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Früher "Potsdam Hauptbahnhof", jetzt weitgehend eine Ruine: Der Bahnhof Pirschheide.

© Andreas Klaer

Bestehende Strecke um Berlin herum nutzen?: Senat lehnt Vorschlag für zweite Ringbahn ab

Um Berlin liegt eine Ringbahn für den wachsenden Speckgürtel. Doch der Senat will dort keine Personenzüge fahren lassen - wegen der hohen Kosten.

Die Idee kam von der FDP: Wieso nicht den Außenring für durchgehende Personenzüge nutzen, als „Regionale Ringbahn für Berlin“? Es gibt die Ringbahn um die Innenstadt herum, in der die S-Bahnen immer im Kreis fahren. Es gibt aber einen zweiten Ring, der überwiegend in Brandenburg die ganze Stadt umschließt, Berliner Außenring (BAR) genannt.

Die Verkehrsverwaltung schmetterte die Idee jetzt ab. Die Kosten seien zu hoch, es fehlen Umsteigestationen. Die müssten „zumeist als kostenintensive Turmbahnhöfe“ entstehen, heißt es in der Antwort der Verkehrsverwaltung auf Anfrage des FDP-Abgeordneten Henner Schmidt.

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Zudem sei unklar, ob die Kapazität der Strecke reichen würde für zusätzliche Bahnen. Genutzt wird der BAR überwiegend von Güterzügen. Auf fast allen Abschnitten fahren aber auch Regionalzüge. So im Süden zwischen Potsdam und Schönefeld oder im Westen zwischen Wustermark und Potsdam. Allerdings gibt es mit den sternförmig aus Berlin herausführenden Strecken keine gemeinsamen Bahnhöfe.

Nördlich von Berlin gab es zu DDR-Zeiten einen Turmbahnhof „Hennigsdorf Nord“, hier konnten Fahrgäste direkt umsteigen zwischen Zügen auf dem Ring und denen Richtung Kremmen. Heute hält an keinem der Bahnsteige mehr ein Zug, sie wurden in den 90er Jahren stillgelegt. Ob es hier nach Eröffnung der S-Bahn nach Velten wieder einen Halt geben wird, ist offen.

Die Verlängerung der S-Bahn von Hennigsdorf nach Velten wurde 2019 beschlossen, zuletzt hatte eine rechte Mehrheit aus AfD, NPD und CDU im Stadtparlament von Velten diese allerdings abgelehnt.

Die DDR hatte den BAR stark ausgebaut und als Umfahrung von West-Berlin genutzt. Bekanntlich sollten vor allem zwischen Ost-Berlin und Potsdam keine Züge durch West-Berlin fahren, sie fuhren in einer weiten Kreisbahn um West-Berlin herum, im DDR-Volksmund wurden die Züge „Sputnik“ genannt.

Vorbereitet wird derzeit am Karower Kreuz ein Turmbahnhof zwischen dem Außenring und der Strecke nach Bernau/Eberswalde. Allerdings ist diese Verknüpfung noch nicht bestellt vom Verkehrsverbund, die Bahn hat beim grundlegenden Umbau des Karower Kreuzes aber Platz gelassen für künftige Bahnsteige. Mehr aber auch nicht.

Besser sieht es in Potsdam Pirschheide aus. In der DDR fungierte der Kreuzungsbahnhof am Stadtrand als „Hauptbahnhof“ der Stadt. Auch hier waren die Bahnsteige am Außenring stillgelegt worden. Sie sollen aber 2023 wieder in Betrieb gehen, damit die RB22 zum Flughafen Schönefeld beziehungsweise dann zum BER dort halten kann.

Ein Sonderzug hielt 2018 auf der Brücke am Karower Kreuz. Seitlich wurde Platz für mögliche spätere Bahnsteige gelassen.
Ein Sonderzug hielt 2018 auf der Brücke am Karower Kreuz. Seitlich wurde Platz für mögliche spätere Bahnsteige gelassen.

© Jörn Hasselmann

Völlig vergessen ist der Turmbahnhof Bergholz, an der Kreuzung des Außenrings mit der Strecke nach Bad Belzig mitten im Wald. Auch dies war eine politisch motivierte DDR-Konstruktion, die nach dem Mauerfall keinen Sinn mehr machte und schnell geschlossen wurde.

In Potsdam-Golm halten mittlerweile zahlreiche Regionalzüge
In Potsdam-Golm halten mittlerweile zahlreiche Regionalzüge

© Jörn Hasselmann

Nur im Osten führt der Außenring über Berliner Stadtgebiet – und ausgerechnet hier gibt es keinen Halt und keinen Regionalverkehr. Irgendwann sollen auch zwischen Biesdorfer Kreuz und dem Flughafen wieder Züge fahren, teilte die Verkehrsverwaltung mit. Noch sei aber noch nicht einmal die Entscheidung gefallen, ob das die S-Bahn oder die Regionalbahn sein wird.

Derzeit fahren die Regionalzüge von Oranienburg/Bernau einen Umweg über Lichtenberg, Ostkreuz und Schöneweide zum Flughafen.

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