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Suppenküche Spandau

© privat

Berliner Heldinnen des Alltags: „Wir sind die Suppenküche Spandau“

Sie helfen, wenn die Not groß ist, und verdienen mehr Aufmerksamkeit: Wer steckt hinter der Suppenküche? Ein Gespräch über Hilfe, Spenden – und die Rieselfelder in Gatow.

| Update:

Sie gehören zu den Guten im Berliner Westen: die „Suppenküche Spandau“. Links Hannelore Leißner, in der Mitte Claudia König als Leiterin der Suppenküche und rechts Barbara Nowak. Sie stellt im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau die Arbeit der Suppenküche vor und wie man der Einrichtung helfen kann. Zum Team gehören noch viel mehr Engagierte, die Menschen in Not helfen. Seit November 1997 hat die Suppenküche Spandau 11.000 Essen ausgegeben. Mehr Infos: www.st-marien-spandau.de

Liebe Frau Nowak, Sie helfen in der Suppenküche. Kurz und knapp: Wer steckt dahinter? 
Die Suppenküche in Spandau gibt es seit 25 Jahren, initiiert von engagierten Mitgliedern der katholischen Gemeinde Maria, Hilfe der Christen. Sie wird organisiert im bunt angestrichenen Gemeindehaus neben der Kirche, in der Galenstraße 39. Wir sind knapp 20 Helferinnen, dabei ein Mann. Wir kommen aus verschiedenen Spandauer Kirchengemeinden, es sind auch ‚Kirchenfremde‘ dabei.

Und wem helfen Sie dort? Kommen dort Ältere, Jüngere oder auch Bedürftige aus Kriegsregionen wie Ukraine oder Syrien? 
Meist kommen zu uns ältere Männer, weniger Frauen, seit einigen Jahren auch aus Polen und anderen osteuropäischen Staaten. Ob Ukrainerinnen oder Ukrainer dabei sind, wissen wir nicht, denn wir fragen selten nach der Herkunft und ‚kontrollieren‘ auch keine Ausweise.

11.000
Essen wurden in der Suppenküche schon ausgegeben.

Wie oft hat die Suppenküche geöffnet?
Vor Corona hatten wir an drei Tagen der Woche geöffnet, während der Pandemie und seit Ostern 2022 nur noch an zwei Tagen: montags und freitags. Ab 12 Uhr und bis ca. 12.30 / 13 Uhr gibt es etwas zu essen und zu trinken. Vielleicht können wir ab Februar 2023 auch wieder mittwochs öffnen.

Gibt es eigentlich in der Suppenküche wirklich Suppe?
Ja, es gibt einen Teller Suppe – manchmal auch zwei, je nachdem, ob es für einen Nachschlag reicht, dazu belegte Brote und Kaffee oder Tee und oft auch ein Stück Kuchen oder ein paar Kekse.

Ist ein Gericht ganz besonders beliebt? 
Da muss ich passen.

Oft stehen wir als Dreier-Team mindesten drei Stunden in der Küche.

Barbara Nowak, Spandauer Suppenküche

Wer hilft Ihnen vor Ort?
Wir erhalten seit Jahren, ach was: Jahrzehnten! Brot und Kuchen von den Bäckereien Rösler und Thoben sowie vom Backshop Miran. Ferner erhalten wir Spenden, auch Geldspenden, vom Lions Club Spandau. Die Kirchengemeinde stellt die Räume kostenlos zur Verfügung, bezahlt auch Wasser und Strom. Wir beteiligen uns an den Reinigungskosten. Hinzu kommen Privatpersonen, die uns regelmäßig größere und auch kleinere Geldspenden überweisen. Jeder auch noch so kleine Beitrag hilft armen Menschen. Auch von Frank Zander erhielten wir Essen gespendet und dieses Jahr Weihnachtstüten. Danke allen Spenderinnen und Spendern.

Benötigen Sie mehr Hilfe – und welche?
Wir freuen uns stets sehr über Geldspenden, egal in welcher Höhe. Bitte auf das Konto der Kirchengemeinde überweisen, mit dem Zusatz: „Suppenküche“. Es ist auch möglich, dass Freiwillige bei uns mitarbeiten, sie müssen sich aber die ‚rote Karte‘ vom Gesundheitsamt besorgen und körperlich fit sein, denn oft stehen wir als Dreier-Team mindesten drei Stunden in der Küche und bereiten alles vor und nach. Interessierte Helferinnen und Helfer können sich gerne bei Frau König melden unter c.-koenig@web.de oder bei der Spandauer Freiwilligen-Agentur www.die-spandauer.de.

Gut sichtbar vom Rathaus: die Kirche St. Marien, wo sich die Suppenküche befindet.
Gut sichtbar vom Rathaus: die Kirche St. Marien, wo sich die Suppenküche befindet.

© André Görke

Frau Nowak, warum machen Sie das, was Sie tun in der Suppenküche?
Ich war fast 40 Jahre im Öffentlichen Dienst tätig: im Bildungsbereich in Spandau und Berlin. Ich habe mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gearbeitet. Nach meiner Verrentung wollte ich etwas gänzlich anderes, aber auch Sinnvolles tun. Diese Tätigkeit in der Suppenküche ist für mich praktizierte christliche Nächstenliebe vor Ort. Helfen in der Gemeinschaft macht Freude und ‚beruhigt‘ das Gewissen.

Sind Sie selbst Spandauerin?
Ich bin in Spandau aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe nach dem Studium hier gearbeitet. In all den Jahren war ich im Umwelt-, Naturschutz in Gatow engagiert. Bei letzterem bin ich geblieben, dazu kommen seit Eintritt in den Un-Ruhestand verschiedenste Ehrenämter auf kommunaler, sozialer und kirchlicher Ebene.

Sie engagieren sich seit langer Zeit im „Arbeitskreis Gatow“ und haben einen Blick auf die Natur dort. 2018 waren Sie schon mal im Spandau-Newsletter. Macht Ihnen dort aktuell etwas Sorge?
Zum einen machen uns die vielen uneinsichtigen Hundehalterinnen und Hundehalter Sorgen, von denen 90 Prozent ihre Hunde ohne Leine im Landschaftsschutzgebiet herumlaufen lassen. Diese Tiere stören vor allem im Frühjahr die bodenbrütenden Vögel und scheuchen manches Mal im Winter und Sommer Tiere aus ihrem Versteck auf. Oft genug spazieren auch Menschen und Reiter abseits der ausgewiesenen Wege über die Felder und Wiesen. Damit werden Flora und Fauna erheblich beeinträchtigt.

Hundehalter auf den Rieselfeldern und die Arbeiten am Landschaftsfriedhof machen mir Sorgen.

Barbara Nowak, Spandauer Suppenküche

Und zweitens?
Zum anderen bereiten uns die derzeitigen und geplanten Arbeiten auf dem Landschaftsfriedhof Gatow große Sorgen: Hier sind starke Eingriffe in bisher naturnahe Biotope geplant bzw. finden schon statt, um neue Gräberflächen anzulegen. Dabei werden in erheblichem Umfang streng geschützte Arten geschädigt, eventuell sogar getötet. Bisher finden diese Maßnahmen auf dem umgrenzten Friedhofsgelände statt. Wir im AK Gatow haben große Sorgen, dass in naher Zukunft wegen des steigenden Flächenverbrauchs für Gräberfelder dieses Friedhofsgelände in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet ausgedehnt werden wird – eine für uns ungeheuerliche Vorstellung. Denn auf anderen Friedhöfen in Berlin, auch in Spandau, gibt es aufgelassene Gräberflächen, die durchaus neu belegt werden können.

Und was macht Ihnen in Gatow Freude?
Schön finde ich bei klarer Luft und Sonnenschein einen Spaziergang kreuz und quer über die Rieselfelder, eventuell Richtung Süden, der Sonne entgegen. Bei Frost tummeln sich in der Havel viele Vögel, die aus dem Hinterland kommend das noch offene Wasser suchen, zum Beispiel Schell-, Reiher-, Tafelenten, Gänsesäger und Silberreiher. In den Bäumen am Ufer ‚toben‘ Schwärme von Erlen– und Birkenzeisigen durchs Geäst.

Ihr Tipp für die Rieselfelder Gatow?
Bitte ein Fernglas mitnehmen und viel Zeit zum Beobachten mitbringen.


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