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Zuletzt nutzte die Polizei das Depot in der Belziger Straße.

© imago images/Joko/via www.imago-images.de

Probebühne oder Polizeimuseum: Gerangel um historisches Tram-Depot in Berlin-Schöneberg

Seit Jahren wird über die Nutzung des alten Betriebshofs in der Belziger Straße diskutiert. Jetzt kommt Bewegung in die Sache – allerdings nicht so, wie es sich etwa Bürger gedacht haben.

Was wird aus dem alten Straßenbahndepot in der Belziger Straße in Schöneberg? Seit Jahren gibt es Diskussionen darüber, was man mit dem Areal und den Hallen so anstellen kann. Im Laufe der Zeit gab es Beteiligungsverfahren mit den Bürgern. Senatsverwaltungen äußerten Vorstellungen, und auch der Bezirk hatte seine Ideen. Eine Entscheidung gibt es bis heute nicht. Aber nun sieht es danach aus, dass Senatsinnen- und -kulturverwaltung um die Nutzung der Immobilie konkurrieren.

Seit mehr als einem Jahr hat die Polizei das Gelände geräumt, die Autos stehen nun in Biesdorf. Schon zuvor hatten sich Senat und Bezirk im Einvernehmen mit der landeseigenen Immobilienverwaltungsgesellschaft BIM abgestimmt, dass zwei der drei Hallenschiffe dem Senat für kulturelle Zwecke zur Verfügung stehen, eine Halle dem Bezirk.

Im Sommer vergangenen Jahres war in einer Senatsantwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen nur noch die Rede von „einem Anteil der Fläche einer Halle“ für eine bezirkliche Nutzung.

So sah das Gelände um 1914 aus.

© Wikipedia/gemeinfrei

Im Gespräch war zu dem Zeitpunkt, die Hallen als Probebühnen für drei Theater – Volksbühne Berlin, Komödie am Kurfürstendamm, Maxim-Gorki-Theater – herzurichten. Dafür hatte die Kulturverwaltung eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. In die Investitionsplanung bis 2027 wurde das Projekt allerdings nicht aufgenommen. Deshalb ist ohnehin nicht damit zu rechnen, dass vor 2030 dort irgendetwas realisiert wird.

Durch eine Vorlage im Hauptausschuss Anfang Dezember wurde dann bekannt, dass dort ein ganz anderes Projekt in Angriff genommen werden könnte. Jetzt soll geprüft werden, ob sich der Standort nicht für ein kombiniertes Polizei- und Feuerwehrmuseum eignet.

Diese Idee kommt nun von der Senatsinnenverwaltung. Planungsmittel in Höhe von 150.000 Euro sowohl für dieses als auch das kommende Jahr wurden freigegeben. Von einer bezirklichen Nutzung war gar nicht mehr die Rede.

Bürgerwillen missachtet?

Für die Schöneberger Grünen-Abgeordneten Catherina Pieroth und Sebastian Walter eine herbe Enttäuschung: „Das ist für diesen Standort unsinnig und hintertreibt alle Pläne für eine soziale und kulturelle bezirkliche Nutzung, die in diesem Kiez dringend notwendig ist. Wir werden uns damit nicht abfinden und uns für die bisherigen bezirklichen Bedarfe einsetzen.“ Außerdem kritisieren sie, dass die Ergebnisse Bürgerbeteiligungen anscheinend überhaupt nicht berücksichtigt würden.

Die Senatsinnenverwaltung werde nun das Gespräch mit den anderen betroffenen Senatsverwaltungen und auch dem Bezirk suchen, wie Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe in der Vorlage für den Hauptausschuss schreibt.

Zwei Senatsbehörden konkurrieren

Die Kulturverwaltung möchte hingegen ebenfalls an ihrer Planung festhalten, wie ein Sprecher mitteilte. Unter anderem auch, „weil uns alternative Nutzungsüberlegungen bisher nicht bekannt waren“. Die Kulturverwaltung wusste also anscheinend nichts von den Museumsplanungen der Innenverwaltung. „Sobald die alternative Planung vorliegt, wird entschieden werden“, sagte der Sprecher der Kulturverwaltung. „Bis dahin halten wir unsere Bedarfe an der Liegenschaft aufrecht.“

Übrigens: Schöneberger berichten, dass auf dem Gelände inzwischen wieder abgestellte Autos gesichtet wurden.

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