorfer Schule. Gerade hat die Direktorin ihre Willkommens-Rede für die neuen Schüler gehalten, jetzt singt der Schulchor. Plötzlich bemerken Sie, dass Putz von der Decke rieselt. Sie wundern sich. Und dann bricht die Decke ein. Holzbalken stürzen herab und begraben Menschen unter sich. Panik bricht aus. Schreie sind zu hören. Überall nur Schutt und Staub. Sie sind unverletzt, doch fast besinnungslos vor Angst, denn in dem Tumult wissen Sie nicht, wo Ihr Kind geblieben ist. Ob es überhaupt noch lebt. Denn eins ist sicher: Es gibt Tote und Verletzte...

Fantasie? Ja - Gott sei dank! Aber wie lange noch? Muss denn erst etwas Schlimmes passieren, ehe sich die Politiker und Politikerinnen in Zehlendorf besinnen und ihr unwürdiges Kasperletheater beenden? Bis sie in Sachen Schulsanierung endlich alle an einem Strang ziehen?

Ich finde es unerträglich, wie in der BVV-Steglitz-Zehlendorf miteinander umgegangen wird. Stundenlang wird da debattiert – für Nichts! Und gegeneinander, nicht miteinander. Es wird einander Schuld zugeschoben, der poltitische Gegner wird miesgemacht, keiner will für die Misere verantwortlich sein. Die Lösung unserer inzwischen massiven Probleme (marode Schulen!) bleibt auf der Strecke. So geht das schon Jahr um Jahr.

Unterstellt dem politischen Gegner nichts Schlechtes

Kürzlich dufte ich an einer Diskussionsrunde teilnehmen. „Demokratie braucht Politische Kultur“, so der Titel der Veranstaltung. Auf dem Podium: Drei Politiker, ein Politologie-Professor und ich, eine Autorin. Am Ende wurde jeder noch um ein kurzes Statement gebeten. Der Jüngste von uns, er ist 29 und Bundesvorsitzender der Jugendorganisation einer großen deutschen Partei, sagte das Klügste: „Redet gut übereinander!“ Es klang aufrichtig. „Unterstellt dem politischen Gegner nicht automatisch etwas Schlechtes. Gesteht ihm zu, dass auch er sein Bestes für das Gemeinwohl tut oder zumindest versucht!“

Der junge Mann hat Recht. Wenn ich über den Anderen nicht schlecht denke, verurteile ich ihn auch nicht mit Worten. Wenn ich ihn nicht mit Worten verurteile, wird mein Handeln eher auf ein Miteinander zielen, denn auf ein Gegeneinander. Wenn wir miteinander handeln, also verbindlich miteinander umgehen, werden wird uns nicht gegenseitig blockieren und fertigmachen. Dann können wir Dinge bewegen. Das gilt für die große Politik wie auch für die Bezirkspolitik. Es gilt für alle Menschen überall.

Die Autorin ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie in Berlin-Zehlendorf.
Die Autorin ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie in Berlin-Zehlendorf.

© Dieter E. Hoppe/Promo

Redet gut übereinander! Das ist der erste Schritt. Denn wir sitzen alle im selben Boot. Und  klar ist auch: Worte, die ich ausspreche, sagen oft mehr über mich selbst aus, als über denjenigen, den ich damit be- oder verurteile.

Für unseren kleinen Zehlendorfer Kosmos bedeutet dies: Politker und Politikerinnen, besinnt Euch! Damit endlich!, endlich! die Sanierung unserer Schulen vorankommt! Es geht um die Gesundheit unserer Kinder. Es darf nicht erst etwas Schlimmes passieren – doch es ist schon fünf vor zwölf.

Die Autorin ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie in Zehlendorf. Der Text erscheint auf dem Tagesspiegel-Zehlendorf, dem digitalen Stadtteil- und Debattenportal aus dem Berliner Südwesten. Wenn Sie noch mehr über das Thema lesen wollen, schauen Sie hier. Wenn Sie selbst Texte schreiben wollen oder Anregungen haben, wenden Sie sich gerne an uns unter zehlendorf@tagesspiegel.de

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