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Die teilnehmenden Kinder des Projekts Ankommen bei einer gemeinsamen sportlichen Aktivität im Freien.

© Büsra Delikaya

Wem gehört der Sportplatz?: Berliner Kiezprojekt schafft Zugang für alle

In Berlin gibt es viele öffentliche Plätze, um nach Belieben Sport zu treiben. Doch nicht allen sind diese gleichermaßen zugänglich. Ein Jugendprojekt will soziale Barrieren überwinden.

Offene Plätze, Parks und Sportanlagen bieten den Menschen in Berlin zahlreiche Möglichkeiten, körperlich aktiv zu sein. Doch wer hat welchen Zugang in der Stadt? Der Bolzplatz um die Ecke, die große Wiese im Park, die Tischtennisplatte in der Nachbarschaft - sie alle sind für alle frei nutzbar, aber Sport ist in der Stadt nicht für alle gleich zugänglich.

Vor allem Menschen, die neu in der Stadt sind, müssen die Stadt erst kennenlernen. Für einen Expat, der wegen eines neuen Jobs aus den USA gekommen ist, stellt dies weniger ein Problem dar. Er erlebt nicht ständig eine soziale Ungleichbehandlung. Anders sieht es bei Flüchtlingen aus oder bei Bevölkerungsgruppen, die seit Jahrzehnten in Deutschland diskriminiert werden.

Auch Sport zu treiben ist ein Privileg

Dieser Unterschied zeigt sich auch im Sport und in der Freizeit. Kulturelle und sprachliche Unterschiede verstärken das Gefühl der Unsicherheit und Unsichtbarkeit, das Geflüchtete aufgrund von Vorurteilen in der Gesellschaft stets mit sich tragen müssen.

Geflüchtete und marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Rom:nja können häufiger von Selbstzweifeln geplagt werden, ob sie in bestimmte soziale Kontexte passen oder akzeptiert werden. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass sie sich im öffentlichen Raum zurückhalten.

Jugendsozialprojekt fördert Sport für alle

Um dem vorzubeugen, entstand 2014 das sportorientierte Jugendsozialprojekt „Ankommen - Kiezsport mobil“. Im Mittelpunkt des Projekts steht die sportliche Integration von neu zugewanderten jungen Geflüchteten und Berliner Rom:nja.

Ursprünglich hatte das Projekt als Teil des Aktionsplans zur Integration ausländischer Rom:nja das Ziel, Kindern und Jugendlichen aus Südosteuropa, insbesondere Rom:nja, den Zugang zu Sportangeboten im Freien und in geschlossenen Räumen zu ermöglichen. Dabei arbeitet das Projekt eng mit Jugendclubs und anderen Institutionen zusammen, um eine niedrigschwellige Teilnahme zu gewährleisten.

Die Stadt gehört auch euch

Im Laufe der Jahre hat das Projekt seine Klientel um geflüchtete Kinder und Jugendliche erweitert. Für die beiden Pädagogen Max Weiß und Philipp Basler, die neben acht weiteren Mitarbeitern das Projekt betreuen, ist die Botschaft des Projekts klar: Diese Stadt gehört auch euch.

„Wir sind auf Bolzplätze, Spielplätze und in Jugendclubs gegangen und haben Kindern und Eltern vorgeschlagen, einmal in der Woche gemeinsam Sport zu treiben“, sagt Weiß. Die Auswahl der Sportarten richtete sich nach den Vorlieben und Interessen der Kinder und den Möglichkeiten der Umgebung. So können neue Sportarten ausprobiert und die Freude an der Bewegung ausgelebt werden.

Max Weiß (l.) und Philipp Basler sind Teil des Ankommen-Teams.

© Ankommen - Kiezsport mobil

Auch im Winter gibt es ein breites Angebot

Gerade für Rom:nja-Kinder, die aufgrund struktureller Benachteiligung oft beengten Wohnverhältnissen ausgesetzt sind, bieten die Outdoor-Angebote eine willkommene Möglichkeit, sich draußen zu bewegen. Basler betont: „Wir haben die Kinder und Eltern draußen getroffen und dann gemeinsam die Umgebung erkundet“. Auch das nötige Equipment wird den Kindern und Jugendlichen bereitgestellt.

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Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Kooperationen mit Organisationen und Vereinen eingegangen, um den Kindern vielfältige Sporterfahrungen zu ermöglichen. „Im Winter gehen wir in Trampolin-, Schwimm- und Kletterhallen. Wir kooperieren mit Sporthallen, die wir für einen bestimmten Zeitraum mieten können“, sagt Weiß.

Eishockey ausprobieren oder Schwimmen lernen

Projektpartner wie United for Ice bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, im Winter auf den Eisflächen der Organisation Eishockey zu spielen oder Schlittschuhlaufen auszuprobieren. In Schwimmbädern lernen einige von ihnen schwimmen und können Abzeichen wie Seepferdchen oder Freischwimmer erwerben, ohne die Kosten für Schwimmkurse tragen zu müssen.

Das Projekt will nicht nur Bewegung fördern, sondern auch soziale Barrieren abbauen. „Wir wollen, dass die Kinder ihren Stadtteil kennen lernen und merken, dass sie sich nicht verstecken müssen, nur weil sie neu in der Stadt sind“, sagt Basler. Neben der Bewegung stehe die Förderung von Selbstvertrauen und Gemeinschaftssinn im Vordergrund.

Finanzielle Hürden werden reduziert

Trotz der Erfolge stehen die Projektverantwortlichen vor Herausforderungen, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Die Teilnahme an Sportvereinen ist nicht für alle Familien finanziell erschwinglich, auch wenn es Förderungen wie das Bildungs- und Teilhabepaket gibt. Die Finanzierung des Projektes ist daher unerlässlich, um diese Lücken zumindest teilweise zu schließen.

Das Schöne am Sport sei, dass man keine oder nur wenig Sprache brauche, sagt Basler. „Sport funktioniert auch ohne Sprache wunderbar, vor allem die Bewegung steht im Vordergrund.“

Das baue Hemmschwellen durch Sprachbarrieren ab und bringe Menschen unterschiedlicher Herkunft schneller zusammen. Sport kann also verbinden und Kinder und Jugendliche daran erinnern, dass die Angebote ihrer neuen Heimat auch für sie da sind - egal woher sie kommen.

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