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Der Molkenmarkt wurde zur Kaiserzeit auch als Postkartenmotiv gehandelt. 

© imago/Arkivi

„Die Mitte für die kleinen Leute!“: Verein fordert öffentliche Bebauung der historischen Mitte

Nach einem Vortrag des Stadtforschers Benedikt Goebel kommt auch von seinen Mitstreitern in Sachen historisierende Bebauung Kritik.

Nach einem Tagesspiegel-Bericht über einen Vortrag des Stadtforschers Benedikt Goebel zur „Renaissance der Berliner Mitte durch die Reichen und Schönen“ vergangene Woche regt sich Kritik auch unter denjenigen, die seine Forderung nach einer historisierenden Bebauung der Berliner Mitte teilen. Der Bürgerverein Berliner Historische Mitte e.V. spricht sich in einer Presseerklärung gegen „die Eroberung der historischen Zentren durch die Reichen“ aus.

Annette Ahme, Vorsitzende des Vereins Berliner Historische Mitte, fordert hingegen eine „Mitte für die kleinen Leute“. Einig sind sich Ahme und ihr Verein mit Goebel hingegen in der Forderung nach der Bebauung der „historischen Mitte“, unter anderem auch dort, wo laut beschlossenen Plänen das Rathausforum, also die Freifläche zwischen Fernsehturm am Alexanderplatz und Spree, nach einem Entwurf des Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen umgestaltet werden soll. Der Verein Berliner Historische Mitte wünscht sich eine Bebauung „auf dem historischen Straßengrundriss und im historischen Maßstab“, abgesichert durch eine Gestaltungssatzung.

Geringe bis mittlere Ausstattung

Um die „Mitte für die kleinen Leute“ zu erreichen, fordert der Verein Berliner Historische Mitte für eine potentielle Bebauung eine „geringe bis nur mittlere Ausstattung“, die dauerhaft festgeschrieben werden solle, also: kein Echtparkett, keine Luxusbäder, ein wenig repräsentatives Erscheinungsbild und Raumhöhen von maximal 2,80 Meter. Die Grundstücke sollten sämtlich in öffentlichem Besitz sein, fordert der Verein, das gesamte Gebiet als Sanierungsgebiet ausgewiesen werden.

Nach Ahmes Vorstellungen wäre der Träger des Bebauungsprojekts außerdem multikulturell zusammengesetzt, genauso wie die Bewohnerschaft, die quotiert aus unterschiedlichen Ethnien, Kulturen oder Religionen bestehen solle. Zwanzig Prozent der Wohnungen sollen außerdem Geflüchteten zur Verfügung gestellt werden.

Der Stadtforscher Benedikt Goebel hatte in einer Veranstaltung der Berliner Kammergesellschaft die Privatisierung von potenziellen Baugrundstücken in der Berliner Mitte gefordert. Die Bauherren, die auf diesen teuren Grundstücken bauen wollten, müssten Geld mitbringen. Im Ankündigungstext zu Goebels Vortrag hatte es zudem geheißen, es sei „unnatürlich und kontraproduktiv, dass in der historischen Mitte der Metropole nur Sozialmieter wohnen – erst der Zuzug von Wohlhabenden wird ein lebendiges und nachhaltiges Zentrum ermöglichen.“

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