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Foto: Michaela Lawrenz

© Michaela Lawrenz

Mit dem Transporter ins Kriegsgebiet: Drei Pankower Freunde retten Tiere in der Ukraine

Das kleine Team macht sich regelmäßig auf den Weg, um zurückgelassene Katzen und Hunde zu versorgen. Manche von ihnen dürfen mit nach Deutschland.

Von Patricia Wolf

Am 2. November soll es wieder losgehen Richtung Ukraine. Dann werden Sabrina Jörns, Michaela Lawrenz und Mario Schlöricke zwei Transporter mit Tierfutter, Boxen und anderen Hilfsmitteln beladen und sich auf den Weg in das Kriegsgebiet machen. Ihre Mission? Sie wollen das Leid der (Haus)-Tiere lindern, die von ihren Besitzern auf der Flucht zurückgelassen werden mussten. Bis zu 20 Hunde oder Katzen nehmen sie bei jeder Fahrt mit zurück nach Deutschland, andere werden vor Ort versorgt, mit Futter oder Medikamenten.

Im Kriegsgebiet sind sie „auf Abertausende Hunde und Katzen“ getroffen, die sie teilweise eingeschlossen in Häusern oder in Ruinen vorfanden. Nicht selten müssen den Tieren Gliedmaßen amputiert werden; vor Ort werden die Tiere in Boxen verfrachtet und im Transporter Richtung Deutschland transportiert, in eine neue Heimat, zu neuen Besitzern. Das mitgebrachte Futter ist gedacht für die Tiere, die in der Ukraine bleiben müssen, weil sie nicht mit nach Deutschland gebracht werden können.

Im Transporter auf dem Weg nach Deutschland
Im Transporter auf dem Weg nach Deutschland

© Foto: Michaela Lawrenz

Formalitäten müssen schon vor der Reise erledigt sein

Die Arbeit beginnt jedes Mal freilich schon lange vor der Fahrt in die Ukraine. Alle Formalitäten müssen im Voraus erledigt sein, für die Tiere, die sie abholen wollen, müssen neue Besitzer gefunden worden sein, zudem müssen die Tiere geimpft und registriert sein. Dafür arbeitet das Team mit Tierschutzorganisationen zusammen.

Die Idee zu der Hilfsmission kam spontan gleich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Michaela Lawrenz (43) war schon zwei Tage danach zum ersten Mal in das Gebiet gefahren – und hatte dort Tausende zurückgelassener Hunde und Katzen vorgefunden. Bei ihrer Rückkehr fragte die Optikerin ihre Freundin Sabrina Jörns (32), die als Tierarzthelferin in einer Praxis in Pankow tätig ist und ein paar Häuser weiter in Französisch Buchholz wohnt, ob sie nicht beim nächsten Mal mitkommen wolle. Bald darauf schloss sich noch Mario Schlöricke (59) an – er war mit seinem Hund in die Praxis gekommen, in der Jörns arbeitet, und hatte den Aushang entdeckt, auf dem noch nach freiwilligen Helfern gesucht wurde.

Eine Katze inmitten der Ruinen
Eine Katze inmitten der Ruinen

© Foto: Michaela Lawrenz

Seit März ist das kleine Team schon fünfmal in der Ukraine gewesen, in Kiew, Butscha, Charkiw – zwischen den dreien hat sich im Laufe dieser Zeit eine enge Freundschaft entwickelt. Der kleine Transporter, mit dem sie unterwegs sind, hat vorne nur drei Sitze, hinten sind die Boxen für die Tiere und das Futter untergebracht. Sie müssen vorne zu dritt zusammengepfercht sitzen während der langen Fahrt, eine beschwerliche und nervenaufreibende Tour de force; dazu gesellt sich die ständige Angst, denn oft ist das Gebiet vermint, auf dem sie sich bewegen.

Die lange Fahrt ist nervenaufreibend, Bestimmungen ändern sich ständig

Weil sie als Deutsche kein einziges Haustier aus der Ukraine mit nach Deutschland nehmen dürfen, müssen immer auch Menschen dabei sein, die dazu berechtigt sind. Jeder Ukrainer darf maximal fünf Haustiere aus dem Land bringen. Allerdings ändern sich die entsprechenden Bestimmungen ständig. Meistens bleibt die kleine Truppe fünf bis sechs Tage in der Ukraine. Auf der langen Fahrt muss immer auch mit Widrigkeiten gerechnet werden, alleine an der Grenze ist oft stundenlanges Warten – bis zu 13 Stunden – angesagt. Dazu kommt der desolate Zustand der Straßen. Für diese Tage der Fahrt nehmen sich die drei Freunde Urlaub – da geht der Jahresurlaub schnell drauf. Doch spätestens, wenn sie erschöpft und erleichtert zurück in Berlin sind, beginnen sie meist sofort mit den Planungen für die nächste Tour.

Das Team ist dringend auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen

Das Benzin finanzieren sie selbst. Die ersten Touren hat die kleine Truppe noch komplett selbst finanziert. Um ihre Hilfsmission weiterführen zu können, sind sie auf Spenden angewiesen: für Futter, Boxen, Medikamente und andere Hilfsmittel. Wer Futter oder Geld spenden will oder auch Medikamente wie Antiparasitenmittel, kann dies bis zum 1. November abgeben in der Tierarztpraxis M. Hofmann, Berliner Str. 11, 13127 Berlin oder bei Augenoptik Lawrenz, Berliner Str. 6, 13127 Berlin (beides Französisch Buchholz).


Hier die Themen aus dem aktuellen Tagesspiegel-Newsletter für Pankow

Immer donnerstags erscheint der Tagesspiegel -Newsletter für Pankow. Den gibt es in voller Länge, einmal pro Woche mit vielen konkreten Bezirksnews, Tipps, Terminen unter tagesspiegel.de/bezirke. Und diesmal berichtet Patricia Wolf unter anderem über diese Themen:

  • Thälmann-Park saniert und erneuert
  • Wie geht es weiter in der Kastanienallee 12?
  • Ideen für Kinder und Jugendliche in den Herbstferien
  • Pankow auf dem Weg zur Klimaneutralität
  • Ein besonderer Tropfen: Weinlese in Prenzlauer Berg
  • Jugendschöffinnen gesucht - bewerben Sie sich!
  • Jan Faktor liest aus „Trottel“
  • Eschenallee: Schicksal der Bäume endgültig besiegelt? 

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