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Konrad Kutt vor seiner ausgebrannten Bücherbox am Bahnhof Grunewald.

© Cay Dobberke

Nach antisemitischem Brandanschlag: Zerstörte Berliner Bücherbox kommt ins Museum

Das Bonner „Haus der Geschichte“ übernimmt die Reste der umfunktionierten Telefonzelle am Bahnhof Grunewald, in der Holocaust-Literatur auslag – und ein Auktionshaus versteigert für einen Neubau ein verkohltes Buch.

Nach dem antisemitischen Brandanschlag auf die Bücherbox vor dem S-Bahnhof Grunewald will die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland die Ruine als Ausstellungsstück in ihre Sammlung aufnehmen. Das erfuhr der Gründer des Projekts „Nachhaltige BücherBoXX“, Konrad Kutt, aus dem Museum in Bonn.

Wegen der Nähe zum Deportations-Mahnmal „Gleis 17“ am Bahnhof Grunewald lag Literatur über die Judenverfolgung in der Nazizeit zur kostenfreien Lektüre in der umfunktionierten Telefonzelle aus. Mitte August legte ein 63-Jähriger ein Feuer und hinterließ ein antisemitisches Schreiben. Die Polizei konnte den Täter schnell ermitteln; er war bereits durch andere politisch motivierte Sachbeschädigungen aufgefallen.

Als authentisches Objekt vereine die Bücherbox zwei relevante Themen, heißt es nun aus dem Museum. Zum einen stehe sie für bürgerschaftliches Engagement durch die „aktive und kritische Auseinandersetzung mit den Themen Nationalsozialismus und Antisemitismus“ im öffentlichen Raum. Außerdem verdeutliche ihre Zerstörung aktuelle rechtsextreme Gewalttaten sowie das „Fortbestehen und die Folgen antisemitischer Überzeugungen“ in der Gesellschaft. Zuerst soll das Exponat in einer Wechselausstellung über die Deutschen und den Nationalsozialismus nach 1945 gezeigt werden.

Zur Finanzierung einer Ersatz-Installation am Bahnhof Grunewald will das nahe gelegene Auktionshaus Bassenge beitragen. Am 12. Oktober versteigert es den eingerahmten Rest eines Buches, das bei dem Brandanschlag nahezu verkohlt war. Es handelt sich um das Buch „Willkommen in der Wirklichkeit. Wie Deutschland den Abstieg vermeiden kann“ des Wirtschaftsjournalisten Nikolaus Piper.

Dieses weitgehend verbrannte Buch wird in der Benefiz-Auktion angeboten.
Dieses weitgehend verbrannte Buch wird in der Benefiz-Auktion angeboten.

© promo / Auktionshaus Bassenge

Das Auktionshaus veranschlagt 200 Euro als minimalen Schätzpreis und verspricht: „Der Erlös kommt dem Aufbau einer neuen BücherboXX zugute“. Gebote werden in der Galerie Bassenge an der Erdener Straße 5a, in einer Live-Videokonferenz sowie telefonisch und schriftlich möglich sein. Mehr dazu steht unter bassenge.com/lots/122/34010.

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat ebenfalls angekündigt, eine neue Bücherbox finanziell zu unterstützen. Die Summe wurde allerdings nicht genannt. Spenden können auf ein Konto überwiesen werden, dessen Inhaber die Europäische Akademie Berlin ist (Stichwort „BücherboXX“, Berliner Volksbank, IBAN: DE 90 1009 0000 2112 1610 00).

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