zum Hauptinhalt
Kleinen Gasverbrauchern kommt bei der Vermeidung der Gasmangellage eine entscheidende Rolle zu.

© Foto: dpa/Stephanie Pilick

Berliner Versorger ruft zum Sparen auf: Gasag erhöht die Preise um 85 Prozent

Gaspreisbremse und geringerer Verbrauch halten die Belastungen im erträglichen Rahmen, argumentiert die Gasag. Auch Strom wird noch teurer.

| Update:

Die Berliner Gasag erhöht die Preise Anfang kommenden Jahres um rund 85 Prozent. Wenn im März die Gaspreisbremse greift und die Verbraucher rund ein Fünftel weniger Gas verbrauchen, reduziert sich die Belastung jedoch erheblich. Die Gasag macht folgende Rechnung auf: Für eine durchschnittliche Berliner Wohnung mit einem Verbrauch von 12.000 Kilowattstunden (KWh) erhöht sich der Preis im Januar von derzeit 114 auf dann 210 Euro im Monat. Aufgrund der Effekte der Gaspreisbremse sinkt die Belastung ab März auf 164 Euro. Die monatlichen Kosten betragen „nur“ noch 124 Euro, wenn 20 Prozent weniger Gas verbraucht wird. Alles in allem würde in dem Fall die Gasrechnung 2023 nur um knapp zehn Prozent über der aktuellen liegen.

Drei Erhöhungen in diesem Jahr

2022 hatte die Gasag die Preise drei Mal erhöht: Im Januar um 16 Prozent, im Mai um 26 Prozent und im Oktober um 30 Prozent. Die Oktobererhöhung wurde aber zum größten Teil nicht umgesetzt, weil die ursprünglich von der Bundesregierung geplante Gasumlage doch nicht kam. „Mit unserem noch aktuellen Grundversorgungstarif liegen wir unter dem bundesdeutschen Durchschnitt und mit der Erhöhung wird der Grundversorgungstarif weiterhin zu den günstigen Optionen unter allen Gastarifen zählen“, teilte die Gasag am Mittwoch mit Blick auf das kommende Jahr mit.  

Die Gasag begründet die drastische Erhöhung Anfang 2023 mit dem Preisniveau auf dem Großhandelsmarkt. Nach Unternehmensangaben werden derzeit auf dem Terminmarkt für das Jahr 2025 rund 80 Euro je Megawattstunde (MWh) aufgerufen, das sei etwa vier Mal so viel wie vor der Energiekrise. „Die Preise für Lieferungen in den nächsten Monaten liegen mit über 120 Euro pro Megawattstunde immer noch um das Fünffache über den Preisen in 2021“, teilte die Gasag mit. Zuletzt hatte der warme Oktober und die zügige Füllung der Gasspeicher die Preise erheblich gedrückt. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine respektive seit Einstellung der Gaslieferungen durch die Russen im Spätsommer sind die Preise zeitweise um das Zehnfache gestiegen.

Wir haben ein gutes Gefühl, was den kommenden Winter betrifft.

Georg Friedrichs, Vorstandsvorsitzender der Gasag

„Wir haben ein gutes Gefühl, was den kommenden Winter betrifft“, sagt der Gasag-Vorstandsvorsitzende Georg Friedrichs mit Blick auf die Speicherstände und das Verhalten der Verbraucher. In Berlin versorgt das Unternehmen rund 500.000 Haushalte mit Gas. In den vergangenen Monaten hatten die privaten Haushalte und kleine Gewerbekunden ihren Verbrauch um rund 15 Prozent gedrosselt. Ob daraus in der jetzt beginnenden Heizperiode 20 Prozent werden, ist offen. Die Gasag lädt jedenfalls zur Beratung in ihren Energiesparladen am Hackeschen Markt ein. Mit einem Ausbau des Kundenservice hat das Unternehmen Verbrauchern mit Zahlungsschwierigkeiten im bisherigen Jahresverlauf helfen können, sodass die Zahl der Gassperren trotz steigender Preise um ein Drittel fiel. Die Gasag bietet Ratenzahlungen und Stundungen an.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Bundesregierung hat diverse Maßnahmen zur Entlastung der Gasverbraucher beschlossen. Die Umsatzsteuer auf Gas wurde im Oktober von 19 auf sieben Prozent gesenkt und die für 2023 vorgesehene nächste Erhöhung des CO2-Preises ist ausgesetzt. Im kommenden Dezember übernimmt der Staat die monatliche Abschlagszahlung, das entlastet die Gasag-Kunden insgesamt um 85 Millionen Euro. Im März kommt dann die Gaspreisbremse: Für 80 Prozent des Verbrauchs (Berechnungsgrundlage dafür ist der Verbrauch von 2022) deckelt der Bund den Preis bei zwölf Cent je KWh. Für die verbleibenden 20 Prozent muss der Marktpreis gezahlt werden. Das Vorziehen der Bremse auf Februar oder sogar Januar, wie hier und da gefordert, sei wegen des Aufwands nicht möglich, sagte Gasag-Chef Friedrichs.

Preiserhöhung im Schnitt über 45 Prozent

Nach Berechnungen des Vergleichsportals Check24 liegt der durchschnittliche Gaspreis für einen Musterhaushalt (Verbrauch von 20.000 KWh) derzeit bei 3200 Euro im Jahr. Das entspricht 16 Cent je KWh. Im September 2022 kostete die gleiche Menge Gas noch 4371 Euro, im November 2021 waren es 1424 Euro. Der Gaspreis im Großhandel für kurzfristige Käufe (Spotmarkt) ist im Vergleich zu den Höchstständen Ende August (312 Euro/MWh) inzwischen auf gut 100 Euro gesunken. Obwohl Gasgrundversorger im Laufe des Jahres 2022 in tausenden Fällen die Preise erhöht haben, wurden seit Oktober in weiteren 440 Fällen die Preise erhöht, hat Check24 ermittelt. Im Durchschnitt betrügen die Preiserhöhungen 43,8 Prozent. Für den kommenden Januar sind bislang 47 Fälle von Gaspreiserhöhungen mit im Schnitt 45,9 Prozent angekündigt.

Mehr zum Thema lesen Sie hier

Auch der Strom wird immer noch teurer. Ein Musterhaushalt (5000 kWh Verbrauch im Jahr) zahlt im November im Schnitt 2136 Euro jährlich für Strom. Das entspricht einem durchschnittlichen Strompreis von 42,7 Cent/kWh. Für Januar 2023 haben nach Angaben von Check24 bereits 59 Grundversorger Strompreiserhöhungen angekündigt. Betroffen davon sind rund 2,5 Millionen Haushalte. Die Erhöhungen betragen im Schnitt 70 Prozent im Vergleich zum 30. September 2022, obwohl der Strompreis an der Börse seit dem Allzeithoch Ende August (706 Euro pro MWh) erheblich gesunken ist. Zuletzt lag der Börsenstrompreis bei rund 120 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false