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Elektrofahrzeuge des Carsharing-Dientes Miles stehen an einem Straßenrand.

© picture alliance/dpa / dpa/Marcus Brandt

Oliver Mackprang vom Carsharing-Dienst Miles: „In Berlin stehen uns die härtesten Rahmenbedingungen im Wege“

Oliver Mackprang, Chef des Berliner Carsharing-Anbieters Miles, plädiert für einen Neustart seiner Branche bei den Beziehungen zur Politik.

Ein Gastbeitrag von Oliver Mackprang

In Kürze geben die Berlinerinnen und Berliner bei der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus erneut ihre Stimme ab. Wie schon 2021 spielt das Thema Mobilität eine wesentliche Rolle in den Programmen der Parteien und den Wahlüberlegungen der Menschen.

Schon vor 18 Monaten traten die Parteien mit dem Versprechen an, die Mobilität für die Menschen in Berlin zu verbessern. Ein wichtiger Aspekt war dabei die Regulierung, unter anderem von Carsharingdiensten. Das entsprechende Instrumentarium sollte das novellierte Berliner Straßengesetz bieten. Damit, so die Hoffnung, ließen sich die Anbieter besser verpflichten, die Anzahl an E-Fahrzeugen zu erhöhen und stärker in den Berliner Außenbezirken Präsenz zu zeigen. In der Realität war das Gesetz jedoch vor allem aufwendig und, wie sich später herausstellte, rechtswidrig. Der Senat scheiterte mit seinen Plänen vor den Gerichten.

Zeitgleich und von der Diskussion nahezu verdeckt sind die Anbieter wie Miles den Zielen des Senats jedoch ein ganzes Stückchen nähergekommen. Miles hat den Anteil an E-Fahrzeugen deutlich gesteigert. Jedes fünfte der über 5000 Fahrzeuge ist heute bereits elektrisch angetrieben. Das Geschäftsgebiet reicht bis weit in die Berliner Außenbezirke hinein. Auch in der App und auf den Flächen der BVG-Plattform Jelbi ist Miles seit langem integriert – ganz ohne gesetzlichen Zwang.

Mir zeigt das vor allem eins. Während wir uns seit Jahren in Grundsatzdiskussionen um die Wirkung von und die Kontrolle über das Carsharing verfangen haben, haben die Anbieter ihre Hausaufgaben gemacht. Die Berlinerinnen und Berliner haben die Angebote angenommen und in ihre ganz persönliche Mobilität eingebaut. Mehrere Hunderttausend Menschen in Berlin nutzen bereits das Carsharingangebot von Miles. Die meisten dieser Menschen folgen der Vision, mit weniger Verkehr mehr Mobilität zu schaffen – für Umwelt, das soziale Miteinander und für den eigenen Geldbeutel.

150
Euro bringt ein Fahrzeug von Miles mindestens an Parkgebühren im Monat.

Unser Ziel als Berlins größtes Carsharingunternehmen ist es, dass noch mehr Menschen anstelle ihres eigenen Autos auf einen Mix aus ÖPNV, Sharing, Fahrrad und dem Zufußgehen zurückgreifen. Derzeit stehen dem in Berlin noch die härtesten Rahmenbedingungen aller deutschen Metropolen im Wege. Nicht nur die geplante Anwendung des Berliner Straßengesetzes hat uns das Leben erschwert. Vor allem die Kostenbelastung ist in Berlin unvergleichlich hoch.

Handoutfoto des Autovermieters MILES aus Anlass der geplanten Übernahme des Wettbewerbers WeShare, November 2022

© Miles Mobility

Ein Fahrzeug von Miles zahlt im Monat zwischen 150 und 200 Euro an Parkgebühren. Dies summiert sich über die gesamte Flotte auf über zehn Millionen Euro pro Jahr. Damit tragen allein die 5.000 Fahrzeuge von Miles rund ein Viertel aller Berliner Parkbewirtschaftungseinnahmen im Jahr. Wohlgemerkt bei über 1,2 Millionen zugelassenen PKW in dieser Stadt.

Dieses Missverhältnis wird auch nicht dadurch aufgelöst, dass die nach Lage gestaffelten Gebühren pro Stunde für das Carsharing auf dem Stand von 2022 eingefroren wurden. Es zeigt mir nach wie vor, dass das nachhaltige Carsharing gegenüber dem privaten PKW bisher klar benachteiligt wird.

Carsharing bietet denjenigen Menschen eine Alternative, die kein Auto besitzen oder vorhaben, sich von ihrem Auto zu trennen.

Oliver Mackprang

Carsharing bietet denjenigen Menschen eine Alternative, die kein Auto besitzen oder vorhaben, sich von ihrem Auto zu trennen und fortan multimodal unterwegs zu sein. Menschen erhalten flexible und nachhaltige Mobilität, wenn sie eben doch mal auf ein Fahrzeug angewiesen sind. Es sorgt langfristig dafür, dass die Anzahl der Autos in den Städten abnimmt. Also genau das, was sich eine Stadt erhofft.

Ich wünsche mir nicht nur zum neuen Jahr, sondern auch für die Zeit nach der Abgeordnetenhauswahl, dass wir künftig gemeinsam die Berliner Mobilität voranbringen. Miles ist eine Berliner Erfolgsgeschichte. Gestartet als kleines Start-Up ist Miles mittlerweile zum größten deutschen Carsharing-Anbieter gewachsen. Wir verstehen uns als Partner dieser Stadt. Jetzt ist die Gelegenheit für einen Neuanfang in den Beziehungen zwischen Politik und Berliner Mobilitätslandschaft.

Oliver Mackprang führt die das Unternehmen Miles seit 2018.

© Niklas Vogt/MILES

Die verkehrspolitischen Ziele sind klar umrissen. Erstens, mehr Menschen in den Außenbezirken Zugang zu digitaler und geteilter Mobilität zu geben. Zweitens, den Anteil an E-Fahrzeugen weiter zu erhöhen. Zu beiden Zielen bekennen wir uns und werden alles daransetzen, sie so schnell wie möglich zu erreichen. Wir wollen, dass die gesamte Stadt zum Miles Geschäftsgebiet wird.

Im Gegenzug brauchen wir jedoch das entsprechende politische Signal der Stadt. Wie dies aussehen kann, zeigen andere deutsche Metropolen.

In München zahlen stationsunabhängige Anbieter für die ersten 600 Fahrzeuge eine monatliche Parkpauschale pro Auto. Für alle weiteren Fahrzeuge werden keine Gebühren fällig. Zusätzlich ist in Planung, die Parkgebühren an die Größe des Geschäftsgebiets zu koppeln. Je größer das Gebiet, desto geringer die Gebühren. Für Elektrofahrzeuge entstehen gar keine Parkgebühren. Ergebnis: In München bietet Miles seinen Service über die Stadtgrenze hinaus bis in die Vororte der Landeshauptstadt an.

Stuttgart hat in diesem Jahr die Parkgebühren für alle Carsharing-Fahrzeuge komplett abgeschafft. Das macht die Stadt für Anbieter wie Miles sehr interessant.

In Hamburg wird pro Verbrennerfahrzeug eine Parkpauschale fällig, E-Fahrzeuge zahlen ebenfalls keine Parkgebühren. Das Ergebnis – Anbieter und Stadt haben sich auf eine strategische Partnerschaft verständigt, die eine Elektrifizierung der Flotten zu 80 Prozent bis 2024 bei gleichzeitigem Ausbau der Ladeinfrastruktur beinhaltet.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die kommenden vier Jahre für die Verkehrswende wegweisend sein werden. Miles wird seinen Anteil dazu beitragen, dass sie gelingt – im besten Fall in einem Miteinander mit der Stadt und der Politik.

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