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Mindestens ein Dutzend Bäume gegenüber vom Bahnhof Jannowitzbrücke werden gefällt.

© Claudia Nier

Kahlschlag nahe Berliner Jannowitzbrücke: Allee mit 40 Jahre alten Bäumen wird wegen Neubau gefällt

Die Allee soll einer Wendemöglichkeit und einem Durchgangsweg weichen. Der Konflikt zwischen Baum und Bau ist derzeit nicht nur dort ein Thema.

Sie spenden Schatten und machen die ansonsten recht unscheinbare Schillingstraße zu einer schönen Allee. Doch für mindestens ein Dutzend Bäume gegenüber vom Bahnhof Jannowitzbrücke sind die Tage zählt. Am Eingang zum Wohngebiet an der Holzmarktstraße wurden am Donnerstag bereits vier Bäume gefällt.

„Einige sind älter als 40 Jahre“, sagt die ehemalige Pankower Baustadträtin Claudia Nier. Mit anderen Anwohner:innen demonstrierte sie zuvor für die Erhaltung der Bäume im Viertel, das zum sogenannten zweiten Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee gehört.

Die Bäume weichen wegen eines Neubaus. Dass dafür Ersatzbäume gepflanzt werden wollen, findet Nier unbefriedigend. „Wir haben keine 40 Jahre Zeit, auf die Schönheit und die Wirksamkeit der CO2-Schlucker zu warten“, sagt sie. „Welche Temperaturen werden dann in Berlin herrschen, wenn weiter zubetoniert wird und der Baumschutz immer wieder hinten runterfällt?“

Außerdem handle es sich bei dem Wohngebiet um ein Fördergebiet für den städtebaulichen Denkmalschutz. Mit dem Hansa-Viertel in Tiergarten und dem Bauensemble an der Karl-Marx-Allee hat sich das Land Berlin um das Weltkulturerbe beworben.

[Dieser Text stammt aus dem Mitte-Newsletter des Tagesspiegels. Den kompletten Newsletter gibt es jeden Mittwoch kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Das Bezirksamt Mitte teilt mit, dass die Bäume gefällt werden müssen, dies sei „alternativlos“. Denn hier sollen eine Wendemöglichkeit und ein Durchgangsweg entstehen, als Anbindung zu einem bereits bestehenden zehnstöckigen Gebäude. Die Außenraumgestaltung und Erschließung sei „über Jahre mit Feuerwehr, Müllabfuhr und auch den Nachbarn abgestimmt worden“.

Der Konflikt zwischen Baum und Bau ist derzeit nicht nur an der Karl-Marx-Allee ein Thema. In der vergangenen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses in Mitte wurden ähnliche Fälle besprochen. Bei jedem Bauprojekt muss genau erklärt werden, wieso die Fällung gesunder Bäume alternativlos ist. Kann sonst nicht gebaut werden, genehmigt der Bezirk für gewöhnlich Fällungen.

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