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Der 25-jährige YouTuber Yo Oli bekommt acht Monate Haft auf Bewährung.

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Update

„Yo Oli“ bekommt Bewährungsstrafe: Berliner YouTuber wegen Missbrauchs von Jugendlicher verurteilt

Yo Oli unternahm regelrechte Touren durch Deutschland, um sich mit weiblichen Fans zu treffen. Dabei hatte er auch Sex mit einer 13-Jährigen.

Vor den Kameras versteckte der in sozialen Medien als „Yo Oli“ bekannt gewordene Mann sein Gesicht und wandte den Zuschauern im Saal den Rücken zu: Wegen sexuellen Missbrauchs einer Jugendlichen wurde der 25-Jährige am Freitag zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Im Mai und Juni 2019 sei es zu einvernehmlichem Sex mit einer Schülerin gekommen, von der er wusste, dass sie noch keine 16 Jahre alt war. Er habe die sexuelle Unerfahrenheit des Mädchens, das sich ihm gegenüber als 15-jährig ausgegeben hatte, ausgenutzt. Dadurch wurde diese Tat strafbar. In Wirklichkeit war das Mädchen zu dem Zeitpunkt erst 13.

 Yo Oli war wegen mehrerer Verbrechen angeklagt

Das Landgericht legte dem YouTuber auf, 100 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Er soll sich außerdem 30 Stunden sexualpädagogischen Gesprächen stellen. Junus W., so sein bürgerlicher Name, solle damit Gelegenheit zur Selbstreflexion gegeben werden. Und er wurde für zwei Jahre einem Bewährungshelfer unterstellt. Von weiteren Vorwürfen wurde der Influencer allerdings freigesprochen.

16 Zeugen befragte das Gericht und sah sich zahlreiche Videos an. „Im Wesentlichen hat sich die Anklage nicht bestätigt“, sagte Richter Gregor Hain nach rund dreiwöchiger Verhandlung. Ausführlich sprach er über den Fall des YouTubers. Die Öffentlichkeit, die während der Beweisaufnahme ausgeschlossen war und nun das Urteil hörte, sollte verstehen, worum es ging.

Schließlich waren Verbrechen angeklagt – unter anderem Vergewaltigung, schwerer Missbrauch von Kindern und sexuelle Nötigung. Verurteilt wurde W. wegen eines – aus juristischer Sicht - Vergehens. Gewalt, wie drei Jugendliche behaupteten, habe es bei den sexuellen Kontakten nicht gegeben. Alles sei einvernehmlich gewesen.

 Sexuelle Aktivitäten bestimmten Yo Olis Leben

„Hintergrund der Taten sind seine Aktivitäten im Internet“, so der Richter. Die begannen etwa 2015. W. drehte Videos mit jungen Frauen – häufig mit reichlich sexuellen Anspielungen. In seinen „Prankvideos“ war zu sehen, wie er Frauen auf der Straße anspricht und – oft nach einem Spiel – küsst. Und er rappte prahlerisch: „Sie kommen von alleine.“ Als YouTube den Kanal von „Yo Oli“ löschte, machte er bei Instagram und Snapchat weiter.

Massenhaft Videos dieser Art. „Manche finden das unterhaltsam, andere blöd, manche finden es sexistisch, andere langweilig, bei manchen kommt das Gefühl des Fremdschämens“, sagte der Richter mit ruhiger Stimme. Er wolle das, was W. in den letzten Jahren tat, nicht verdammen. Auffällig sei aber: „Diese sexuellen Aktivitäten haben sein ganzes Leben bestimmt.“ 

 Yo Oli nutze seine Popularität aus

Die sozialen Medien gaben dem laut Urteil manipulativ agierenden Mann die Möglichkeit, in kurzer Zeit viele Menschen zu erreichen. Mädchen und junge Frauen gehörten zu seiner Fan-Gemeinde – Junus W. soll es auf bis zu 300.000 Abonnenten gebracht haben. „Daraus ergab sich für ihn die Möglichkeit, weibliche Follower zu treffen, um Videos aufzunehmen und auch für Sex, einvernehmlich.“

W. ging logistisch ausgeklügelt vor. In Mietwagen fuhr er durchs Land – von Nord nach Süd, von Ost nach West. Routen hatte er festgelegt. Man konnte im Internet verfolgen, wo er sich gerade aufhielt. Teenager und Frauen meldeten sich bei ihm und posierten vor seiner Kamera. Ihre Motivation aus Sicht des Richters: „Jeder möchte in seinem Leben mal ein Star sein.“

 Der Sex sei in allen Fällen einvernehmlich gewesen

Eine gewisse Distanzlosigkeit, die wohl durch die virtuelle Kommunikation ausgelöst wurde. So war es offensichtlich bei allen drei Mädchen, auf die sich die Anklage bezog. Sie waren 13, 14 und 16 Jahre alt. Über eine der Schülerinnen hieß es, sie hätte in einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein gelebt, eine andere komme aus einer kleinen Stadt in Westdeutschland.

„Yo Oli“ hatte zugegeben, dass es zu Treffen mit den Teenagern kam. Was geschah, sei aber einvernehmlich gewesen. Und die damals 13-Jährige habe sich als 15-jährig ausgegeben.

Der erste Fall der Anklage betraf eine 16-Jährige. Im August 2018 ließ sie sich auf ein Treffen mit „Yo Oli“ ein. Videos sollten gedreht und im gegenseitigen Einverständnis veröffentlicht werden. „Freiwillig und fröhlich setzte sie sich auf die Matratze in seinem Mietwagen“, so der Richter. Sie hätten Fotos gemacht – „nett und unverkrampft“. Es sei zu Sex gekommen und zu einem Videodreh unter dem Arbeitstitel „Der Boy ist heiß“. 

 Eine 16-Jährige soll nach Sex mit Yo Oli gemobbt worden sein

Er stellte die Aufnahmen ins Internet. Dann hätten Mitschülerinnen der 16-Jährigen die Szenen gesehen – „ihr Ruf war ruiniert, ein Mobbing ging los“, hieß es weiter im Urteil. Sie wollte, dass er den Film aus dem Netz nimmt. Er ließ sich drei Wochen Zeit. Mit der Bemerkung: „Hat doch sowieso schon jeder gesehen." Im Januar ging die Schülerin zur Polizei. Doch ihre dortigen Anschuldigungen hätten sich nicht bestätigt, so das Gericht. Sie seien durch Fotos und Videos widerlegt worden.

Der zweite Fall bezog sich auf eine 14-Jährige. Ihre ältere Schwester hatte noch gewarnt: „Der will mehr als küssen.“ Die 14-Jährige habe ihm Bilder geschickt – Fotos in Unterwäsche. Sie habe sich schließlich freiwillig auf Sex mit dem YouTuber eingelassen.

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