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Die alte Wache befand sich bis 1987 im Dorfkern am Friedhof. Hier ein Foto von 1979.

© Newsletter-Leser Gerhard Bertling

Nach 100 Jahren in Berlin-Kladow: Tschüs, altes Feuerwehrhaus

Umbruch am Berliner Stadtrand: Die alte Feuerwache ist Geschichte. Auch der Supermarkt wird abgerissen. Was wird aus dem Ortszentrum?

Mach's gut, altes Haus. Am Dorfplatz von Berlin-Kladow, gelegen tief im Süden von Spandau, gleich an der Havel, wurde jetzt die 100 Jahre alte Feuerwache abgerissen. Beim Spandau-Newsletter meldeten sich prompt mehrere Tagesspiegel-Leser, und so mancher schickte auch gleich Fotos.

In Betrieb war die Dorfwache schon lange nicht mehr. 1988 wurde die neue Feuerwehr neben dem heutigen „Lidl“ eröffnet. Im alten Spritzenhaus am Dorfplatz mietete sich Jürgen Frohberg mit seinem Gartencenter ein (Foto), zuletzt befand sich dort ein Billig-Schuhladen.

Anwohner träumten von einem Weinlokal mit Altbau-Charme: Pech, schon 2017 sagte die Finanzverwaltung um Matthias Kollatz, SPD, im Spandau-Newsletter: „Die Wache steht nicht unter Denkmalschutz, wurde verkauft, wird abgerissen.“

Die Feuerwehr dort unten in Kladow hat 40 Freiwillige Feuerwehrleute, die sogar auf ein kleines Boot zurückgreifen können im Notfall: Klar, die Havel und der Glienicker See liegen gleich um die Ecke. Seit 30 Jahren hat die Kladower Wache eine große Jugendfeuerwehr mit 30 Kindern und Jugendlichen.

[Den kompletten Spandau-Newsletter gibt es unter leute.tagesspiegel.de]

Hier die Feuerwache am Kladower Damm, die 1988 eröffnet worden ist. 40 Freiwillige Feuerwehrleute passen auf, darunter acht Frauen.
Hier die Feuerwache am Kladower Damm, die 1988 eröffnet worden ist. 40 Freiwillige Feuerwehrleute passen auf, darunter acht Frauen.

© André Görke

Und weg ist sie: März 2021. Hinten der alte Friedhofszugang. Hier errichtet ein Zahnarzt seine nächste Immobilie: ein neues Geschäftshaus.
Und weg ist sie: März 2021. Hinten der alte Friedhofszugang. Hier errichtet ein Zahnarzt seine nächste Immobilie: ein neues Geschäftshaus.

© André Görke

Kleine Wahrzeichen von Kladow: die drei Feuerwehrmänner über dem Eingangstor der neuen Wache.
Kleine Wahrzeichen von Kladow: die drei Feuerwehrmänner über dem Eingangstor der neuen Wache.

© André Görke

Das Loch im Dorfzentrum soll eine Kladower Zahnarztfamilie füllen, die seit 2018 ein Geschäftshaus bauen will. Jetzt wird ernst gemacht mit den Plänen. Der Zugang zum alten Friedhof dahinter soll erhalten bleiben. In Kladow spielen sich bei Bestattungen oft ungewöhnliche Szenen für Berliner Verhältnisse ab: Denn die Trauergemeinde zieht von der Kirche einmal schweigend durch den Dorfkern - die Polizei sperrt dafür die Straßen, sogar die wichtigen Linien der BVG kommen dann zum Erliegen. Hier hat Pfarrer Nicolas Budde das mal so Spandau-Newsletter beschrieben:

"Es ist eine wunderschöne dörfliche Tradition, die wir uns hier in Kladow erhalten haben. Es ist für mich immer ein besonderer Moment zu sehen, wie für einen kurzen Augenblick das Dorf still steht und die Trauer im Alltag Platz hat. Schade nur, dass hinten oft gehupt wird, weil die Leute den Grund für den Stau nicht erkennen." Und warum der Umzug? " Da der Friedhof im Dorf keine Kapelle besitzt, finden die Trauerfeiern in der Dorfkirche statt. Die Trauergesellschaft zieht dann mit dem Pfarrer hinter der Urne her und geleitet den Verstorbenen auf seinem letzten Weg. Ich muss vorher immer der Berliner Polizei Bescheid sagen."

Vor dem Friedhof entsteht anstelle der Feuerwache ein Neubau. Der kann eine Chance sein gegen die Tristesse zwischen alter Post, Supermarkt und neuem Ärztehaus: Kann dieser zentrale und eingerahmte Platz mitten im Dorfkern mehr für Kladow sein als eine asphaltierte Abstellfläche für 15 Autos?

15 Parkplätze mittendrin, sonst nix: Aus dem Dorfkern kann man mehr machen.
15 Parkplätze mittendrin, sonst nix: Aus dem Dorfkern kann man mehr machen.

© André Görke

Der Supermarkt im Dorfkern soll auch abgerissen werden. Der ist keine Schönheit, war aber immer da. Hinten gibt es einen riesigen Parkplatz und eine kleine „Bolle“-Museumsvitrine: hier ein Foto. Auch dieser Supermarkt wird – so der Plan – Ende 2021 abgerissen und 2023 wieder öffnen, aber das kann sich auch nach hinten verschieben. Der größere Neubau soll hinten auf dem Parkplatz entstehen, berichtete die Unternehmerfamilie im Herbst im Spandau-Newsletter. Der Parkplatz würde etwas weiter nach vorne rücken.

In der Vergangenheit hat es immer wieder Wünsche von Bürgerinnen und Bürgern nach Cafés oder einem Marktplatz gegeben. Sitzplätze gibt es zwischen alter Schule, Kneipe und Friedhof auch keine.

[Lesen Sie mehr aus Berlin-Kladow: Der Ortsteil bangt um seinen Flusszugang - Grund sind die Millionenpläne im Gutspark]

Und hier schon mal die schnelle Übersicht der Themen, die Sie im aktuellen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel finden.

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