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Mit Warnstreiks machen die Beschäftigten im Handel, sofern sie in tarifgebundenen Betrieben arbeiten, Druck auf die Arbeitgeber.

© dpa/Jörg Carstensen

Streiks im Berliner Handel: Unter anderem sind Edeka und Rewe betroffen

Die Tarifverhandlungen im Einzelhandel treten auf der Stelle. Die Gewerkschaft Verdi fordert Erhöhung des Stundenlohns um 2,50 Euro und ruft bei mehreren Ketten für Freitag und Sonnabend zum Warnstreik auf.

Verdi intensiviert zum Wochenende die Warnstreiks im Handel. Filialen von Rewe und Edeka, Ikea und H&M, Galeria Kaufhof sowie Thalia sind am Freitag und Sonnabend betroffen. Dazu Kaufland-Märkte in Brandenburg und Lager im Berliner Umland. Die Gewerkschaft fordert im Groß- und Außenhandel mit rund 54.000 Beschäftigten in der Region eine Einkommenserhöhung um 13 Prozent oder mindestens 400 Euro. Für die 230.000 Beschäftigten im Einzelhandel, davon 150.000 in Berlin, möchte Verdi eine Erhöhung der Stundenlöhne um 2,50 Euro durchsetzen.

Im Einzelhandel bieten die Arbeitgeber in der Region bislang eine Lohnerhöhung von 5,3 Prozent ab Oktober, das entspricht nach Angaben von Verdi einer Erhöhung der Stundenlöhne von gerade einmal 0,90 Cent. Für die unterste Lohngruppe würde der Stundenlohn dann bei 13 Euro liegen. Im Großhandel bieten die Arbeitgeber ab September eine Erhöhung von 5,1 Prozent.

5,3
Prozent mehr Geld ab Juni werden angeboten

In anderen Tarifbezirken, darunter Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen sind die Arbeitgeber bereits einen Schritt weitergegangen: 5,3 Prozent soll es hier ab Juni geben. Und im April nächsten Jahres ist eine weitere Erhöhung um 3,1 Prozent und ein Mindestlohn von 13,50 Euro pro Stunde vorgesehen. Zudem gehört eine steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von jeweils 450 Euro zum Angebot der Arbeitgeber in diesem und im nächsten Jahr. Der Tarifvertrag soll für zwei Jahre abgeschlossen werden.

Deutlicher Reallohnverlust

Gut 800 Warnstreikende erwartet Verdi am Freitagvormittag bei einer Kundgebung am Lustgarten in Mitte. Im vergangenen Jahr seien die Einkommen im Handel nur um 1,7 Prozent gestiegen, sodass die Beschäftigten bei einer Inflationsrate von 6,9 Prozent einen erheblichen Reallohnverlust verkraften mussten, begründet die Berliner Verdi-Sekretärin Conny Weißbach die Tarifforderung. Und im Übrigen würden überall Arbeitskräfte gesucht. Schließlich müsse die Situation der vielen in Teilzeit arbeitenden Frauen durch deutlich höhere Einkommen verbessert werden.

Vor allem Frauen in Teilzeit

„Die Ausweitung unserer Streiks ist die Antwort auf die Ignoranz der Arbeitgeber“, sagt Weißbach. Die Beschäftigten würden so lange kämpfen, „bis sie ihren Lebensunterhalt existenzsichernd und würdevoll bestreiten können“. Der Anteil von Frauen im Einzelhandel liegt bei etwa 66 Prozent. Kaum eine Branche sei so von prekärer Beschäftigung geprägt. Am 18. August werden die Verhandlungen in Berlin fortgesetzt.

„Die weite Verbreitung von (unfreiwilliger) Teilzeitarbeit oder geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen führt dazu, dass bei vielen Beschäftigten das Einkommen nicht zum Leben reicht“, heißt es bei Verdi. Der weit überwiegende Teil der Beschäftigten sei in den unteren Entgeltgruppen eingruppiert, das bedeute, je nach Region, ein Stundenlohn zwischen zwölf und 17,44 Euro brutto. Im Außenhandel verdienen Verdi zufolge drei Viertel der Arbeitskräfte etwa 2200 Euro. Im Groß- und Außenhandel arbeiten bundesweit etwa 1,9 Millionen Beschäftigte, im Einzelhandel sind es gut drei Millionen.

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