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Hannah Gross, Sophia Lillis und Michael Cera in „The Adults“.

© Universal Pictures Content Group

Tag 6 bei der Berlinale: In anderen Leben erkennen wir das eigene

Die Hälfte der Berlinale ist rum. Unser Autor kann kaum noch aus den Augen gucken – und präsentiert die bisher besten drei Filme.

Eine Kolumne von Robert Ide

Halbzeit. Hertha würde jetzt schon 0:2 zurückliegen. Das Runde im Eckigen: Meine Pupillen sind noch rund, meine Augen schon viereckig. Bei der Berlinale schießt der Wettbewerb wieder wenig Tore. Dafür stehen die anderen Reihen. Alle sind geschafft, begrüßen mich so: „Ist heut schon Donnerstag?“ Ich weiß es auch nicht mehr so genau.

Krimi aus Kurdistan, neue deutsche Perspektiven

Bisher gab’s viel zu sehen. Hier die bisher besten drei Filme:

Ein Mann trifft eine Reporterin. Er wird verfolgt von zwei Männern in einem dunklen Wagen. Die werden verfolgt von einem Unbekannten in einem hellen Wagen. Am Ende ist die Reporterin tot. Aber wer war es? „Im toten Winkel“ zeigt einen Krimifall aus drei Perspektiven, erst die eines Kindes bringt die Wahrheit ans Licht. Der langsame wie spannende Film zeigt verzweifelte Menschen im Kurdengebiet. Nach dem Dreh erschütterte ein Jahrhundertbeben die Erde, Zehntausende starben, Hilfe kam zu spät. Und die türkische Regierung bombardierte Häuser, die noch standen. Wie können wir Menschen so sein?

„Im toten Winkel“ zeigt das verzweifelte Leben vieler Kurdinnen und Kurden.

© Mitosfilm

Zwei Männer haben Sex. Aber auch genug voneinander. Mit Blicken halten sie nach anderen Ausschau, mit Worten und Gesten im Gesicht testen sie ihre Nerven aus. Der eine ist Autor und befragt Leute zum Tod, der andere ist Schauspieler und muss das Leben spielen, das sich andere ausdenken. „Knochen und Namen“ aus der Reihe „Perspektive Deutsches Kino“ ist ein deutscher Film mit vielen Perspektiven. Weil er die doppelt fünffachen Böden zeigt, die jede Beziehung in sich trägt, auch die zu sich selbst. Wie wollen wir als Menschen sein?

„The Adults“ setzt die Coming-of-Age-Saga „Juno“ fort

Zwei Frauen und ein Mann treffen sich wieder. Eine Frau mag den Mann sehr, während der sich mit der anderen Frau streitet – weil die beiden sich eigentlich sehr mögen, aber nicht darüber reden können. Die drei sind Geschwister. „The Adults“ ist eine Art Nachfolgefilm der feinfühligen Coming-of-Age-Saga „Juno“. Man muss in der US-Komödie oft darüber lachen, welche kindischen Sachen Erwachsene ständig machen. Menschsein – was soll das sein?

In anderen Leben erkennen wir das eigene. Darum gehe ich ins Kino. Auf in die zweite Halbzeit! Der Ball meiner Pupillen rollt.

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