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Kolumne – Mein guter Rat

© Tagesspiegel

Mein guter Rat: Die neue Fleisch-Kennzeichnung garantiert nicht das Tierwohl

Ein Logo auf Fleischprodukten zeigt nun das Herkunftsland an. Über das Wohlergehen der Tiere sagt es aber nichts aus. Folge 212 der Kolumne von Verbraucherschützerin Dörte Elß.

Eine Kolumne von Dörte Elß

Eine gute Nachricht erreichte uns im Februar: Ab jetzt muss auch auf unverarbeitetem Fleisch von Geflügel, Schwein, Schaf und Ziege, das wir an der Bedientheke kaufen, das Herkunftsland angegeben werden. Ganz glücklich bin ich damit aber nicht: Diese Kennzeichnung sorgt zwar für Transparenz, aber die Herkunft sagt bekanntlich noch nichts über das Tierwohl aus.

Leider hilft mir in diesem Fall auch die bereits bekannte „Haltungsform“-Kennzeichnung für Fleisch aus dem Supermarkt nicht wirklich weiter. Zu diesen Stufen von 1 für Stallhaltung bis 4 für Premium kommt nun ein weiteres Logo, das Auskunft über die Tierhaltungsform gibt.

Es heißt staatliches Tierhaltungskennzeichen und wurde am 16. Juni 2023 als verpflichtend beschlossen. Zunächst werden Sie es nur auf unverarbeitetem Schweinefleisch aus Deutschland sehen. Angaben wie „Frischluftstall“, „Auslauf/Weide“ und „Bio“ suggerieren uns dann verbesserte Tierhaltungsbedingungen, aber wie sieht es wirklich damit aus?

Wie es den Tieren im Stall geht, erfahren Verbraucher durch das neue Logo nicht.

© dpa/Marijan Murat

Viel Platz im Stall und Auslauf tragen zwar zu besseren Haltungsbedingungen bei, sind aber nicht die einzigen Kriterien, an denen Tierwohl gemessen wird. Gerade der Gesundheitszustand und das Verhalten des Tieres erlauben Rückschlüsse darauf. Die systematische Erhebung solcher Kriterien ist jedoch weder Bestandteil der einen noch der anderen Kennzeichnung.

Nur Monitoring garantiert Tierwohl

Die Einführung einer staatlich kontrollierten Kennzeichnung ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber bei Weitem nicht aus. Bundesagrarminister Cem Özdemir sollte die staatliche Tierhaltungskennzeichnung nun wie geplant schnell auf die anderen Tierarten sowie verarbeitete Fleischprodukte und die Gastronomie ausweiten. Zusätzlich müssen endlich die gesetzlichen Tierhaltungsstandards angehoben werden, um den Tierschutz zu verbessern.

Darüber hinaus halte ich eine Ergänzung der Tierhaltungskennzeichnung für geboten, die Einführung eines obligatorischen nationalen Tierwohlmonitorings, was mit einer Verschärfung der Kontrollen und Sanktionen bei Verstößen einhergehen sollte. Nur so kann das Tierwohl sichergestellt werden. Auch eine verbindliche europäische Kennzeichnung ist längst überfällig.

Die Kolumne „Mein guter Rat“ erscheint jede Woche.

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