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Am 3.11.1973 wurden zwei Straßen in Köpenick nach Salvador Allende und Pablo Neruda benannt

© Bundesarchiv, Bild 183-M1103-0013 / CC-BY-SA 3.0

50 Jahre Putsch in Chile: Filmstudent dreht Doku über das Berliner Allende-Viertel

Aus Solidarität mit dem gestürzten chilenischen Präsidenten Salvador Allende benannte Köpenick eine Straße nach ihm. Wer erinnert sich im Allende-Viertel heute noch daran? Damián Correa Koufen hat nachgefragt.

Während die älteren unter uns wissen, nach wem das Allende-Viertel in Köpenick benannt ist, ist es für viele jüngere Menschen einfach nur ein Name. Nicht so für Damián Correa Koufen: Der 27-Jährige wuchs als Sohn eines Chilenen und einer deutschen Mutter in Pankow auf und beschäftigt sich seit ein paar Jahren intensiver mit der Geschichte Chiles. „Ich habe schon als Kind auf der Straßenbahnkarte gesehen, dass es in Köpenick eine Pablo-Neruda-Straße und ein Allende-Viertel gibt, mein Vater hatte mir auch davon erzählt“, sagt er.

Am 11. September 1973 hatte das chilenische Militär in einem Putsch den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende gestürzt, der sich daraufhin das Leben nahm. Bis 1990 hielt Augusto Pinochet das Land in einer Diktatur gefangen. In der DDR, auch in Ostberlin, kamen nach dem Putsch Hunderte Menschen zu Solidaritätsbekundungen zusammen, rund 2000 vom neuen Regime verfolgte Chilenen gingen dort ins Exil. Zwei Straßen in dem 1971 gebaute Viertel in Köpenick erhielten daraufhin die Namen von Allende und Neruda, schnell trug es den Spitznamen „Allende-Viertel“.

Als das „Museo de la memoria“, eines der größten Museen in Chile, einen Wettbewerb zum 50. Jahrestag des Allende-Putsches ausschrieb, kam Koufen die Idee für einen kurzen Dokumentarfilm. „Mir ist das Viertel wieder eingefallen und ich dachte, es sei spannend dort hinzugehen und zu schauen, wie die Atmosphäre ist und was den Kiez ausmacht.“ Erinnern sich die Menschen noch an den 11. September 1973? Und wie unterscheidet sich die chilenische Perspektive auf die damaligen Umbrüche von der deutschen Perspektive?

Damián Correa Koufen hat einen Film über das Köpenicker Allende-Viertel gedreht
Damián Correa Koufen hat einen Film über das Köpenicker Allende-Viertel gedreht

© privat

Insgesamt sechs Tage war Koufen vor Ort, um zu recherchieren. „Ich war überrascht, dass das Viertel so einen reichen Schatz an Erinnerungen birgt“, sagt er. Die verschiedenen Denkmäler seien allerdings etwas verstaubt: „Auf einem Stein steht die letzte Rede, die Allende gehalten hat. Aber man erkennt sie kaum noch – eigentlich gar nicht mehr. Und die Büste von Allende sieht auch nicht unbedingt heroisch aus.“ Man könne sozusagen bildlich an ihnen sehen, dass die Idee des Sozialismus hier gescheitert ist. Von den jüngeren Köpenickerinnen und Köpenickern wisse kaum noch jemand, wen die Büste eigentlich darstelle.

Während seiner Besuche kam Koufen immer wieder mit Anwohnerinnen und Anwohnern ins Gespräch. Manche luden ihn zum Kaffee nachhause ein und teilten ihre Erinnerungen an die 1970-er Jahre und die Entstehung des Viertels mit ihm. So erfuhr er unter anderem, dass jährlich Gedenkveranstaltungen an der Büste stattfinden, bei der sich zwanzig oder dreißig Personen treffen und Kränze niederlegen. Bei Recherchen stieß er außerdem auf Eberhard Aurich, den vorletzten Ersten Sekretär des Zentralrates der FDJ, der ihn mit Aufzeichnungen und Fotos versorgte.

Knapp sieben Minuten geht der Dokumentarfilm, den Koufen bei dem Wettbewerb in Chile eingereicht hat. Über das Filmarchiv der DEFA band er historische Filmaufnahmen ein, kümmerte sich alleine um Schnitt und Ton. Ab Ende September berät eine Kommission über die Einsendungen und die Frage, welcher Beitrag dauerhaft im Museum zu sehen sein wird. Dann beginnt auch das Studium des 27-Jährigen: Zum Wintersemester hat er sich für einen Master in Dokumentarfilm und Dramaturgie in Babelsberg eingeschrieben.

Aufgrund der DEFA-Rechte kann der Dokumentarfilm nur im Rahmen von Veranstaltungen gezeigt werden. Gerne können wir in dem Zusammenhang den Kontakt zu Damián Correa Koufen herstellen – schreiben Sie uns unter treptow-koepenick@tagesspiegel.de

Dies ist ein Text aus dem Newsletter für Treptow-Köpenick, der jeden Montag erscheint. Weitere Themen in dieser Woche sind unter anderem:

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