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Eine Erntehelferin trägt einen Korb mit frisch gestochenem Spargel über ein Feld.

© picture alliance/dpa/Philipp von Ditfurth

Spargelernte in Brandenburg: Beelitzer Bauern sehen sich durch Mindestlohn benachteiligt

Die Lohnkosten seien ein Wettbewerbsnachteil, klagen die Spargelbauern zu Beginn der Saison. Das Edelgemüse gibt es jetzt auch beim Discounter.

Von Silvia Passow

Den berühmten Beelitzer Spargel gibt es in dieser Saison auch bei Aldi Süd. Jürgen Jakobs, Geschäftsführer des Jakobs-Hofes verkündete die Zusammenarbeit mit dem Discounter am Dienstag. 500 Gramm Beelitzer Spargel sollen dort für 3,99 Euro erhältlich sein, was in etwa dem Preis am Straßenstand entspreche. 

4000
Menschen finden während der Spargelernte Arbeit.

Während der Spargelzeit sind laut Jakobs, der auch Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins ist, rund 4000 Menschen in der Region rund um den Spargel beschäftigt, davon etwa 2500 ausländische Saisonarbeitskräfte.

Saisonkräfte werden gebraucht

Spargelstechen ist keine leichte Arbeit. Im Beelitzer Spargelgebiet wird auf rund 1500 Hektar Spargel angebaut, neun bis zehn Millionen Kilogramm werden pro Saison geerntet. Das ergibt rein rechnerisch 1,5 Kilogramm für jeden Berliner und Brandenburger.

Thomas Syring und Jürgen Jakobs mit dem frischen Edelgemüse

© Tagesspiegel/Silvia Passow

„Ohne die Saisonarbeitskräfte könnten wir unsere Arbeit gar nicht mehr leisten“, sagt Jakobs und fügt hinzu: „Wir finden kaum noch einheimische Saisonkräfte. Das ist ja kein Geheimnis.“

Halina und Anja sind zur Spargelsaison nach Beelitz gekommen. Die beiden Frauen aus Polen, die ihre Nachnamen nicht veröffentlicht sehen wollen, werden auf dem Syringhof bei der Ernte und Aufbereitung des Edelgemüses helfen. Rund fünfzig Saisonkräfte arbeiten im Betrieb als Erntehelfer, etwa weitere fünfzig in Verkauf und Auslieferung.

Ausländische Saisonarbeiter kämen überwiegend aus Polen, Rumänien und Bulgarien, sagt Thomas Syring, Geschäftsführer des Syringhofes in Beelitz. Sie erhalten den deutschen Mindestlohn, der im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hoch ist. Aus Sicht der Spargelbauern ist das ein Wettbewerbsnachteil, denn sie müssen die Kosten auf den Preis aufschlagen.

Halina und Anja in ihrer Unterkunft auf dem Syringhof

© Tagesspiegel/Silvia Passow

60 Prozent der Gesamtkosten seien Personalkosten, sagt der Unternehmer, erst danach kämen die Kosten für Pacht, Saatgut und ähnliches. Der Reingewinn liege bei lediglich etwa fünf Prozent. Mehr Gewinn als am Verkaufsstand könnten Spargelbauern jedoch mit Zusatzangeboten wie einem eigenen Hofrestaurant erwirtschaften.

Unterkünfte für Arbeitskräfte

Zum Lohn kommt die Unterkunft für die Saisonarbeiter. In der oberen Etage eines Nebengebäudes auf den 8000 Quadratmeter großen Syringhof gibt es Zimmer für die Lohnarbeiter. Die Einrichtung ist schlicht und sauber: Betten, Stühle, ein Tisch. Es riecht nach Essen.

Gemeinschaftsraum für Saisonarbeiter Der Gemeinschaftscontainer für die Saisonarbeiter

© Tagesspiegel/Silvia Passow

Das Mittagessen werde geliefert, sagt Syring. Die anderen Mahlzeiten bereiten sich die Arbeiter:innen in der Gemeinschaftsküche zu. Im Erdgeschoss sind Bad und Waschräume. In einem dieser Zimmer wohnen derzeit auch Halina und Anja. Vor der Tür stehen Wohncontainer, auch in ihnen wohnen Saisonarbeiter.

Bei den Unterkünften gebe es weniger Auflagen, sagt Syring. Dennoch sei ihm die Qualität wichtig, auch wegen des Wettbewerbs um Saisonkräfte: „Ich habe eine Rückkehrer-Quote von 80 Prozent“.

Umstrittene Anbaumethode

Die Arbeitsbedingungen sind nicht das einzige umstrittene Thema in der Branche. Dass die Liebhaber:innen der weißen Stangen inzwischen schon ab April, meist zu Ostern, in den Genuss des Edelgemüses kommen, liegt an den Folien auf den Feldern. Ohne Folien würden sich die zarten Spargelköpfchen erst ab Mai zeigen.

Ein mit dunkler Folie teilweise abgedecktes Spargelfeld.

© picture alliance/dpa/Soeren Stache

Doch diese Folien galten lange Zeit als Umweltsünde. Dem widerspricht allerdings eine 2022 veröffentlichte Studie des Leibnitz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau. Demnach sollen die Folien Wasser- und Bodenerosion verhindern und das Bodenleben verbessern.

Laut Jakobs liegt die Nutzungsdauer bei acht bis zehn Jahren. Danach werden sie recycelt oder verbrannt. Syring und Jakobs sagen, ohne diese Folie wäre der Spargelanbau in der Region nicht mehr möglich, denn sie erweitere das Zeitfenster für die Ernte erheblich. Das ist nur im Frühjahr möglich, denn ab dem 24. Juni brauchen die Pflanzen eine Ruhephase.

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