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Die Kampagne „Boykott Qatar 2022“ übt Kritik an der WM in Katar.

© IMAGO/Jan Huebner

Zurück an die Basis: Auf Berlins Plätzen wird noch Rückgrat gezeigt

Die WM in Katar ist in vollem Gange. Der Berliner Amateurfußball aber auch. Warum es sich lohnt, die kleinen Vereine zu unterstützen und wie man so auch selbst auf seine Kosten kommt.

Ein Kommentar von Charlotte Bruch

Man sieht die Zeichen mittlerweile überall in Berlin. Banner und Plakate, auf denen „Boycott Qatar 2022“ steht, Aufrufe der Berliner Vereine in den sozialen Medien, die Fußball-WM in Katar nicht zu unterstützen und lieber auf die Sportplätze von nebenan zu gehen und dort Fußball zu schauen.

Das Männerteam von Babelsberg 03 hat im Karl-Liebknecht-Stadion sogar eine Bande dem Boykott des Turniers gewidmet, auf der es heißt: „Katar 2022 – Nicht unsere WM!“. Politische Zeichen haben auch Regionalligist Tennis Borussia gesetzt am Freitagabend und das Frauenteam vom FC Internationale. Der Berlin-Ligist rief kürzlich gemeinsam mit dem gegnerischen Team von Hansa 07 einerseits zu einem Boykott auf, andererseits aber auch zu mehr Unterstützung des Amateurfußballs. Denn dieser läuft natürlich weiter und erhält auch mehr Zulauf als sonst, wie die Zuschauendenzahlen zeigen.

Was bei den vielen Protesten auffällt, ist, dass diese nicht nur auf Initiative der Fans passieren, sondern auch auf jene von Vereinen und Spieler:innen. Das fängt damit an, dass sich bei einigen Kapitän:innen die Frage gar nicht stellt, ob man die Binde nun trotzdem trägt, obwohl sie Regenbogenfarben hat.

Bei Viktoria, TeBe oder Türkiyemspor geht es damit weiter, dass nicht nur auf Themen wie die WM in Katar aufmerksam gemacht wird, sondern beispielsweise auch auf die Proteste gegen das Regime in Iran oder den Gehaltsunterschied zwischen Frauen- und Männerfußball. Insgesamt geht es in den Amateurligen natürlich nicht um das große Geld und genau deshalb ist der Fußball dort so ehrlich. Die Fußballer:innen üben ihre Sportart vor allem aufgrund ihrer Leidenschaft und dem Spaß an der Sache aus. Das merkt man auch beim Zuschauen.

Alternativen zu den WM-Spielen

Letztendlich sind die Vereine natürlich mindestens genauso abhängig von Sponsoren wie die in der Bundesliga. Nur heißen die finanziellen Unterstützer:innen eben nicht Adidas oder Coca Cola, die die Fußball-WM in Katar zu einem großen Teil mitfinanzieren. So sind es vielmehr kleinere Unternehmen oder Privatpersonen, die selbst ein Problem mit Katar haben und dementsprechend nicht plötzlich mit Kürzungen des Etats oder Ähnlichem drohen, sondern Proteste eher unterstützen, weil sie den Fußball an sich feiern und nicht nur das mediale Drumherum.

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Unterstützung seitens des DFB bleibt hingegen meist aus. Doch davon wollen sich die Amateurvereine nicht unterkriegen lassen und werden mitunter kreativ, um die Werte zu vermitteln, für die sie stehen. So hat sich etwa Babelsberg 03 anstatt nur dazu aufzurufen, die Spiele schlichtweg nicht zu schauen, Alternativveranstaltungen überlegt, die man während der WM-Spiele besuchen kann.

Das alles wird der Fifa natürlich völlig egal sein und auch Adidas, das mit Freuden den WM-Ball stellt. Die Bälle in Berlins Amateurligen sind zum großen Teil auch vom großen deutschen Sportartikelhersteller. Die Menschen, die dagegen treten, stehen allerdings für andere Werte ein als die Mächtigen im großen Profigeschäft. Denn an der sogenannten Basis des Fußballs wird noch Rückgrat gezeigt.

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