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Der Traum vom eigenen Geschäft bleibt für viele ein Traum.

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Berliner Senat senkt Hürden zur Firmengründung : Selbstständigkeit wagen – Kann das die SPD?

Franziska Giffeys Plan, mehr Frauen und Nicht-Akademiker für eine Firmengründung zu gewinnen, ist vernünftig und sinnvoll, dürfte aber Widerstände provozieren.

Ein Kommentar von Kevin P. Hoffmann

Eine tolle Geschäftsidee umsetzen, endlich das eigene Ding machen: Jede und jeder kann für diesen Versuch ein paar Tausend Euro Starthilfe bei Berlins landeseigener Förderbank IBB beantragen, wird das Geld aber nicht erhalten, sofern sie kein abgeschlossenes Hochschulstudium nachweisen können. So eine Absage macht übrigens auch Kreditgespräche bei der Geschäftsbank nicht leichter.

Gleiches Problem, anderer Fall: Wer sein Handwerk gut beherrscht, und dazu Talent für Organisation und Führung mitbringt, aber leider nicht das nötige Geld für die Meisterausbildung hat, kann oft sehen, wo sie oder er bleibt. Berlins neue Koalition aus CDU und SPD wollen das jetzt ändern: Sie wollen Hürden beseitigen, die Menschen bisher davon abgehalten haben, den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit zu gehen.

Bei Berlins neuer Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey klingt das Vorhaben griffig und schlüssig, wenn sie formuliert: „Meister und Master: Beides soll ohne Zugangshürden möglich sein“. Es ist auch aus vielen Gründen vernünftig und sinnvoll, es so tun. Aber leicht wird es nicht, sobald einigen Interessensgruppen klar wird, welcher Paradigmenwechsel sich hier vollzieht.

Viele Innungen und Kammern wehren sich reflexartig und heftig, sobald die Politik versucht, Zugangsbarrieren abzubauen. Sie fürchten, dass hart erarbeitete und teuer erkaufte Meistertitel und andere Privilegien der Mitglieder ihres Berufsstandes entwertet werden. Auch Handwerksbetriebe suchen zwar neue Mitarbeiter, aber nicht Tausende neue selbstständige Konkurrenten.

Auch manche Traditionalisten der SPD dürften sich schwertun damit. SPD-Ikone Willy Brandt hatte sich in den 1970ern erfolgreich und nachhaltig stark gemacht für die Akademisierung der Arbeiterkinder. Diese Politik wirkt nach. Die Hochschulen sind für breite Schichten erreichbar. Der Preis: Die duale Berufsausbildung verlor an Attraktivität. Soll hier Geschichte zurückgedreht werden?

Die Pläne der CDU-SPD-Koalition, wenn sie denn so kommen, dürften mittel- und langfristig Wirkung entfalten im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Und sie könnten die gesellschaftlichen Verhältnisse nachhaltiger verändern, als es auf den ersten Blick scheint.

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