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Bereicherung im bunten kulinarischen Angebot der Charlottenburger Kantstraße: das "Madame Ngo" mit frecher Fassade.

© Madame Ngo / promo

Von TISCH zu TISCH: Madame Ngo

Französische und vietnamesische Küche, wie geht das zusammen? Ein neues Restaurant in der Kantstraße versucht den Spagat

Restaurantgründungen folgen meist einer einfachen Logik. Was einmal erfolgreich ist, müsste doch nochmal erfolgreich sein, nicht wahr? Und wenn zwei erfolgreiche Konzepte miteinander gemischt werden – was kann dann erst Großes dabei herauskommen! Einer, der weiß, wie’s geht, ist The Duc Ngo, Gründer der Berliner „Kuchi“ und „Cocolo Ramen“-Restaurants, der auch in Frankfurt am Main erfolgreich ist. Wie der Name seiner neuen Gründung zustande kommt, ist deshalb ziemlich klar – aber das Konzept dahinter muss trotzdem erklärt werden. Es beruht nämlich darauf, traditionelle französische und vietnamesische Küche im gemeinsamen Rahmen einer Brasserie zu servieren. Der Laden, eine frühere Apotheke, brummt von Anfang an, das ist ein Zeichen dafür, dass zumindest die Atmosphäre getroffen wurde. Dieses Kunststück beherrschen einige trendbewusste asiatische Gastronomen in Berlin sehr gut, dieser hier auch.

Gebrochen Französisch

Die Speisekarte liest sich ein wenig verwirrend. Suppen („Pho“) stehen neben asiatisch belegten Baguettes (Banh mi) und vielen anderen Gerichten zwischen Asien und Frankreich, die zum Teil als Vorspeise oder Hauptgänge bestellt werden können. Um gleich das Negative abzuhaken: Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Köche hier das französische Repertoire wirklich beherrschen. Am schlechtesten fiel deshalb die Hühnerleber-Paté für 7 Euro aus, die auf halber Strecke zwischen Terrine und Rillette gestrandet war, fett, krümelig, ohne Würzidee. Auch die Bouillabaisse, für 10 oder 16 Euro, auch in der kleinen Portion schon gut bestückt, wirkte, als sei die Suche nach dem Originalakkord von Knoblauch, Fenchel und Safran vorzeitig eingestellt worden – das waren gute, exakt gegarte Fischfilets und Meeresfrüchte in breiter, nichtssagend cremiger Soße. Anders lag das Scheitern bei der gebratenen Wachtel, die mit Honig und Five Spices wunderbar gewürzt und von einem geradezu knusprigen Kopfsalatachtel nebst Creme fraiche frisch begleitet wurde: Sie war am Knochen praktisch noch roh (14 Euro).

Authentisch Vietnamesisch

So, nun das Positive. Die Pho-ga-Nudelsuppe mit Bio-Huhn, eine gut bestückte große Schüssel für 13 Euro, war aromatisch perfekt gelungen, intensiv und ausdrucksstark, mit saftigen Bruststücken. Die drei frittierten Frühlingsrollen mit Salat und der traditionellen Fischsoßen-Vinaigrette (7,50), der Salat von grüner Papaya mit Beef-Jerky und Erdnüssen (12) und das Schweinefleisch-Trio („Les Trois Cochons“) für 10,50 Euro trafen diesen Punkt ebenfalls souverän – sie zeigten allesamt, was die Küche kann, wenn sie auf vertrautem Boden agiert. Vor allem im Schweine-Dreierlei – gekocht mit Reisessig und Koriander, geschmort mit Soja/Fischsauce und gebraten in größeren, saftigen Stücken – walteten viel kochtechnisches Geschick und ein Händchen für authentische Würzung. Beim Wein geben sich so erfahrene asiatische Wirte ebenfalls längst keine Blöße mehr. Das kleine Angebot ist hinreichend vielfältig und sorgfältig abgestimmt auf die Brasserie-Idee, genauso aber auf die deutschen Trinkgewohnheiten. Der zu Recht sehr beliebte Riesling „Eins, zwei, dry“ von Johannes Leitz kostet 26 Euro, es gibt ihn sogar glasweise.

Kulinarisch bereichernd

Wohlgemerkt: Das ist alles keine High-End-Küche, die zu diesen Preisen nicht zu machen wäre, sondern ein guter Kompromiss, der bei nicht zu hohen Erwartungen Freude bereitet und sich in der starken Konkurrenz der Kantstraße behaupten wird. Man könnte durchaus behaupten, dass „Madame Ngo“ gegenwärtig der beste, auf jeden Fall aber vielfältigste Einstieg in die Mysterien dieses kulinarischen Boulevards ist. Nur französisch kochen sie noch etwas gebrochen.

- Madame Ngo, Kantstr. 30, Charlottenburg, Mo-Fr 11.30-15, Di-Sa 18-23 Uhr, Reservierung nur madame-ngo.de

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