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Madonna - in Zehlendorf präsent.

© ale/promo

Madonna bringt Fitness nach Zehlendorf: Hard Candy an der Truman Plaza

Ein "exklusiver Club für eine exklusive Gegend", sagen die Macher von Madonnas Fitness-Studio Hard Candy, das demnächst in Zehlendorf auf der alten Truman Plaza eröffnet. Ob der Pop-Star dann kommt? "Hoffentlich", heißt es.

50000 Quadratmeter, die man von der Clayallee nicht mehr einsehen kann, denn die Rohgebäude für die Shoppingmall und für das neue Fitnesscenter versperren den Blick. Dahinter wird gebaggert und gebaut, lange blaue Container für die Bauarbeiter und ihre Chefs reihen sich aneinander, auf unzähligen Sandbergen sind kleine Holzschilder befestigt, die in roter Schrift vermerken, welche der Villen, Twin Villen oder Gallery Houses, die für das Projekt "Fünf Morgen" vorgesehen sind, wohin kommen. Die Arbeiter nehmen gegen 10.30 Uhr am Dienstagmorgen ein zweites Frühstück, sie sitzen auf riesigen Kabeltrommeln oder an einem als Imbiss umfunktionierten Container, trinken Apfelschorle oder Kaffee. Im Hintergrund drehen sich langsam zwei große Kräne, und auf der gegenüberliegenden Seite des Hüttenwegs spielen jenseits des neuen "Urban Village" in Zehlendorf die Kinder der Biesalski-Grundschule auf dem Schulhof. Sie nehmen keine Notiz mehr von dem Geschehen, das seit Monaten direkt vor ihrer Nase stattfindet.

An diesem Tag hätten einige von ihnen zwar bestimmt gerne einen Blick gewagt, denn schon von der Clayallee weisen Schilder mit dem Motiv von Madonna, der Pop-Ikone, auf ein, nun ja, Ereignis hin. Doch dieses Ereignis findet ohne Madonna statt, und es ist im Grunde nichts Besonderes, das werden die Vertreter Madonnas in Berlin später selbst sagen, aber das, was sie sagen, das wiederum lässt darauf schließen, was für eine Art von neuer "Besiedlung" hier entsteht.

Die Fitnesscenter-Marke Hard Candy, die Madonna mit anderen gegründet hat, werden vermutlich die ersten sein, die ihr Business hier eröffnen. Das gesamte Areal ist von den Investoren Stofanel/Stoffel wie eine kleine grüne Stadt konzipiert worden, deren Mittelpunkt ein 6700 Quadratmeter großer See ist. Wenn man nun an diesem Tage die Sandberge und die Bauarbeiter mit ihren Käsebroten hinter sich lässt, dann betritt man irgendwann einen roten Teppich im Betonrohbau. Das Unternehmen ist ganz wie die Gründerin voller Selbstbewusstsein, wenn man es denn so ausdrücken möchte, die Eröffnung, heißt es, reihe sich ein "in die Kette von Ereignissen" wie etwa 50 Jahre Berlinbesuch von John F. Kennedey oder den kommenden Besuch des aktuellen US-Präsidenten Barrack Obama.

Fit für Zehlendorf. Vielleicht kommt Madonna zur Eröffnung im September.

© dpa

Ein als "Vertrauter" Madonnas vorgestellter Herr, der der "Wegbereiter von Hard Candy im Ausland" sein soll, sagt Berlin sei der Mittelpunkt Europas und so etwas wie eine Gangway nach überall hin. Hard Candy ist schon an einigen Orten, wie Moskau, Mexiko City oder St. Petersburg und Santiago de Chile, jetzt also kommt die Fitnesskette auch nach Deutschland, und die Vertreter von Hard Candy, zwei deutsche Brüder, die schon immer im Fitnessgeschäft waren oder wieder mal sind, sagen an diesem Tag auch noch etwas zu den Plänen. Jürgen Jopp sagt zum Beispiel, dass man "irgendwas Besonderes" machen wollte, und da sei man auf die Idee gekommen "Fitness und Lifestyle" zu verbinden. Bruder Ralf sagt, man wolle expandieren, aber in Zehlendorf fange man jetzt erst einmal an. Und warum nun gerade hier?

Es wird etwas von Madonnas "amerikanischen Wurzeln" geredet und dass die Truman Plaza eben ein Ort sei, an dem das Amerikanische in Berlin Tradition habe. Tatsächlich hat auf der Truman Plaza lange Jahre das deutsch-amerikanische Volksfest seinen Platz, und gleich gegenüber ist das amerikanische Konsulat noch immer vor Ort und dort, wo die ehemaligen Alliierten ihre Wohnungen und Kasernen hatten, auf der anderen Seite der Clayallee, entsteht gerade noch ein riesiges neues Wohnareal, das den Namen "The Metropolitan Gardens" trägt. Madonna hat mit alledem nichts zu schaffen. Jürgen Jopp sagt dann noch diesen Satz: "Der Mitgliedspreis wird monatlich unter 100 Euro liegen." Dies werde kein Club, der total preiswert sei, denn: "Es gibt hier Menschen, die nicht darunter leiden, wenn sie mehr zahlen. Das ist ein exklusiver Club für eine exklusive Gegend."

Hard Candy als sweet Candy getarnt, gab es auch bei der Vorstellung der offiziellen Studio-Pläne am Dienstag in Zehlendorf.

© Armin Lehmann

In dieser Gegend werden demnächst bis zu 10000 Menschen erwartet, wenn man alle Bauvorhaben zusammen rechnet, so jedenfalls lauten Schätzungen. Der Bezirk wurde gerade von einer Elterninitiative gezwungen, sich mit dem Thema Schule zu beschäftigen, weil auf dem Gelände, auf dem auch Hard Candy angesiedelt sein wird, zwar eine Kita existieren wird, aber keine neue Schule. Der Bezirk möchte nur einen Regelschulzweig auf das Gelände der Biesalski-Schule quetschen, eine Schule, die ohnehin viel Raum braucht, weil sie Behinderte integriert, und sich zudem mit der Quentin-Blake-Europaschule bereits ein enges Gelände teilt.

Die Investorin Giovanna Stefanel, die mit ihrem Mann Maximilian Stoffel, das Projekt schultert, ist bei der Vorstellung der Fitnesscenter-Pläne anwesend. Sie sagt, man sei immer offen für Gespräche für eine Schule, der Bezirk sei deshalb aber nie auf sie zugekommen.

Madonna war übrigens nicht anwesend, und auf die Frage, ob sie zur Eröffnung am 16. September kommt, sagt Jürgen Jopp: "Hoffentlich."

Der Autor ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel, der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin dieser Zeitung.

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