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Bausenator Christian Gaebler (SPD), hier bei einem in Spandau.

© dpa/Annette Riedl

„Euer Zuhause. Unser Auftrag“: Berliner Senat wirbt mit KI-Gesichtern um Akzeptanz fürs Bauen

Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) hat eine neue Kampagne vorgestellt. Das Ziel: Die Bevölkerung soll Neubauvorhaben offen gegenüber sein. Die Models auf den Plakaten sind von einer KI generiert.

Es geht darum, die Akzeptanz für Neubauprojekte zu erhöhen: 290.000 Euro hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für eine neue Kampagne ausgegeben, die in den nächsten Wochen die Großbildschirme der Firma Wall entlang der Berliner Straßen, die kleinen Werbebildschirme hinter den Späti-Tresen und allerlei weitere digitale Ausspielwege zieren soll: „Euer Zuhause. Unser Auftrag“ ist das Motto.

Von einer Künstlichen Intelligenz (KI) generierte Gesichter aus fünf typischen wohnungssuchenden Gruppen sind auf den Kampagnenbildern zu sehen: Familien, deren bestehende Wohnung zu klein wird, ein Student, ein Paar, das zusammen ziehen möchte, eine Alleinerziehende und zwei Senioren auf der Suche nach einem barrierefreien Zuhause.

20.000 neue Wohnungen pro Jahr wären nötig

20.000 neue Wohnungen pro Jahr braucht Berlin, um den Bedarf zu decken. „Alle sagen immer: Klar brauchen wir neue Wohnungen. Aber wenn es konkret wird, hört man: nicht hier, nicht so schnell, und lieber ein bisschen weniger Wohnungen“, sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) am Montag bei der Vorstellung der Kampagne. Diese sei auch im „Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen“ zwischen Senat und privater Bau- und Wohnungswirtschaft vereinbart worden, werde aber ausschließlich vom Senat finanziert: „Die sollen ihr Geld lieber in den Wohnungsbau stecken.“

Eines der Motive der Imagekampagne für mehr Akzeptanz für Bauen. Das Model zeigt keine echte Person. Die Frau wurde von einer KI-Software generiert.

© SenStadt/glow communication GmbH

Die Kampagne kommt zu einem Zeitpunkt, in dem der private Wohnungsbau kaum noch vorangeht, wegen hoher Baukosten und hoher Zinsen. Wo trotzdem gebaut wird, führen diese Kosten sowie immense Bodenpreise dazu, dass die entstehenden Wohnungen sich meist nur bei anschließend sehr hohen Mietpreisen rentieren.

Es geht um die Frage, ob man anderen Menschen auch ein Zuhause gönnt.

Bausenator Christian Gaebler (SPD)

Der Wohnungsneubau habe leider nicht so viele öffentliche Stimmen wie der Schutz des Bestands, sagte Gaebler. Die Kampagne soll nun einen Stimmungswandel gegenüber dem Neubau herbeiführen: „Es geht um die Frage, ob man anderen Menschen auch ein Zuhause gönnt oder nicht, ob man ihnen eine Wohnung gönnt, mit der sie zufrieden sind, in der sie gerne leben und in der sie sich sicher fühlen.“ Bislang werde die Diskussion überwiegend von denjenigen geführt, die schon eine Wohnung haben.

Senator Christian Gaebler (SPD) bei der Vorstellung der Kampagne in der Stadtentwicklungsverwaltung.

© Teresa Roelcke

Mit der Kampagne wolle man nun die Gesichter derjenigen zeigen, die auf der Wohnungssuche sind. In einem kurzen Video-Clip hört und sieht man echte Wohnungssuchende. Die Gesichter auf den statischen Kampagnenbildern sind hingegen KI-generiert und sollen gewissermaßen den Durchschnitt der jeweils suchenden Gruppe abbilden.

Ob die Kampagne tatsächlich das Herz der Berliner erreichen wird? Hinderlich dafür könnte sein, dass die Kampagne ausschließlich private Gründe wie Nachwuchs, Studium oder Alter für die Suche nach einer neuen Wohnung abbildet. Dabei sind viele aus ganz anderen Gründen zur Wohnungssuche genötigt: weil der Eigentümer Eigenbedarf anmeldet, die Mieten nach einer Erhöhung nicht mehr leistbar sind oder im Extremfall, weil ein Haus abgerissen und neu gebaut werden soll.

Teure Neubaumieten werden sich diejenigen, die wegen Luxussanierungen eine neue Bleibe brauchen, kaum leisten können; und eine Imagekampagne wird die, deren Bestandsgebäude für einen Neubau abgerissen wird, wohl auch nicht für das Projekt gewinnen können.

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