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Das Kaufhaus des Westens in der Tauentzienstraße. (Archivbild)

© imago/Jürgen Ritter/imago/Jürgen Ritter

Update

Erdrückende Mieten: KaDeWe Group insolvent – Berlin, Hamburg und München betroffen

Die KaDeWe Group mit Häusern in Berlin, Hamburg und München ist pleite. Grund sind gestiegene Mietkosten.

| Update:

Das Handelsunternehmen KaDeWe Group mit den Luxus-Kaufhäusern KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und Alsterhaus in Hamburg hat Insolvenz angemeldet. Der Betrieb der Häuser gehe aber weiter, teilte das Unternehmen am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Zuvor berichtete das Wirtschaftsmagazin „Capital“ darüber. Wie der Autor des Berichts, Thomas Steinmann, am Sonntag beim Kurznachrichtendienst X schrieb, soll der Insolvenzantrag schon beim Gericht liegen. Er sei am Freitagabend nach Dienstschluss des Amtsgerichts herausgegangen, für Montagmorgen sei eine offizielle Kommunikation geplant gewesen. Eine Gerichtssprecherin sagte am Sonntag, man könne zu dem Vorgang aktuell nicht Stellung nehmen.

Grund für den Insolvenzantrag sind der KaDeWe Group zufolge steigende Mietkosten an den Standorten. Die Unternehmensgruppe lässt mitteilen: „Die exorbitant hohen Mieten an den Standorten Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus) und München (Oberpollinger) machen ein nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich.“ Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/19 seien die Mieten um fast 37 Prozent gestiegen. In den nächsten Jahren sollen sie weiter ansteigen. Vor diesem Hintergrund habe sich die Geschäftsführung gezwungen gesehen, einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu stellen. 

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte sich auf dem Nachrichtenportal X zu dem Insolvenzantrag: „Das KaDeWe wurde vor 117 Jahren in Berlin eröffnet und ist wahrlich eine Berliner Institution“, schrieb er. Der Senat werde sich dafür einsetzen, eine Lösung für das Kaufhaus zu finden, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Die Folgen der Insolvenz sollen bei der Sitzung am Dienstag Thema sein. Eine Insolvenz könne aber auch eine „Chance für die Weiterentwicklung der Kaufhausstandorte“ bieten, so Wegner.

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Die KaDeWe Group gehört zu 49,9 Prozent der insolventen Signa-Holding des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Die Signa-Holding hatte Ende November 2023 Insolvenz angemeldet. Es folgten zahlreiche Tochterunternehmen, die ebenfalls als zahlungsunfähig gemeldet wurden.  

Die anderen 50,1 Prozent an der KaDeWe Group besitzt der thailändische Konzern Central Group. Dem Bericht zufolge sei denkbar, dass sie die Insolvenz nutzen wolle, um die Signa-Anteile an der KaDeWe Group günstiger zu übernehmen.

Ein eigenes Insolvenzverfahren der KaDeWe Group könnte auch die Möglichkeit eröffnen, durch Nachverhandlungen die hohen Mieten aus den Verträgen mit der Signa-Immobiliensparte zu drücken. Beim KaDeWe-Gebäude selbst sind die Mehrheitsverhältnisse umgekehrt: Hier gehören 50,1 Prozent Signa und nur der kleinere Teil von 49,9 Prozent der Central Group.

KaDeWe öffnet nicht für verkaufsoffenen Sonntag

Wie die „B.Z.“ berichtete, hatte das KaDeWe ursprünglich angekündigt, sich an diesem Sonntag am verkaufsoffenen Sonntag anlässlich der Grünen Woche zu beteiligen. Doch kurzfristig sei diese Sonderöffnung wieder abgesagt worden.

Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, sagte dem Tagesspiegel mit Blick auf den abgesagten verkaufsoffenen Sonntag, die Absage könne auch andere Gründe gehabt haben, etwa den Lokführerstreik. Es habe aufgrund des Streiks weniger Besucher in der Stadt gegeben als zuvor angenommen.

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Zu einem möglichen Insolvenzantrag der KaDeWe Group wollte sich Busch-Petersen nicht äußern, sagte aber allgemein: „Man muss sich mit Blick auf den Handel davon verabschieden zu denken, dass die Insolvenz das Ende eines Unternehmens ist.“ Stattdessen könne sie vielmehr notwendige Phasen der Konsolidierung einleiten.

„Seit der Neugestaltung liefert das KaDeWe hervorragende Umsätze und Erträge, auch deutlich über dem Branchenschnitt“, sagte er weiter. Das Haus spiele Weltliga. Aber auch ein solches Unternehmen brauche Phasen der Konsolidierung. Er verwies darauf, dass es in anderen Fällen um Verhandlungen der Mietverträge gegangen sei.

Giffey: Berlin tut alles Mögliche für KaDeWe-Erhaltung

Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) erklärte zu einem möglichen Insolvenzverfahren, ihre Verwaltung stehe „im engen Austausch“ mit der Gruppe. Das KaDeWe sei „eine echte Warenhausikone“ und „als Deutschlands bekanntestes Kaufhaus“ ein Wahrzeichen Berlins, schrieb Giffey bei Instagram. „Ziel des Berliner Senats ist es, alles Mögliche zu tun, um für seinen Erhalt zu sorgen.“

In der Geschichte des Hauses habe es bereits sieben Mal einen Wechsel des Mutterkonzerns gegeben, schrieb die Senatorin weiter. „Trotz der schwierigen Lage bin ich zuversichtlich, dass es auch dieses Mal gelingen wird, eine gute Zukunftsperspektive für das Haus zu entwickeln.“

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Das Land Berlin hatte 2020 in der Coronakrise zusammen mit Bayern und Hamburg eine Bürgschaft für einen Betriebsmittelkredit der KaDeWe Group übernommen. Sollte es dazu kommen, dass die Gruppe den Kredit nicht zurückzahlen kann, steht auch für Berlin eine zweistellige Millionensumme auf dem Spiel.

KaDeWe-Chef kürzlich: 2024 „nächstes Rekordjahr“

Noch Ende November, nachdem die Signa Holding Insolvenz angemeldet hatte, hatte KaDeWe-Group-Chef Michael Peterseim Zuversicht verbreitet. „Wir sind sicher, dass wir auch in 100 Jahren noch hier sitzen“, sagte er im Tagesspiegel-Interview über das Luxuskaufhaus an der Tauentzienstraße. Die Signa-Insolvenz habe keine Folgen für das KaDeWe. „Wir sind sehr gut aufgestellt“, sagte Peterseim – und verwies auf die Central Group als Mehrheitseigner.

Zur Frage, ob der thailändische Konzern plane, die Signa-Anteile an der KaDeWe Group zu übernehmen, um einen europäischen Kaufhauskonzern samt Immobilien zu schmieden, entgegnete Peterseim: „Ein solcher Plan, von dem Sie berichten, ist mir unbekannt.“ Zugleich erwähnte er steigende Umsatzzahlen der Gruppe und prophezeite für 2024 „das nächste Rekordjahr“.

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