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Die Neustark-Gründer Johannes Tiefenthaler (links) und Valentin Gutknecht.

© Neustark

Abbruchbeton als CO₂-Speicher: Schweizer machen in Marzahn Kohlendioxid zu Kalkstein

International erste Recyclinganlage zur Herstellung von umweltfreundlichem Granulat in Marzahn eröffnet

Die Schweizer Neustark AG mit Sitz in Bern räumt seit Donnerstag in Berlin auf – klimatechnisch gesehen. In Marzahn eröffnete das Unternehmen auf dem Recycling-Gelände der Heim-Gruppe die erste internationale Anlage zur Dekarbonisierung. Es arbeitet mit Biogasanlagen zusammen, um von ihnen klimaschädliches Kohlendioxid (CO₂) abzufangen, das sonst in die Atmosphäre gelangen würde. 

„Neustark hat als erstes Unternehmen in der Praxis gezeigt, dass die dauerhafte CO₂-Speicherung durch Mineralisierung in Abbruchbeton sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch maßgeblich entscheiden ist“, sagte der Mitgründer und Co-Geschäftsführer Johannes Tiefenthaler vor der Inbetriebnahme: „Mit unseren Speicheranlagen erzeugen wir jeden Tag fundamentale Negativemissionen, die uns den Klimazielen näher bringen.“

Das von Neustark professionalisierte Verfahren funktioniert so: Aus der Luft entnommenes CO₂ wird in einem Mineralisierungsprozess in Kalkstein umgewandelt und in einem Betongranulat gebunden. Dieses kann dann im Straßenbau eingesetzt oder zur Herstellung von neuem Recyclingbeton verwendet werden.

Der CO₂-reduzierte Beton wurde bereits in Friedenau verbaut

Den Standort Berlin wählten die Schweizer, weil hier bereits das von Neustark mit der Heim-Gruppe initiierte Vorprojekt Core angesiedelt war. Core war ein Pilotprojekt der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz zum Einsatz von nachhaltigen Baustoffen sowie zirkuläres Bauen im Hochbau. Der CO₂-reduzierte Beton kam – unter Einhaltung aller einschlägigen Normen – erstmalig in einem Bauabschnitt der Quartiersentwicklung Friedenauer Höhe zum Einsatz.

Das Schweizer Start-up Neustark weihte am Donnerstag in Marzahn eine Anlage ein, die CO₂ in Beton zu mineralisiert.

© Neustark

Der Ballungsraum in Berlin habe der Vorteil, dass der Abbruchbeton ohne lange Transportwege zum Recycler-Heim gebracht werden könne, teilte das Unternehmen aus der Schweiz mit.

Neustark speichert circa zehn Kilogramm CO₂ pro Tonne Abbruchbeton. Die Berliner Anlage kann in einer Stunde das tun, wofür fünfzig Bäume ein Jahr benötigen. Zur Tagesleistung der Anlagen heißt es auf der Homepage der AG: Die innerhalb von 24 Stunden in Abbruchbetongranulat gespeicherte Menge entspreche der durchschnittlichen Menge CO₂, „die zwei mit Öl beheizte Einfamilienhäuser in der Schweiz pro Jahr ausstoßen“.

Elf Anlagen hat das Recyclingunternehmen bereits in der Schweiz hochgefahren. Es ist nach eigenen Angaben das erste weltweit, das die Kohlenstoffentfernung durch Mineralisierung perfektioniert und profitabel gemacht hat.

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