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U-Bahnhof Alexanderplatz

© dpa

Besuch auf der Alexwache: Tatort: Alexanderplatz

Der Kriminalitäts-Schwerpunkt rund um den Fernsehturm soll sicherer werden. Seit März arbeitet ein Staatsanwalt nur für dieses Gebiet. Ein Ortstermin mit Polit-Prominenz.

Einer der Männer schnippste ein Feuerzeug an, dann hielt er die Flamme an die Kleider eines 45-Jährigen. Es war Donnerstag, gegen 21 Uhr. Der Stoff fing sofort Feuer, der Täter, immerhin, bemühte sich, das Feuer zu löschen. Ein Komplize, der an der Tat beteiligt war, half beim Löschen. Kein einfaches Unternehmen, die Täter waren stark betrunken, das Opfer allerdings auch. Der 45-Jährige erlitt schwere Verbrennungen an einem Bein und am Rücken. Zeugen hatten den Vorfall beobachtet, so schilderten sie den Ablauf. Die Promillewerte im Blut des Trios ermittelte die Polizei selber.

Tatort: die Panoramastraße, in unmittelbarer Nähe des Alexanderplatzes.

Am Freitagvormittag steht Andreas Geisel, der Innensenator von der SPD, nahe dem Alexanderplatz am Fernsehturm und verkündet den blumigen Satz: „Der Alex ist ein schöner Platz, aber er hat Seiten, die der Zuwendung der Senatsinnenverwaltung und der Polizei bedürfen.“ Er hätte auch kürzer sagen können: Der Alexanderplatz ist unverändert ein gefährlicher Platz. Der mutmaßliche Brandanschlag auf den 45-Jährigen geht ja auch in die Kriminalstatistik für den Bereich Alexanderplatz ein.

1060 Anzeigen in fünf Monaten

Seit 15. Dezember 2017 steht auf dem Areal eine Polizeiwache, installiert nach öffentlich stark wahrgenommenen Gewalttaten. Seither haben Beamte hier 1060 Anzeigen aufgenommen. Raub, Diebstahl, Körperverletzung, Drogen, das ganze Programm. Neben Geisel steht Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und hat „ein Signal an die Berliner: Wir lassen euch nicht im Stich.“

Deshalb sind Behrendt und Geisel gemeinsam da, mit der neuen Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Ein Symbol. „Wir wollen zeigen, dass Polizei und Staatsanwaltschaft Hand in Hand arbeiten“, sagt Behrendt.

Seit 1. März ist ein Staatsanwalt speziell für den Alexanderplatz zuständig, er arbeitet sehr eng mit der „Ermittlungskommission Alex“ zusammen. Das, sagt Behrendt, habe ganz praktische Vorteile. So könne er den ermittelnden Beamten wertvolle, zeitsparende Hinweise geben, wie sie strukturell vorgehen. Früher dauerte es Monate, bis nach dem Zufallsprinzip ein Staatsanwalt eine entsprechende Akte auf dem Tisch hatte. „Wir können jetzt früher als bisher anklagen, weil schneller ermittelt wird“, sagt Jörg Raupach, der Leiter der Staatsanwaltschaft Berlin, der ebenfalls bei diesem Termin dabei ist.

18 Straftaten pro Tag

„Man sieht, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen wegen der Alexwache zunimmt“, sagt Geisel zufrieden. Das klingt allerdings nach einer überaus mutigen These, denn die personelle Ausstattung der Wache ist für einen Bereich, der täglich von 350.000 Menschen frequentiert wird, durchaus überschaubar.

Insgesamt sind der Wache 32 Beamte zugeordnet, Bundes- und Landespolizisten, aber gleichzeitig im Dienst sind immer nur sechs oder sieben. Davon ist rund die Hälfte auf Streife. Täglich werden am Alex, nach Angaben der Polizei, 18 Straftaten begangen. Im vergangenen Jahr wurden im U-Bahnhof Alexanderplatz 182 Körperverletzungen angezeigt. Das bedeutet einen Anstieg um mehr als 50 Prozent gegenüber 2016 (121). Und erst Anfang Mai wurde, ebenfalls in der Panoramastraße, ein 21-Jähriger zusammengeschlagen und mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Erheblich zurückgegangen ist dagegen die Zahl der Taschendiebstähle, seit die Justiz mit größerer Härte Strafen gegen die Täter verhängt hat. „Die Gesamtsituation wird sich nicht auf einen Schlag verbessern“, gibt Geisel zu. „Wir brauchen eine personelle Verstärkung bei Polizei und Justiz.“ Sowohl Behrendt als auch der Innensenator kennen ja die hohe Zahl von Verfahren, die in Berlin wegen Personalmangels bei der Staatsanwaltschaft eingestellt werden müssen.

Die Polizei hat auf jeden Fall schon mal analysiert, welche Ecken besser als bisher ausgeleuchtet werden sollten. Das Gebiet um das Volleyballfeld beim Fernsehturm zum Beispiel. Doch einfach mal schnell mehr Licht, so geht das nicht. Bei bestimmten Punkten hat das zuständige Umweltamt Bedenken angemeldet. Mehr Licht bedeutet enormen Stress für die Bäume an diesem Platz.

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