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Zwei der „Sisterqueens“ mit der Rapperin Alice Dee (r.).

© Fabienne Karmann

Feministischer Rap aus Berlin-Wedding: „Es ist wichtig, neue Vorbilder zu schaffen“

Sexistische Texte, Macho-Gehabe – Rap gilt als Männerdomäne. Das Projekt „Sisterqueens“ will das ändern. Hier lernen junge Mädchen, sich selbst zu feiern.

Alma Wellner Bou leitet das feministische Rap-Projekt „Sisterqueens“ in Wedding, bei dem neun- bis 17-jährige Mädchen gemeinsam rappen und mit Künstlerinnen wie Ebow und Alice D. Songs und Videos produzieren. Die Sisterqueens wurden nun mit dem Hatun-Sürücü-Preis ausgezeichnet. Ein Gespräch über Geschlechterklischees, Sexismus und die Macht, sich selbst zu feiern.

Frau Wellner, Rap-Texte sind oft sexistisch, wie beeinflusst das junge Mädchen?
Sie hören diesen Rap, er ist Teil ihrer Kultur. Wir akzeptieren es, aber wir setzen uns auch mit ihnen hin und sprechen darüber. Es ist wichtig, neue Vorbilder zu schaffen. Deshalb arbeiten wir mit Künstlerinnen wie Alice Dee und Ebow zusammen.

Was können die Jugendlichen von ihnen lernen?
Sie geben ihre Skills an sie weiter, sie entwickeln gemeinsam Songs und produzieren Musikvideos. Und sie sind Vorbilder. Die Rapperin Sister Fa kommt zum Beispiel aus dem Senegal. Die Texte von Alice Dee sind queerfeministisch. So versuchen wir, mit unterschiedlichen Themen und kulturellen Unterschieden Anknüpfungspunkte zum Leben der Mädchen zu schaffen.

Wieso ist Rap so eine Männerdomäne?
Laut sein, stark sein, sich zeigen – diese Eigenschaften gelten als typisch männlich. Deshalb glauben viele, Jungs können das besser. Mädchen werden mit anderen Attributen assoziiert: Lieb sein, schön sein, sich kümmern. Als wir unser Rap-Projekt im Wedding starteten, haben sich viele Mädchen erst nicht getraut. Erst mit der Zeit wollten immer mehr mitmachen. Sie bekommen auch blöde Kommentare in der Schule oder im Internet zu hören.

[Dieses Interview stammt aus dem Mitte-Newsletter des Tagesspiegels. Den gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Mittlerweile läuft das Projekt seit vier Jahren. Wie kamen Sie darauf?
Die Idee war, es einfach mal anders zu machen – gegen die typischen Rollenklischees. Die Mädchen sollen sich selbst feiern können. Ihnen gehört die Bühne und sie haben etwas zu sagen. Rappen ist wahnsinnig empowernd für sie. Letztes Jahr sind sie in einem ausverkauften Saal im Hau in Kreuzberg aufgetreten. Für 14-jährige Mädchen aus dem Wedding war das eine wahnsinnig tolle Erfahrung.

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Worum geht es in den Texten der Mädchen?
In den Songs geht es viel um die Crew und die Sisterhood, wie zum Beispiel: „Ich chille mit der Crew, für mich sind sie genug“, oder auch um den Reichtum der Verschiedenheit innerhalb der Sisterhood: „Wir sind ein Mosaik, das Ergebnis ist ne Krone“. Gleichzeitig werden die schon angesprochenen Themen, wie Ungerechtigkeit, Rollenklischees und Diskriminierung angesprochen wie zum Beispiel: „Wieso ist Deutschland so reich und die Grenzen so ungleich?“.

Den Projektnamen „Sisterqueens“ haben sich die Jugendlichen selbst gegeben – was bedeutet er für sie?
„Queens“ ist ein Attribut aus dem Rap. Es bedeutet: Wir können das, wir sind stark. In der Familie oder von Freunden wird den Mädchen oft gesagt, was sie zu tun haben, was gut oder schlecht für sie ist. Bei „Sisterqueens“ entscheiden sie. Es ist ein Rückzugsort, eine Crew aus Frauen, die sich gegenseitig austauschen und unterstützen.
Sisterqueens ist eine Plattform des Künstler:innenkollektivs „ongoing project“ für feministische Rap-Projekte. Kooperationspartner sind das MÄDEA Mädchenzentrum und die Stiftung SPI.

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