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Die Mandela-Schule - hier bei einem Besuch von Unicef-Botschafterin Eva Padberg - ist beliebt bei mobilen Familien.

© AP

Exklusiv

Berliner Vorzeigeschule: Lehrer beklagt Rassismus an Nelson-Mandela-Schule

Schule reagiert mit Workshops zum Thema „Antidiskriminierung“. Pensionierter Schulleiter soll Vakanz überbrücken

An der Internationalen Staatlichen Nelson-Mandela-Schule gibt es Vorwürfe wegen angeblich rassistischer Einstellungen im Kollegium. In einer internen Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt, beklagt ein Lehrer „systemischen Rassismus“* und schlägt vor, an der Schule einen Antirassismusbeauftragten einzusetzen.

„Eine Anti-Rassismusbeauftragte*r wäre ein Koordinator*in für Antidiskriminierung, in der ausgeübten Rolle jedoch fokussierter als eine herkömmliche Gleichstellungsbeauftragte*r und eine Koordinator*in für Vielfalt. Die Position wäre innovativ und würde auf die gegenwärtige Black-Lives-Matter-Bewegung reagieren und wäre speziell auf die NMS zugeschnitten“, heißt es in der Mail weiter.

Überdies legte eine ehemalige Schülerin in einem Brief an die Schulleitung dar, dass die Schule zwar nach außen hin für Antirassismus stehe, die Schüler aber nicht für das Thema Rassismus sensibilisiere. Der Brief wurde von 225 Schülern unterschrieben - teils ehemaligen, teils aktuellen, wie die Verfasserin des Briefes dem Tagesspiegel bestätigte. Sie hat inzwischen einen Instagram-Account installiert, der sich "nomore_rassismus" nennt.

*In einer früheren Fassung des Artikels stand hier statt "systemischer Rassismus" "systematischer Rassismus". Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Der CDU-Abgeordnete Claudio Jupe ist den Vorwürfen nachgegangen und hat eine entsprechende Anfrage an die Senatsverwaltung für Bildung gestellt.

In der Antwort von Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers (SPD) heißt es, dass die Schulentwicklungsgruppe mit dem Thema befasst sei. Dazu gehöre, dass mit außerschulischen Partnern eine Workshop-Reihe zum Thema Antidiskriminierung konzipiert worden sei. Es solle um Fragestellungen wie „Rassismus, was ist das?“ oder „Rassismus kritisch unterrichten“ gehen.

Die Umsetzung der Workshops sei für 2020/21 vorgesehen: „Pandemiebedingt war eine frühere Durchführung nicht möglich“, schreibt Stoffers in der Antwort auf Jupes Anfrage.

Die Anfrage lässt sich HIER als PDF herunterladen.

Der Schulleiter wechselte zur Deutschen Schule nach Kiew

Die Mandela-Schule, die von der ersten Klasse bis zum deutschen und internationalen Abitur führt, hat nicht nur weit mehr als 1200 Schüler und ein großes internationales Kollegium, sondern auch einen vakanten Leitungsposten: Der bisherige Leiter Gerald Miebs ist im Sommer 2019 zur Deutschen Schule nach Kiew gewechselt, nachdem er sich 2018 für ein halbes Jahr zur Senatsverwaltung für Bildung hatte abordnen lassen.

Seine Stelle ist ausgeschrieben. Bis Ersatz gefunden ist, führt Hans-Günther Bauer die Geschäfte: Der pensionierte frühere Leiter der Lankwitzer Bröndby-Schule wurde bereits zum zweiten Mal gebeten, in der Not auszuhelfen: 2018/19 unterstützte er die damals krisengeschüttelte Tempelhofer Johanna-Eck-Schule.

Das Schulretterkarussell

Die Leitungsfrage stellt sich an der Nelson-Mandela-Schule nicht zum ersten Mal: Als 2016 der damalige Leiter Christian Nitschke ging, hatte er über mangelnde Unterstützung durch die Schulaufsicht geklagt.

Um die Nachbesetzung gab es Streit, weil Kollegium und Elternschaft einen Personalvorschlag der Bildungsbehörde ablehnten: Die betreffende Pädagogin, die inzwischen selbst in der Schulaufsicht für die Eliteschulen und besonderen Schulen arbeitet, hatte keine Schulleitungserfahrung.

Gerald Miebs hat die Nelson-Mandela-Schule verlassen.
Gerald Miebs hat die Nelson-Mandela-Schule verlassen.

© promo

Die aus dem damaligen „Aufstand“ resultierende Vakanz war dann dadurch überbrückt worden, dass der Leiter der Schule im Olympiapark, Matthias-Carsten Rösner, die Leitung der Mandela-Schule zusätzlich kommissarisch übernahm, bis Miebs bereit stand.

Miebs wiederum hatte der Bildungsverwaltung im Frühjahr 2016 geholfen, als es an der Mozart-Schule in Hellersdorf massive Probleme mit Gewalt durch Schüler gegeben hatte, in deren Folge die Schulleiterin hatte gehen müssen.

Aber auch Rösner gilt als belastbarer Problemlöser: Er leitet seit langem zusätzlich zu der Eliteschule des Sports die aus der Mandela-Schule ausgegründete Wangari-Maathai-Schule: Der Leitungsposition wurde erst jetzt ausgeschrieben, weil die Schule während des Aufbaus zunächst zu klein für eine eigene Leitung war. Zuletzt war Rösner Mitglied der Expertenkommission für die Staatliche Ballettschule.

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