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Wohnhäuser des Studentenwerks am Franz-Mehring-Platz am Ostbahnhof. (Archivbild)

© picture alliance / dpa / dpa/Jens Kalaene

Berliner Studierende verzweifeln an Wohnungssuche: „Junge Frauen müssen mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben“

Wohnheimplätze sind in Berlin rar, bezahlbare WG-Zimmer kaum zu kriegen. Zum Semesterstart sind viele Studierende in Not – und kommen teils in unangenehme Situationen.

Zu Beginn des Sommersemesters suchen viele Studierende in Berlin noch händeringend nach einer Wohnung. Zum 1. April haben sich mehr als 1700 Studentinnen und Studenten auf einen der insgesamt rund 9000 Studentenwohnheimplätze beworben, wie eine Sprecherin des Berliner Studierendenwerks auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Auf einen Platz müssen sie lange warten: Die Wartezeit betrage mindestens drei Semester. Etwas mehr als 4600 Menschen stehen den Angaben zufolge derzeit auf der Warteliste (Stand 11. April). Auch die Wohnanlagen der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee, die über knapp 1190 Plätze verfügen, sind nach Angaben einer Sprecherin alle belegt. In Berlin studieren etwa 200.000 Menschen.

„Die Leute sind wirklich unglaublich verzweifelt“, sagt Öffentlichkeitsreferentin Leah Strauß vom Referent_innenrat der Humboldt-Universität, der die Interessen der Studierenden vertritt. Weil es zu wenig Wohnraum gebe, müssten viele vorübergehend in Hostels übernachten oder einen Mietpreis von bis zu 80 Prozent ihres monatlichen Einkommens in Kauf nehmen.

640
Euro kostet ein Zimmer im Sommersemester 2023 durchschnittlich.

Bachelorstudent Hannes Ruland weiß, wie schwierig es ist, eine Wohnung zu finden. Der 24-Jährige wohnt seit zweieinhalb Jahren in Berlin und hat in der Zeit bereits in drei verschiedenen Wohnungen gewohnt. Im Juli muss er erneut umziehen, weil dann seine aktuelle Untermiete in Mitte endet. „Es ist ein ziemlicher Stress“, sagt der Sozialwissenschaftsstudent. Die Suche sei besonders schwierig, weil viele Vermieter keine Studierenden akzeptierten.

Hinzu kommen die hohen Preise. Ein Zimmer kostet im Sommersemester 2023 im Schnitt 640 Euro, wie das Moses-Mendelssohn- Institut (MMI) in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-gesucht.de vor wenigen Wochen in einer Studie veröffentlichte. Das seien 140 Euro (plus 28 Prozent) mehr als noch vor zwölf Monaten. Berlin sei damit die zweitteuerste Stadt nach München.

Strauß zufolge geraten viele Studierende dadurch in prekäre Situationen. „Ich kenne junge Frauen, die mit extrem unangenehmen älteren Männern zusammenleben müssen, einfach weil sie nicht anders eine Wohnung finden.“ Am schwersten hätten es ausländische Studierende, deren Not von Vermietern durch überteuerte Angebote ausgenutzt werde.

Strauß fordert unter anderem eine Erhöhung der Bafög-Wohnkostenpauschale, die derzeit bei 360 Euro liegt, und mehr bezahlbaren Wohnraum. Um Abhilfe zu schaffen, sollen den Angaben der Senatsverwaltung für Wissenschaft nach bis 2026 rund 4560 studentische Wohnheimplätze gebaut werden. (dpa)

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