zum Hauptinhalt
Ketamin ist bekannt als das „Pferdebetäubungsmittel“, das Raver in Clubs durch die Nase ziehen. Ketamin wird auch in der Humanmedizin als Narkotikum verwendet.

© Gestaltung: Tagesspiegel; Fotos: freepik (2)

Tagesspiegel Plus

Ketamin-Therapie in Berliner Arztpraxen: Die Partydroge, die Depressionen heilen soll

Partygäste nehmen Ketamin als Droge und machen „Urlaub auf Keta“. Das Mittel soll aber auch gegen psychische Erkrankungen helfen. Was seriöse von unseriösen Anbietern unterscheidet.

Ein Mediziner und ein Therapeut sitzen neben Anne Philippi und sie sieht von oben auf sich herab. Ihr Bewusstsein schwebt, der Körper liegt darunter. Philippi halluziniert unter ärztlicher Aufsicht. Sie erlebt eine Dissoziation, bei der man glaubt, dass sich Geist und Körper voneinander lösen. Viele beschreiben dieses Erlebnis als angenehm und bewusstseinserweiternd.

Philippi ist auf Keta, kurz für das Narkosemittel Ketamin. Wie ein Hippie, der glaubt, dass das Sein der Welt nur im Rausch erfahrbar wird, wirkt Philippi jedoch nicht. Nichts deutet auf esoterisches Geschwurbel hin, als sie von ihrem Trip berichtet. 20 Jahre lang hätte sie mit Therapeut:innen gesprochen, erzählt sie, „and nothing has changed“. Also versuchte sie es vor zwei Jahren mit Ketamin. Das sollte ihrer seelischen Gesundheit endlich helfen.

Bei der Ketamin-gestützten Psychotherapie, wie Philippi sie gemacht hat, wird die klassische Gesprächstherapie mit der Gabe des Narkotikums kombiniert. Studien attestieren Ketamin insbesondere bei schweren Depressionen eine signifikante Wirkung.

Philippi halfen die ausgelösten Bewusstseinserweiterungen, ein Trauma aus ihrer Kindheit aufzuarbeiten. Sie genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit in den Sitzungen. „Es ist bizarr: Du bist noch da und nicht komplett rausgeschossen, aber du siehst dich selbst, deine Fußspitzen, und kannst dich trotzdem nicht bewegen“, erzählt sie.

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
showPaywallPiano:
true