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Daniela Kielkowski ist Ernährungsberaterin.

© privat

Mein erster Job: Mit dem Bollerwagen Altglas gesammelt

Für Melonen, die Finanzierung ihres Studiums und eine Reise nach Rom: Die Berliner Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski hat in der DDR schon als Mädchen immer nebenher gearbeitet. 

Eine Kolumne von Daniela Kielkowski

Aufgewachsen in Köpenick, damals gab es noch die DDR, habe ich bereits früh begonnen, ein bisschen Geld nebenher zu verdienen. Als Kind bin ich – wie so viele andere Kinder auch – mit meinem Bollerwagen losgezogen und habe in meiner Straße an den Haustüren geklingelt, um nach Altpapier und leeren Glasflaschen zu fragen, die in der DDR als begehrte Rohstoffe gehandelt wurden.

Wenn ich genug zusammen hatte, habe ich alles bei sogenannten Sero-Annahmestellen abgegeben. 30 Pfennig gab es pro Kilo Altpapier, für eine Kornflasche 20 Pfennig. Das Geld habe ich nicht gleich ausgegeben, sondern es für einen besonderen Moment gespart. Einmal im Jahr, im Hochsommer, gab es in der Kaufhalle immer Wassermelonen, auf die war ich immer ganz scharf. Dafür habe ich mein ganzes Geld ausgegeben.

30 Pfennig gab es pro Kilo Altpapier.

Daniela Kielkowski, Ernährungsberaterin

Mit 14 Jahren kam dann der erste richtige Nebenjob, als Küchenhilfe in einem sogenannten Clubrestaurant. Ich habe Geschirr abgewaschen und die teils hartnäckigen Überreste von so typischen DDR-Gerichten wie Wurstgulasch, Senfeier und falscher Hase von den Tellern und dem Besteck geschrubbt. Geschirrspüler gab es zu dieser Zeit nicht. Rund 40 Mark habe ich an einem Wochenende verdient. Davon habe ich mir Kleidung und Schuhe gekauft, wenn es mal welche gab, die mir gefallen haben.

Nach meiner Ausbildung zur Krankenschwester im Krankenhaus in Köpenick und nach dem Mauerfall habe ich das Abitur nachgeholt und ein Medizinstudium angefangen. Als gelernte Krankenschwester konnte ich mir nebenbei meinen Unterhalt in der Hauskrankenpflege verdienen – das erste richtige Geld. Rund 2000 D-Mark. 

In unserer Serie berichten uns Persönlichkeiten aus der Wirtschaft von ihren ersten Jobs als Schüler oder Studenten.

© Tagesspiegel

Das war für mich eine prägende Zeit. Ich habe viele Menschen gesehen, die allein und auf fremde Hilfe angewiesen waren. Teilweise auch sehr traurige Schicksale. Doch ich habe in dieser Zeit auch gelernt, Verantwortung zu übernehmen und auch einen langersehnten Wunsch konnte ich mir erfüllen: Ich bin nach Rom gereist. Davon hatte ich damals schon immer geträumt.

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