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Marga Herget in ihrem Salon.

© Patricia Wolf

Prenzlauer Berg, du hast die Haare schön!: Berlinerin frisiert seit 45 Jahren ihren Kiez

Marga Herget kümmert sich in ihrem Salon um die Köpfe ihrer Kundinnen und Kunden. Und erfährt nebenbei so manches Geheimnis aus dem Kiez.

Von Patricia Wolf

Marga Herget kennt die Bötzowstraße vermutlich so gut wie kaum jemand sonst. Die Friseurmeisterin gehört mit ihrem Salon zum Inventar der Straße im gleichnamigen Kiez von Prenzlauer Berg. Schon seit mehr als 45 Jahren – am 1. März 1977 wurde der Laden eröffnet – kümmert sie sich mit Freude und Leidenschaft um die Köpfe ihrer Kundinnen und Kunden. Und erfährt nebenbei natürlich so manches aus dem Innenleben der Straße und dem ihrer Bewohnerinnen.

Die zierliche, tipptopp zurechtgemachte Dame, die in ihrem kleinen Ladengeschäft mit Hingabe Haare wäscht, schneidet, färbt und frisiert, legt Wert darauf, genügend Zeit für jeden Kunden zu haben. Eine ausführliche Beratung ist ihr sehr wichtig, sagt sie, nur so könne sie ihrem Anspruch genügen, „gemeinsam mit ihren Kunden eine typgerechte Frisur zu finden, die ihnen schmeichelt, ihre Gesichtszüge positiv betont“.

Seit 45 Jahren gibt es das Friseurgeschäft im Bötzowviertel.

© Patricia Wolf

Schon früh war es Hergets Wunsch, die ihren Meister bereits mit 19 Jahren gemacht hat, einen eigenen Frisiersalon zu führen. Wie es schließlich dazu kam, war „so kurios, denn die damalige DDR hatte ihre eigenen Bestimmungen“ und man konnte ein Geschäft eigentlich nur altershalber übernehmen – heißt: wenn der Vorgänger in Pension ging. Der Vorbesitzer ihres Salons war der Schlagersänger Andreas Holm, der krankheitsbedingt aufhören musste. Seine Frau wiederum hatte eine Allergie gegen Friseurprodukte entwickelt – und so mussten beide den Laden aufgeben. Die damals bereits vorgesehene Nachfolgerin wiederum war um Weihnachten 1976 auf Westbesuch für einen Tag – kehrte aber nicht mehr zurück. So bekam Marga Herget die Chance, das schon komplett fertig eingerichtete Geschäft zu übernehmen. Zwei Monate später war es dann so weit.

Als Friseurin begleitet sie ihre Kunden durchs Leben

Im Lauf der Jahre hat Marga Herget viele Stammkunden gewonnen, manche von ihnen hat sie schon bedient, als diese noch Kinder waren. Und nahm gleichsam an deren Leben teil, an Jugendweihe, Hochzeit, dem ersten Kind. Und „dafür ist ein Friseur doch da, dass man in den vielen Jahren, die man den Menschen begleitet, auch die passende Frisur findet, so dass er sich wohlfühlt“, erklärt sie. Etliche ihrer Stammkunden – viele von ihnen waren auch Ladenbesitzer in der unmittelbaren Umgebung – sind gar nicht mehr im Kiez zu Hause, kommen aber weiterhin zu ihr. Und so zählt Marga Herget mittlerweile Menschen aus ganz Deutschland zu ihren Kunden. Kürzlich hat sich beispielsweise ein Ehepaar angekündigt, das mittlerweile in Frankfurt am Main lebt, um sich die Haare von ihr frisieren zu lassen.

Besonders viel Spaß gemacht habe ihr immer das Schaufrisieren, an dem sie 17 Jahre lang teilgenommen hat, davon sechsmal an den deutschen Meisterschaften. Doch alles habe seine Zeit, und nun konzentriere sie sich lieber auf andere Dinge.

Veränderung spielt eine große Rolle, ob auf der Straße oder bei den Kunden. So war es für die Friseurmeisterin nach der Wende „das Interessanteste und Angenehmste, endlich die besten Produkte bestellen und kaufen zu können.“ Sie freue sich immer noch, ihre Kundschaft mit dem Besten beraten und versorgen zu können, auch heutzutage sei sie stets auf der Suche nach den neuesten Produkten, die der Markt biete. Und sie hat Spaß daran, sich über Trends zu informieren, die Schnitte, die gerade en vogue sind. Seit 20 Jahren arbeitet Marga Herget nunmehr allein in ihrem Salon, zuvor hatte sie bis zu sieben Mitarbeiterinnen beschäftigt – vier von ihnen Lehrlinge.

Sie schätzt das fürsorgliche Miteinander im Kiez

Das aufmerksame und liebevolle Miteinander der Ladeninhaber in der Bötzowstraße schätzt die Friseurin, die ihre blonden Haare meist hochgesteckt trägt. Man helfe sich, wo man kann – beispielsweise bringt ihr ein Mitarbeiter aus dem nahen Buchladen das bestellte Buch, wenn sie ihren Salon nicht schließen kann. Besonders gut findet sie, dass die Schülerinnen und Schüler der Kurt-Schwitters-Schule, die ein paar Häuser weiter gelegen ist, die Schaufenster der Läden immer mal wieder mit künstlerischen Elementen gestalten. So könne man teilhaben an dem, was die Kinder und Jugendlichen lernen, was sie beschäftige. Und es entstehe früh ein Gefühl für Nachbarschaft, der Sinn für die Gemeinschaft.

Wenn die Kundin den Laden verlässt und auf ihre Frage, ob ihr die neue Frisur gefalle, mit einem Ja antwortet, ist die Friseurmeisterin froh, ihren Teil dazu beigetragen zu haben, dass sich die Kundin wohlfühlt. Das erfülle sie „mit Freude und Dankbarkeit; deshalb liebe ich meinen Beruf“, sagt sie. Und so wird Marga Herget vermutlich noch viele Kunden in der Bötzowstraße glücklich machen.

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