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Kulturschaffende sind oft prekär beschäftigt und müssen sehen, wie sie finanziell über die Runden kommen.

© Andreas Klaer

Solisten stärken sich im Kollektiv: Verdi eröffnet Berliner „Haus der Selbstständigen“

In Berlin wird eine Beratungsstelle für Menschen eingerichtet, die ihr eigenes Unternehmen sind. Die Botschaft: Schließt euch zusammen, damit ihr gehört werdet.

Das „Haus der Selbstständigen“ gibt es schon seit 2020 in Leipzig, ein Kind der Pandemie, die besonders Selbstständige hart traf. Nach einer zweijährigen Pilotphase wird das Projekt, gefördert vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), nun auf eine bundesweite Ebene gehoben. Neue Filialen in Hamburg und Nordrhein-Westfalen sind geplant.

Am Freitag eröffnet das Haus der Selbstständigen (HDS) auch in Berlin eine feste Dependance, als „Anlauf- und Begegnungsstätte“ in der Verdi-Zentrale, Köpenicker Straße 30. Dort soll es künftig Workshops, Vorträge und Vernetzungstreffen geben, für Solo-Selbstständige, die oft unter prekären Bedingungen arbeiten, wenig verdienen und sozial schlecht abgesichert sind. Das soll sich mit Hilfe des HDS ändern.

„Wir unterstützen Solo-Selbstständige unterschiedlicher Berufe dabei, Verbindungen und Gemeinsamkeiten zu erkennen und Erfolge wie Honoraruntergrenzen oder institutionalisierte Vertretungen für ihre eigene Branche durchzusetzen“, sagt Marcus Borck, Mitinitiator der Berliner Anlaufstelle und zuständiger Fachbereichsleiter bei Verdi. Nach eigenen Anhaben sind 30.000 Selbstständige bundesweit bei Verdi aktiv.

Wir unterstützen Aktive dabei, ihre kollektive Stärke zu entdecken und zu entfalten.

Mika Wodke, Gewerkschaftssekretärin bei Verdi

Ob Journalisten, Musikschullehrer, Taxi-Chauffeure, VHS-Dozenten, Künstler oder Stadtführer – für Verdi ist klar: Solo-Selbstständige brauchen kollektive Strukturen, müssen sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen, um bei den Auftraggebern bessere Honorarverträge auszuhandeln oder eine Mitbestimmung einzufordern.

„Wir unterstützen Aktive dabei, ihre kollektive Stärke zu entdecken und zu entfalten“, sagt Gewerkschaftssekretärin Mika Wodke, die das Berliner Haus der Selbstständigen gemeinsam mit ihrer Kollegin Pauline Bader organisiert. Etwa mit Seminaren zu Öffentlichkeitsarbeit und Mobilisierung, Verhandlungsführung und Steuerung von Organisierungsprozessen oder Planung und Vorbereitung von Protestaktionen.

Bei „Smart“ kümmert sich eine Genossenschaft ums Finanzielle

Beratung gibt es im Haus der Selbstständigen – stationär oder online – auch zu Genossenschaftsgründungen. Etwa nach dem Modell von Smart, einer Berliner Genossenschaft, die Kreative, Künstler und andere Solo-Unternehmer fest anstellt und damit auch absichert sowie die Abwicklung von Rechnungen, Honoraren und Steuern übernimmt, also viel Papierkram.

Die Smart-Genossenschaft ist ein tolles, beispielhaftes Modell. Sie bietet eine Verlässlichkeit, die ich als Solo-Selbstständige sonst schwer erreichen kann“, sagt Wodke. Auch bei Smart gibt es Beratung und Weiterbildung für die Solo-Genossen und Externe.

Im ESF-Fördertopf befinden sich 125 Millionen Euro, daraus wird aber vor allem das Projekt „Zukunftszentren“ für kleine und mittelständische Betriebe gespeist. Für einzelne Projekte im Rahmen des HDS stehen sieben Millionen Euro zur Verfügung.

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