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Der Carsharing-Anbieter Miles steht vor Herausforderungen.

© imago/Jürgen Ritter/imago/Jürgen Ritter

Hunderte Autos mit Schriftzug „Milfs“ unterwegs: Berliner Carsharing-Anbieter Miles kämpft gegen Vandalismus

Manche finden den obszönen Begriff im Stadtbild lustig, Miles sieht in dem „Rebranding“ schlicht Sachbeschädigung. Wie hoch der Schaden ist, kann das Unternehmen nicht sagen.

Auf den Straßen von Berlin fährt immer häufiger der Schriftzug „Milfs“ umher. Dieser steht auf Fahrzeugen des Carsharing-Anbieters Miles und ist ein Akronym für „Mother I’d like to fuck“: eine Mutter, mit der ich gerne schlafen möchte (hier im Plural). „Milfs“ bleibt stehen, wenn man den unteren Teil des Großbuchstabens „E“ von Miles wegknibbelt. Auf den Autos klebt der Schriftzug des Firmennamens als Plastikfolie.

Was frivole Gemüter erheitert, findet man bei Miles gar nicht lustig: Die „Bild“-Zeitung berichtet, das Unternehmen habe Hunderte Fälle von Sachbeschädigung registriert, die meisten in der Hauptstadt. Miles-Sprecherin Nora Goette sagte dem Boulevardblatt: „Wir waren alle einmal albern und wollen auch keine Spaßbremse sein, aber letztendlich geht das Rebranding in Eigenregie zulasten von uns und der Nutzer, denn es bedeutet zusätzliche Arbeit und zusätzliche Kosten. Und die Message … na ja.“

Zur Anzeige komme es fast nie, denn der Täter oder die Täterin müssten auf frischer Tat ertappt werden. Das sei bisher nur ein paar Mal vorgekommen. Die Höhe der Schadenssumme könne die Sprecherin nicht beziffern. Dem Tagesspiegel erklärte sie: „Die konkrete Summe ist sehr individuell und die Spanne groß, manchmal müssen wir das E mit einem neuen Balken bekleben, manchmal den kompletten Schriftzug erneuern, manchmal kommt es auch zu Lackschäden.“

Im vergangenen Jahr war Miles selbst in die Kritik geraten: Die Berliner Staatsanwaltschaft beschuldigt die Firma, das Land Berlin seit 2019 um bis zu 30 Millionen Euro Parkgebühren betrogen zu haben. Miles soll die Daten des Handyparksystems, das die Höhe der Gebühren taxiert und diese an die Bezirke entrichtet, manipuliert haben. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten im Oktober Wohnungen und Geschäftsräume des Carsharing-Anbieters untersucht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Wochen vorher hatte der Tagesspiegel Miles-Chef Oliver Mackprang zu einem der 100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wirtschaft gekürt, die Ermittlungen waren zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Auf einem Foto, das Mackprang nicht mehr veröffentlicht sehen will, steht er vor einem riesigen Miles-Logo und verdeckt unbeabsichtigt den Buchstaben „L“. „Milfs“ ist somit nicht das einzige mögliche Wortspiel, das eine Manipulation des Firmennamens hergibt.

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