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Otfried Laur (3. v. l.) 2011 im Ringen um die Ku'Damm-Bühnen.

© Marc Tirl/dpa

Theater in Berlin: Berliner Theaterclub feiert sein 50. Jubiläum

Seinen runden Geburtstag feiert die Berliner Theater-Institution mit einem Buch. Es dokumentiert die Geschichte des Club sowie seinen Gründer, Präsident und Geschäftsführer Otfried Laur.

Das Jahr 1967 war historisch nicht ohne. Deshalb wird es seinerzeit nicht besonders aufgefallen sein, dass ein junger, aufstrebender Kulturverrückter in Berlin eine Idee verwirklichte: Er gründete einen gemeinnützigen Verein, der seinen Mitgliedern bei der Beschaffung von verbilligten Theaterkarten half – so was wie die Freie Volksbühne, nur irgendwie westbürgerlicher, breiter aufgestellt.

Der „Berliner Theaterclub“ war geboren, schwang sich langsam, aber dann machtvoll zur größten Besucherorganisation in Berlin-Brandenburg auf. Und der Gründer Otfried Laur ist nach wie vor Präsident und Geschäftsführer, einer, der das Theatervolk bewegt hat und selbst zu einem Prominenten geworden ist, der es an Bekanntheit mit den Stars der Ku’damm-Bühnen aufnehmen kann. In diesem Jahr wird der Theaterclub 50 Jahre alt und feiert dies mit einem Buch, das am heutigen Freitag im Renaissance-Theater vorgestellt wird. Es dokumentiert die Geschichte des Clubs in vielen Fotos.

Laur machte die Säle voll

Laur hatte den Weg zur Kultur schon als Berliner Berufsschüler gefunden. Er versorgte als Vertrauensmann des Theaters seine Mitschüler und fiel dabei als besonderes Organisationstalent auf: Durch ständigen Kontakt mit den Kassiererinnen der Berliner Bühnen hörte er, wo Karten übrig waren, und nahm sie bündelweise ab. Das Motto „Ich hasse leere Säle“ hat ihn seitdem begleitet, und meist hat er die Säle auch voll bekommen, weil er ein sicheres Gespür für den Geschmack seiner Kunden und Mitglieder besaß.

Später als Bankkaufmann verfeinerte er sein Verkaufssystem, und er versorgte unzählige junge Berlin-Besucher, die aus „Westdeutschland“ in die Stadt kamen, mit Eintrittskarten. Dennoch kündigte er dem Bankwesen dann seine Sympathie. Familientradition: Sein Vater, Geiger und Berufsmusiker, zählte zu den Begründern des Rias-Symphonie-Orchesters.

Vom Hobby zum Beruf

Der Theaterclub wuchs gemächlich und ging auf Distanz zu seinem Namen, denn er dehnte seine Aktivitäten langsam auf das gesamte Berliner Kulturleben aus, auf Oper, Musical, Kabarett und Ballett. Aber leben konnte Laur davon nicht – das Geld brachte seine Frau Reni als Sachbearbeiterin im Postscheckamt nach Hause. Deshalb machte er 1973 aus dem Hobby einen Beruf, etablierte sich auf eigene Rechnung als Veranstalter und landete seinen ersten großen Erfolg mit der schrägen Comedy-Truppe „Insterburg & Co“, die er bis in die Philharmonie brachte. Später ebnete er Harald Juhnke, Max Raabe, Herman van Veen und Hape Kerkeling den Weg auf die großen Bühnen. Populäres vorneweg, das zahlte die Miete und bestimmte auch den Kurs des Theaterclubs, dessen Geschäfte Laur nebenher weiter lenkte.

Vor allem die Ku’damm-Bühnen gewinnen ihre Besucher zu einem markanten Anteil über den Club. Aber auch die Opernhäuser profitieren enorm: „An manchen Tagen sind bis zu 400 Mitglieder von uns dort“, sagte Laur einmal über die Deutsche Oper. Für diese Mitglieder rechnet sich das: 16 Euro kostet die Jahresmitgliedschaft, die Karten, frei wählbar, kommen zum ermäßigten Preis ohne Vorverkaufsgebühr portofrei ins Haus. Doch während konkurrierende Organisationen wie die Theatergemeinde und die Volksbühne ins Schlingern kamen, steuerte Laur seinen Club weitgehend unbeschadet durch die Jahrzehnte. Der Höhepunkt allerdings ist wohl vorüber: 50 000 Mitglieder hatte der Club zur besten Zeit in den 90ern, heute sind es noch rund 22 000.

Otfried Laur wird am 1. Juli 75 Jahre alt. Die Konzertdirektion hat er vor drei Jahren aufgegeben, den Club will er noch bis zum Jahresende leiten. Und hat dann noch mehr Zeit fürs Theater.

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