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Wahlplakate der CDU mit Kai Wegner und von Bündnis 90/Die Grünen mit Bettina Jarasch.

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Innen grün, außen schwarz: Diese Berliner Bezirke driften politisch auseinander

In der Innenstadt hauptsächlich Grüne, am Stadtrand die CDU: Die politische Spaltung, die bei der Berlin-Wahl zum Vorschein kam, zeigt sich auch innerhalb von Bezirken. Drei Beispiele.

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Tempelhof-Schöneberg

Tempelhof-Schöneberg ist politisch gespalten. Der Altbezirk Tempelhof mit seinen Ortsteilen Lichtenrade, Marienfelde, Mariendorf und Tempelhof ist CDU-dominiert, Schöneberg grün, ebenso wie Friedenau, obwohl dort der SPD-Kandidat Orkan Özdemir das Direktmandat für das Abgeordnetenhaus holte. Das war zwar auch schon früher so, dass der Stadtrand CDU wählte und die City rot-grün oder grün-rot. Aber so ausgeprägt war das Ergebnis noch nie. Und je weiter südlich man kommt, desto besser wurden die Ergebnisse für die Union.

In Lichtenrade fuhr die CDU berlinweit ihr bestes Ergebnis ein, mit Zahlen, von denen selbst die bayerische CSU heutzutage nur noch träumen kann. 49,6 Prozent holte dort der Wahlkreiskandidat Christian Zander und schrammte damit nur knapp an der absoluten Mehrheit vorbei. Im benachbarten Wahlkreis Marienfelde kam Scott Körber auf 47,5 Prozent.

Beide hatten also ein besseres Ergebnis als CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner in Spandau mit seinen ebenfalls hervorragenden 46,9 Prozent. Nicht umsonst heißt es bei Sozialdemokraten schon seit Jahrzehnten: „In Lichtenrade kannst Du einen schwarzen Besenstiel aufstellen, der wird auch gewählt.“ Die Themen von Grün-Rot vor allem auch im Hinblick auf Verkehr und Fahrradmobilität wurden von den Wählerinnen und Wählern anscheinend als Innenstadtthemen betrachtet, die am Stadtrand nicht ziehen. 

Neukölln

Dem Landestrend folgend, zeichnet sich in Neukölln bei den Erststimmen zum Abgeordnetenhaus eine Teilung zwischen den innerstädtischen und den am Rand gelegenen Wahlgebieten ab. Während die Grünen weiterhin Neuköllns innerstädtische nördliche Spitze, also die Wahlkreise 1 und 2, mit den Erststimmen anführen, bestimmt in Neuköllns südlich gelegenen Wahlgebieten wieder die CDU den Ton.

Bei den Wahlen im Jahr 2021 konnten vor allem die Sozialdemokraten im Süden mit ihrem Wahlprogramm überzeugen. Jetzt fuhr die SPD dort aber große Verluste ein. Lediglich ein Direktmandat konnte die Partei bei der Wiederholungswahl gewinnen – im Wahlkreis drei, der mittig zwischen den politisch grün und schwarz dominierten Gebieten liegt.

Pankow

Die Zweiteilung des Großbezirks Pankow lässt sich am Bild der Wahlbezirke sehr gut nachvollziehen. In der Innenstadt, wo es wenig Platz und viel Beton und Autoblech gibt, dominieren die Grünen – in Prenzlauer Berg, Pankow-Kirche, Niederschönhausen und dem südlichen Teil von Weißensee. Im urbanen Pankow gibt es auch ein paar Inseln der Linken.

Nördlich davon, in den immer noch dörflicher geprägten Gebieten, räumt die CDU ab. Sie punktete zwischen Blankenfelde, Buch und Heinersdorf insbesondere mit den Themen Verkehr und dem Widerstand gegen eine dichte Bebauung der großen Freiflächen neben Einfamilienhausgebieten – wie sie etwa in Karow oder in Französisch Buchholz geplant sind. Eine Verliererin dieses Wettstreits der unterschiedlichen Pankower Lebenswelten ist die SPD mit ihrer Politik des Mittelwegs – das verfängt offenbar weder im Norden noch im Süden.

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