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Renovierung der Britzer Mühle: Zunächst wurden die Flügel abmontiert.

© Jens Kalaene/dpa

Technik-Denkmal im Britzer Garten: Berlins älteste funktionierende Mühle bekommt neue Flügel

Die Britzer Mühle ist eine von zwei historischen Mühlen in Berlin, in denen noch Mehl gemahlen wird. Nun wird sie renoviert. Ein Blick in ihre Geschichte.

In Britz befindet sich, auf einer Streuobstwiese am Rand des Britzer Gartens, die wohl älteste funktionsfähige Mühle Berlins. Über 150 Jahre alt ist das Bauwerk, in dem nach wie vor von ehrenamtlichen Müller:innen Mehl gemahlen und Brot gebacken wird. 

Seit Dienstag wird die Mühle nun saniert: Zunächst werden die Flügel des rund 20 Meter hohen Bauwerks abmontiert, bis September sollen dann unter anderem die Fassade und auch die Technik saniert werden.

Die zwölfeckige Mühle bekommt auch neue Holzschindeln an der Außenseite. Die Flügel und die dazugehörige Vordrehung, mit der die Mühle am Wind ausgerichtet wird, werden instandgesetzt. Außerdem sollen der Blitzschutz, die Fenster, die Elektroinstallationen und der Sockel erneuert beziehungsweise ergänzt werden. 

Laut der Betreiberin, der Grün Berlin GmbH, kosten die Erneuerungsarbeiten voraussichtlich 700.000 Euro. Finanziert wird die Sanierung mit Landesmitteln aus dem „Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt“.

Die Mühle wurde 1865 im damals modernen Baustil als sogenannte Holländer-Mühle errichtet. Das bedeutet, dass ihre obere Kappe sich mit Hilfe einer Windrose selbstständig im Wind drehen kann. Betreiber war der Mühlenmeister Johann Wilhelm Gottlob Dörfer, der das Stück Land am Rande von Britz erworben hatte, das damals noch ein Dorf war.

Am Dienstag begannen die Sanierungsarbeiten, die voraussichtlich bis September dauern sollen.

© Christophe Gateau/dpa

Später wurde sie dann über mehrere Jahrzehnte mit einem Dieselmotor betrieben und während des Zweiten Weltkriegs durch Bomben beschädigt. Seit 1955 steht sie unter Denkmalschutz und ist eine der wenigen Mühlen deutschlandweit, die noch voll funktionsfähig sind. Gleichzeitig begann 1955 auch die Sanierung der Kriegsschäden.

Zur Bundesgartenschau 1985 wurde sie schon einmal saniert

Ende der Fünfzigerjahre wurde die Britzer Mühle dann vom Land Berlin gekauft und dann 1985 anlässlich der Bundesgartenschau im angrenzenden Britzer Garten umfassend saniert. Die Mühle wurde damit offizieller Teil der Parkanlage. Seither drehen sich auch die Flügel wieder.

In der Mühle können Interessierte heute nicht nur Brot erwerben und die Technik besichtigen, sondern sich auch selbst zur Hobby-Müllerin oder zum Hobby-Müller ausbilden lassen. Die Ausbildung soll sicherstellen, dass die Mühle auch in der Zukunft von fachkundigen Menschen betreut wird.

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Zudem können sich frisch getraute Brautpaare und auch Ehejubilare in der Mühle „vermehlen“ lassen. Dabei muss das „frisch vermehlte“ Paar unter anderem die Mühle selbst in Gang setzen: Die drehenden Flügel sollen ein Zeichen setzen für einen glücklichen Eheverlauf. Anschließend bricht das Paar das erste gemeinsame Mühlenbrot.

Während der Sanierungsarbeiten finden nun keine Besichtigungen und Führungen statt. Freitags und Sonnabends gibt es allerdings von 11 bis 16 Uhr frisches Brot aus verschiedenen Bio-Vollkornsorten und in der Mühle gemahlenes Vollkornmehl.
Weitere Infos zur Mühle gibt es unter britzer-muellerei.de.

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