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Besucher stehen am Nachmittag vor einem geschlossenen Tor am Eingang zum Berliner Zoo.

© Foto: dpa/Monika Skolimowska

Hammerkopf stirbt an Vogelgrippe: Berliner Zoo bleibt noch mindestens zwei Wochen geschlossen

Nach dem Tod eines Vogels bleibt der Berliner Zoo für mehrere Wochen geschlossen. Es laufen großflächige Tests, Mitte nächster Woche sollen erste Ergebnisse vorliegen.

| Update:

Nachdem im Berliner Zoo ein Vogel an der Vogelgrippe gestorben ist, wird die Einrichtung noch mindestens zwei Wochen geschlossen bleiben. Das sagte Almut Neumann (Grüne), die als Bezirksstadträtin in Mitte für das Veterinäramt zuständig ist, am Sonntag dem RBB. Hintergrund ist dem Bericht zufolge, dass sämtliche 1200 Zoo-Vögel auf das H5N1-Virus getestet werden müssen. Das Virus löst die auch als Geflügelpest bekannte Vogelgrippe aus. Bis sämtliche Testergebnisse vorlägen, dauere es Neumann zufolge rund zwei Wochen.

Der Zoo war am Freitag geschlossen worden, nachdem ein verstorbener Hammerkopf positiv auf das Virus getestet worden war. Derzeit verschaffe sich der Zoo einen Überblick über die genaue Lage, erklärte eine Sprecherin des Zoos am Wochenende in einer E-Mail an die Deutsche Presse-Agentur.

Zuerst seien die 86 Vögel getestet worden, die kürzlich mit dem infizierten Tier in Kontakt gewesen seien. Nun folgten weitere 200 Vögel ohne direkten Kontakt, die von denselben Tierpflegerinnen und -pflegern versorgt worden seien. Sobald die ersten Ergebnisse vorlägen, werde sich der Zoo äußern. Das Aquarium und der Tierpark Berlin blieben geöffnet. 

Bezirksstadträtin schließt vorsorgliche Tötungen nicht aus

Dass Tiere vorsorglich getötet werden, schließt Almut Neumann zumindest nicht aus. „Wir müssen jetzt mal gucken“, sagte sie am Freitag der „Abendschau“ des RBB. Erst wenn die Testungen abgeschlossen seien, sei zu überblicken, „ob wir es mit einem Einzelfall zu tun haben oder ob es sich wirklich um ein größeres Seuchengeschehen handelt“.

Es stehe „auf jeden Fall zu befürchten“, dass die Vogelgrippe in Berlin angekommen ist, sagte Neumann weiter. Zumindest in dem Sinne, „dass wir natürlich in ganz Mitteleuropa gerade eine Ausbreitung der Vogelgrippe sehen.“ Die Vögel im Zoo so von Wildvögeln abzuschirmen, wie es nun der Fall ist, sei im Normalfall nicht möglich, erklärte sie. 

Der Zoo werde zunächst auf unbestimmte Zeit geschlossen, um eine weitere Verbreitung der Krankheit durch Besucher und ein Übergreifen auf Haustiere und anderen Geflügelbestände zu verhindern. Der Zoo sei ein Bereich, „den man gut isolieren kann“.

Ein Aushang am Eingang zum Berliner Zoo informiert über die Schließung des Geländes für Besucher.

© Foto: dpa/Monika Skolimowska

Wie der Tagesspiegel aus Behördenkreisen erfuhr, wird intern mit einer wochenlangen Schließung gerechnet. Jetzt werden laut dem Sprecher der Umweltverwaltung weitere Proben von Tieren labortechnisch untersucht. „Erst dann ist klar, wie groß das Ausmaß ist und wie lange der Zoo geschlossen werden muss“, sagte der Sprecher.

Der Hammerkopf sei bereits am vergangenen Sonntag gestorben. Das Landeslabor Berlin-Brandenburg habe am Freitag ein positives Ergebnis gemeldet, dies sei vom nationalen Referenzlabor für aviäre Influenza bestätigt worden. Der Expertenstab aus Tierärzten, Kuratoren und Tierpflegern sowie dem zoologischen Leiter des Zoo Berlin habe unverzüglich Schutzmaßnahmen in die Wege geleitet.

Nahezu alle Vögel – inklusive unserer Pinguine – wurden inzwischen in rückwärtige Volieren beziehungsweise Stallungen gebracht.

Christian Kern, Zoologischer Leiter

„Wir haben unmittelbar mit weitreichenden Quarantänemaßnahmen reagiert. Nahezu alle Vögel – inklusive unserer Pinguine – wurden inzwischen in rückwärtige Volieren beziehungsweise Stallungen gebracht“, erklärte der zoologische Leiter von Zoo und Tierpark Berlin, Christian Kern. „Glücklicherweise zeigt kein weiteres Tier entsprechende Krankheitssymptome. Dennoch werden alle Vögel auf die aviäre Influenza getestet“, ergänzt er.

Betroffen seien Abdimstörche, Brillenpelikane und Kronenkraniche. Die mit der Versorgung von Vögeln betrauten Mitarbeiter tragen laut Kern nun Schutzkleidung, um eine Verschleppung des Virus auszuschließen. Der Bezirk Mitte als zuständige Veterinärbehörde habe die Sperre des Tierbestandes verfügt. Zudem sei eine Risikoanalyse angeschoben worden. Vorsorglich werde auch der Tierpark Berlin einen Großteil seiner Vögel in Stallungen bringen.

Wie das Unternehmen erklärte, werden seit dem Auftreten der Vogelgrippe in Mitteleuropa seit einigen Jahren im Zoo und Tierpark Berlin verstorbene Vögel stichprobenartig auf aviäre Influenza getestet.

Ein Hammerkopf.

© IMAGO/imagebroker

Die sogenannte aviäre Influenza ist bekannt als Vogelgrippe oder Geflügelpest. Das Virus dahinter heißt H5N1. Es ist bisher nur in seltenen Einzelfällen mit Infektionen beim Menschen in Verbindung gebracht worden. In Vogelbeständen kann es sich jedoch leicht ausbreiten – für sie ist es eine tödliche Gefahr. Fälle von Vogelgrippe gab es nach offiziellen Angaben auch schon in Zoos und Tierparks in Greifswald, Karlsruhe, Rostock, Heidelberg und im Maintal.

„Eine vorsorgliche Schließung des gesamten Geländes des Zoos ist in dieser Situation ein wichtiger Schritt, bis wir uns einen besseren Überblick über die Situation verschafft haben“, erklärte der Sprecher der Umweltverwaltung. „Oberstes Ziel ist es, eine Ausbreitung der aviären Influenza zu vermeiden.“ Normalerweise ist der Zoo mit seinen 1200 Tierarten ein Publikumsmagnet: 2019 kamen mehr als 3,7 Millionen Besucher.

„Die Zusammenarbeit zwischen Veterinäramt, Zoo und Senatsverwaltung funktioniert sehr gut“, sagte Bezirksstadträtin Almut Neumann. „Alle Beteiligten versuchen gemeinsam, der Situation Herr zu werden und schnell zu reagieren.“

Nach Angaben des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Friedrich-Loeffler-Institut bei Greifswald grassierte das Virus in diesem Sommer ungewöhnlich heftig bei Wildvögeln an Nord- und Ostsee. Zehntausende Tiere sollen daran gestorben sein. Dem Institut zufolge sind aber nicht alle Vogelarten gleichermaßen betroffen – Tauben scheinen etwa weniger anfällig für das Virus zu sein. Allerdings könnten sich prinzipiell auch verschiedene Säugetiere infizieren.

Die Senatsumweltverwaltung appellierte, wer tote Vögel in Berlin finde, solle diese nicht anfassen. Wer dies doch getan habe, solle gründlich die Hände waschen. Es sei zwar unwahrscheinlich, dass die Vogelgrippe auf Menschen überspringt, aber durch Mutationen auch nie ganz auszuschließen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt das Risiko, sich mit dem aufgetretenen Virus H5N1 zu infizieren, selbst für Menschen mit engem Kontakt zu infizierten Vögeln als „sehr gering“ ein. In Vogelbeständen kann es sich jedoch leicht ausbreiten – für diese Tiere ist es eine tödliche Gefahr. (mit dpa)

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