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Jörg Arntz uns Anita Tillmann führen bei der Premium Group zusammen die Geschäfte.

© Premium

Modemesse in Berlin: Gründerin der Premium hört auf: Zum Abschied von Anita Tillmann

Gleich zum Anfang der Fashion Week geht eine Ära zu Ende, die von Anita Tillmann. 2002 gründete sie die Modemesse Premium in Berlin mit.

Die Fashion Week in Berlin beginnt mit einem Abschied. Die Gründerin der Modemesse Premium, Anita Tillmann, gibt zum Ende des Jahres ihren Posten als Geschäftsführerin auf und steht der Premium Group beratend zur Seite. Ihr Geschäftspartner Jörg Arntz wird in Zukunft alleine das Unternehmen führen.

Auch wenn Tillmann die Premium Group schon seit Herbst 2017 nicht mehr gehört, war sie doch immer die Stimme und das Gesicht der Messe. So war es von Anfang an, seit sie zusammen mit Norbert Tillmann im Januar 2003 die erste Premium in einem Tunnel unter dem Potsdamer Platz eröffnete.

Eine andere Art von Messe sollte es sein, eine, für eine neue Mode, jünger und internationaler als es bisher in Deutschland auf der größten Messe für Bekleidung, der CPD in Düsseldorf passiert war. Die Unternehmen sollten sich nicht mehr hinter riesigen Messeständen verschanzen, jeder sollte nur ein paar Kleiderstangen bekommen. es ging darum, Produkte von neuen, spannenden Marken zu zeigen. Berlin spielt für diesen Aufbruch eine wichtige Rolle, hier hatte man viel Platz, um seine eigenen Visionen zu entwickeln.

Im Januar 2023 stellten Modemarken noch in den Messehallen zur Modemesse Premium aus. Ab morgen findet sie wieder im Postgüterbahnhof am Gleisdreieck statt.

© Jens Kalaene/dpa

Dass gleichzeitig die Jeans- und Steetwear-Messe Bread & Butter von Köln nach Berlin zog und damit die angestaubte Interjeans hinter sich ließ, war Fluch und Segen zugleich. Beide Messen zusammen machten Berlin als Standort so interessant, dass bald andere Veranstaltungen dazu kamen. Anita Tillmann hatte schon früh verstanden, dass man die Öffentlichkeit nur mit Modenschauen für sich einnehmen kann. Also sorgte sie mit dafür, dass die New Yorker Marketing- und Veranstaltungsagentur IMG, die Fashion Week mit dem Sponsor Mercedes-Benz im Schlepptau nach Berlin brachte. Im Sommer 2007 durften die Veranstalter das erste Mal ein Zelt direkt am Brandenburger Tor aufbauen.

Zurück in den alten Hallen. Zuletzt fand die Modemesse Premium im Januar 2020 im ehemaligen Postgüterbahnhof am Gleisdreieck statt.

© Thilo Rückeis

Von dem Spektakel profitierte auch die Premium, die bald in den alten Postgüterbahnhof am Gleisdreieck zog. 2005 kauften sie das Gelände - Berlin wurde als Modestandort so wichtig, dass die CPD in Düsseldorf aufgab. Da, wo Tillmann aufwuchs und ihre Karriere in der Modebranche begonnen hatte.

Nachdem Norbert Tillmann 2015 das Unternehmen verlassen hatte, blieb Anita Tillmann nach außen hin sichtbar. Sie hielt auch dann an Berlin fest, als die Bread & Butter 2014 Insolvenz anmelden musste, mit dem Tempelhofer Flughafen und der Idee, aus der Fachmesse einen Moderummel für alle zu machen, hatte sich ihr Gründer Karlheinz Müller verhoben.

Tillmann entgegen verleibte sich mit ihrer Premium-Group mehre kleinere Messen ein, die das Portfolio der Premium gut erweiterten, darunter die Streetwear-Messe Bright und die mehr auf feminine Mode ausgerichtete Show&Order. 2017 Traf sie die unternehmerisch schlaue Entscheidung, ihre Firma an den britischen Eventausrichter Clarion Events zu verkaufen und auch der ehemalige Postgüterbahnhof mit mehr als 26.000 Quadratmetern, der zur „Station Grundbesitz GmbH“ gehörte, kam unter den Hammer. Trotzdem blieb sie als Geschäftsführerin unverändert diejenige, die Entscheidung bekannt gab, wie im Frühjahr 2020 die, Berlin in Richtung Frankfurt zu verlassen, um dort eine neue Fashion Week zu etablieren. Das klang dann so, als würde die Fashion Week aus Berlin verschwinden.

Es dauerte, dieses wohlkalkulierte Missverständnis in Berlin aus dem Weg zu räumen. In Frankfurt fand auch aufgrund von Corona nie eine Messe statt. Auch nach der Rückkehr im Juli 2022 konnte sich die Premium nicht wirklich berappeln. Vor allem auch, weil der richtige Standort fehlte, auf dem Messegelände wurden weder Ausstellende noch Besucher glücklich. Die Messe im Januar wurde innerhalb der Branche mehr als kritisch aufgenommen.

Ich hatte nach dem Verkauf noch einen 5-Jahres-Vertrag, aber weil es so eine schlechte Zeit war, habe ich verlängert. Aber jetzt gehe ich mit einem geilen Gefühl.

Anita Tillmann

Dass Anita Tillmann wenig später bekannt gab, alles auf eine Karte zu setzen und mit einem komplett neuen Konzept zurück zum Gleisdreieck zu ziehen, ist dann wohl ihr letzter Schachzug für die Premium gewesen. Ob es ein schlauer war, wird sich in den nächsten zwei Tagen, am Dienstag und Mittwoch, erweisen. „Ich hatte nach dem Verkauf noch einen 5-Jahres-Vertrag, aber weil es so eine schlechte Zeit war, habe ich verlängert. Aber jetzt gehe ich mit einem geilen Gefühl.“ Noch hat Anita Tillmann keine konkreten Pläne für die Zeit danach. Jetzt will sie erst einmal ihre letzte Messe hinter sich bringen.

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