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Immer mehr Büros stehen leer, und Wohnraum wird dringend gebraucht. Der Senat sollte die Umnutzung endlich vorantreiben, fordert unsere Autorin.

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Leere Büros zu Wohnraum machen: Wo bleibt das „Schneller-Umnutzen-Gesetz“ für Berlin?

Immer mehr Büros stehen nach der Pandemie leer, und Wohnraum wird dringend gebraucht. Der Senat sollte die Umnutzung endlich vorantreiben, fordert unsere Autorin.

Ein Kommentar von Teresa Roelcke

Bewerber für eine einzige Wohnung warten in 150 Meter langen Schlangen, um diese auch nur besichtigen zu dürfen. Geflüchtete schmoren in Stahlcontainern, die sich in der Sommerhitze über 35 Grad aufheizen, weil der Senat keine besseren Unterkünfte zur Verfügung stellen kann.

Berlin kann es sich nicht leisten, tausende Quadratmeter ungenutzter Büroflächen einfach leer stehen zu lassen. Aber auf Wunsch des neuen Senats reden wir nun wieder über die Randbebauung einer der beliebtesten Grün- und Freiflächen der Stadt; dabei hatte die Stadtbevölkerung vor knapp zehn Jahren ein Gesetz beschlossen, laut dem das Tempelhofer Feld dauerhaft gesichert werden soll.

Nur wenige Meter weiter stehen riesige Büroflächen leer und niemand nutzt sie. Das ist absurd. Egal, was die Eigentümer davon abhält, die Umnutzung in die Wege zu leiten: Sei es, dass sie am Ende doch noch darauf hoffen, Büromieten für die Flächen zu bekommen, die schließlich höher sind als Wohnungsmieten; sei es, dass sie doch auf Abriss und anschließenden Neubau spekulieren, oder dass ihnen der Umbau zu aufwendig und die Regularien zu kompliziert sind.

Klar, einziehen in Bürohäuser kann man nicht von heute auf morgen: Man muss Grundrisse ändern, Bäder und Küchen einbauen. Aber das geht immer noch deutlich schneller, als neu zu bauen. Auch die Bürokratie ist ein Problem: Gewerbeflächen können nicht einfach so zu Wohnraum umdeklariert werden. Außerdem werden an Wohnraum rechtlich und technisch andere Anforderungen gestellt als an Gewerbeflächen.

Aber ein „Schneller-Bauen-Gesetz“ hat die Koalition ja schon angekündigt. Warum nicht auch ein „Schneller-Umnutzen-Gesetz“? Ein Gesetz, das beginnend beim Umgang mit Bebauungsplänen bis hin zur Bauordnung die Mauern einreißt, die dem zügigen Umbau bestehender Häuser für neue Nutzungen bisher entgegenstehen? Und dazu eine Strategie, wie flächendeckend Umbau und Umnutzung eine realistische Option werden, auch für Eigentümer?

Solange wir eine Wohnungskrise haben, wegen der wir dringend weitere Wohnungen brauchen, können wir den Leerstand nicht leer lassen – und auch nicht, solange wir munter eine Klimakrise vorantreiben, zu deren Eindämmung man den Neubau auf das absolute Minimum beschränken müsste.

Komplett auf Neubau verzichten können wir zwar nicht. Dafür reichen die leerstehenden Büroflächen wohl nicht aus, verglichen mit dem Bedarf an Wohnungen. Trotzdem dürfte jede durch Umwandlung gewonnene Wohnung schneller kommen, als die, deren Planung und Bau durch ein „Schneller-Bauen-Gesetz“ beschleunigt wird – zumindest dann, wenn Schwarz-Rot sich nicht als „Wohnnutzung-Ausbremsen-Koalition“ versteht.

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