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Leiter Barnas Çelik (v.l.n.r), seine Kolleginnen Natalija Dermanov und Claudia Guerrero Almirall sowie Stadtrat Alexander Ewers (SPD)

© Valentin Petri

Neues Jugendzentrum in Berlin-Frohnau: Endlich wieder Leben unterm Dach

Als 2011 ein Jugendtreff schließen musste wurde, fehlten Angebote für Kinder und Jugendliche im Berliner Norden. Das ändert sich nun mit der Übergabe einer neuen Freizeitstätte.

Am Lesser-Park in Berlin-Frohnau ist wieder Leben eingekehrt. Musik und Stimmen sind schon aus der Ferne zu vernehmen und tönen über die wetterbedingt etwas schlammige Grünfläche zwischen Bäumen und Sportplatz. Nach über zehn Jahren gibt es hier wieder ein neues Jugendzentrum für den Reinickendorfer Norden eröffnet. „Unterm Dach“ nennt sich die Freizeiteinrichtung passenderweise, denn es hat die Räume im obersten Stockwerk des Gebäudes bezogen.

2011 wurde das alte kommunale Jugendzentrum „Terra“ als Sparmaßnahme vom Bezirksamt geschlossen. Dass es seitdem zu wenig Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche im Norden gab, darüber war man sich im Bezirk einig.

„Es braucht einen Ort, an dem junge Menschen mitgestalten können“, erklärt Jugendstadtrat Alexander Ewers (SPD). Ihm sei wichtig gewesen, wieder eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche im Norden des Bezirks zu schaffen.

Betrieben wird das neue Jugendzentrum vom Verein „Roter Baum“, der weitere Einrichtungen in ganz Berlin hat. „Jugendliche haben das Bedürfnis, sich vom Elternhaus zu lösen“, erklärt Barnas Çelik, der „Unterm Dach“ zusammen mit seinen Kolleginnen leitet. „Sie brauchen einen Ort, an dem keine Ansprüche an sie gestellt werden.“ Egal woher sie kommen, wo sie wohnen. Das sei bei allen gleich, berichtet der 28-Jährige in seinem Büro unterm Dach.

Es braucht einen Ort, an dem junge Menschen mitgestalten können.

Reinickendorfs Jugendstadtrat Alexander Ewers (SPD)

Rund um den Zeltinger und Ludolfingerplatz im Ortskern hat das Team seit dem letzten Sommer bereits Erfahrungen in der Mobilien Jugendarbeit gesammelt. Für Çelik wurde dabei nochmal deutlich, warum es die Freizeiteinrichtung im Norden des Bezirks dringend brauche. Junge Menschen aus ganz Reinickendorf versammeln und treffen sich dort in ihrer Freizeit.

Der Plan für Tag hieß früher: Rumlaufen

„Als wir die Jugendlichen auf dem Platz fragten, was sie heute so vorhaben, war die Antwort: Rumlaufen.“ Das habe ihn schockiert, sagt der Sozialarbeiter, der in Waidmannslust wohnt.

Bei der mobilen Arbeit mit dem „Roter Baum“-Bus kommen er und seine Kolleginnen mit den Jugendlichen am Zeltinger Platz ins Gespräch. Dabei fiel ihm auf: „Sie wünschen sich einen Ort, an dem sie ungestört sein können.“ Besonders in Frohnau, Heiligensee und Hermsdorf gibt es einen großen Bedarf für freie Jugendarbeit, meint er.

Zusammen mit den Jugendlichen gestaltet

Bereits im letzten Sommer hat das Team die Räumlichkeiten in der Schönfließer Straße 12A gemeinsam mit den ersten Jugendlichen bunt gestrichen und eingerichtet. Jetzt stehen dort ein Tischkicker, Regale mit Spielen, im Nachbarraum ein Fernseher mit Konsole.

Auf möglichst viel Eigenverantwortung unter den jungen Menschen setzen die Pädagogen. „Sie werden darauf vorbereitet, über verschiedene Stufen immer mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Die Räume sollen sie auch ohne das Personal nutzen dürfen. Klar, da brauche es Vertrauen.

Es braucht Mitspracherecht

Mit eher starren oder institutionalisierten Strukturen spreche man vor allem eine ganz bestimmte Klientel an. Ein Jugendparlament funktioniere für politische Beteiligung gut. Aber auch im Alltag brauchen die jungen Leute Mitspracherecht, ihr Umfeld zu gestalten. „Wenn die Jugendlichen sagen: ‚wir wollen dieses Spiel kaufen‘, dann wird das gemacht.“

Neben dem Jugendzentrum sind die Sozialarbeiter auch mit dem roten Bus des Vereins weiterhin im Ort unterwegs. „Da kommt man gut mit den Jugendlichen ins Gespräch.“ Nach und nach, so die Hoffnung, kommen immer mehr dann mit ins Freizeitheim.

Für 13-Jährige wie für junge Erwachsene

„Die freie Jugendarbeit zeichnet aus, dass sie ohne Voraussetzungen ist.“ Alle Angebote sind kostenlos, jeder kann kommen. Eine Herausforderung sei aber, etwas zu schaffen, das für junge Erwachsene bis 27 genauso gut ist wie für 13-Jährige. Denn diese große Altersspanne will das Jugendzentrum „Unterm Dach“ erreichen.

Er und seine Kollegen können auch bei Krisen beraten, auch wenn das nicht ihre Hauptaufgabe sei, betont er. Die Probleme der Jugendlichen fallen oberflächlich manchmal gar nicht auf. Manchmal versuchen sie die Probleme zu verschleiern, machen einen Witz. „Manchmal muss man auch einfach Dampf ablassen.“

Und lesen Sie noch mehr aus Reinickendorf – im neuen Bezirksnewsletter des Tagesspiegels, der jeden Mittwoch erscheint. Hier sind einige Themen der aktuellen Ausgabe.

  • Kostenexplosion beim Paracelsusbad: Die Mängelliste in voller Länge
  • Bauvorhaben auf dem TetraPak-Gelände in Heiligensee: Bezirk kündigt frühzeitige Bürgerbeteiligung an
  • 1. Bundespreis für die Ernst-Litfaß-Schule: eine von Deutschlands besten Schülerzeitungen kommt aus Wittenau
  • Wie der Hermsdorfer See entschlackt wird und warum das am Tegeler Fließ nicht passiert
  • Namenloser Platz in Waidmannslust wird getauft
  • Erneuter Zwischenfall am Ankunftszentrum in Tegel: Sicherheitsmann verletzt Kollegen im Streit
  • Historische Krimilesung in der Humboldt-Bibliothek
  • Bekannte und unbekanntere Komponisten: Junges Kammerorchester spielt in Tegel
  • „Blickfeld“: Neue Ausstellung im Museum Reinickendorf
  • Erzählcafé mit Geflüchteten und Alteingesessenen am Schäfersee
  • Das neue Gleichgewicht der Großmächte: Frohnauer Diskurs mit Herfried Münkler
  • Tag der Archive: Landesarchiv am Eichborndamm öffnet seine Türen
  • Cheerleader aus dem Märkischen Viertel reisen in die USA und brauchen Unterstützung
  • Mittel vom Senat für freiwilliges Engagement 

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