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Star-Visagist René Koch eröffnete 2009 das weltweit einzigartige Lippenstiftmuseum.

© Lippenstiftmuseum

Berliner Star-Visagist René Koch: „Ich bin ein kosmetisches Medium“

Der Visagist bewegt sich schon lange in der Welt der Reichen und Schönen. Wie Astrologie und Beauty zusammenhängen – und wie man sich perfekt auf die Silvesterparty vorbereitet.

Von Louise Otterbein

Keine Zeit im Jahr steht so sehr für Glitzer und Glamour wie die Tage rund um Weihnachten und Silvester. Modisch drehen dann viele gerne nochmal auf, werfen sich in ihre feinsten Kleider, um mit dem Feuerwerk um Aufmerksamkeit zu konkurrieren.

Das alte Jahr endet, ein neues beginnt – da zeigt man sich gerne von seiner besten Seite und setzt damit direkt Standards für das kommende Jahr.

Auch beim Make-up gilt an Silvester: Mut zu Extravaganz. Das weiß keiner so gut wie Star-Visagist René Koch. Der Beauty-Experte ist über die Grenzen von Berlin hinaus bekannt, auch für seine Nähe zur Prominenz. Denn seit über 50 Jahren ist der gebürtige Heidelberger als Visagist tätig und kam den Stars so nah wie kaum ein anderer.

Er bewegt sich in der High-Society, ob beim Weihnachtsessen des Designers Harald Glööckler, in der Paris Bar neben der Musical-Diva Angelika Milster oder beim großen Promi-Schaulaufen, dem Derby auf der Trabrennbahn Mariendorf.

Glamour-Größen wie Eartha Kitt, Joan Collins und Claudia Schiffer haben sich ihm schon kosmetisch anvertraut. Verewigt haben sie sich alle mit einem Kuss, auf Papier natürlich. Die roten Kussmünder der Stars zieren die Wände im Eingansbereich des Lippenstiftmuseums in Wilmersdorf, das Koch 2009 eröffnete.

In Berlin hält mich das Unperfekte.

René Koch über die Liebe zur Hauptstadt

In einer Altbauwohnung befindet sich die weltweit einzigartige Ausstellung. Die Sammlung führt durch die Geschichte des Lippenstifts, die gleichzeitig auch die Geschichte der Emanzipation sei, sagt Koch. Seiner engsten Freundin, der Berliner Ikone Hildegard Knef, widmet er dort einen ganzen Raum.

250
Exponate zählt das Lippenstift-Museum von Visagist René Koch.

Seine Sammlung sei begehrt. Er habe viele Angebote bekommen, die Ausstellung ins Ausland zu bringen. Doch das möchte der 78-Jährige nicht, es wäre ein zu großer Aufwand, mit den rund 250 Exponaten umzuziehen. Außerdem liebt Koch Berlin. „In Berlin hält mich das Unperfekte, der Mut, die Innovation. Denn Kreativität entsteht nur aus dem Unperfekten.“

Hildegard Knef und René Koch verband bis zu ihrem Tod 2002 eine tiefe Freundschaft.

© Lippenstiftmuseum

Als er 1963 nach Berlin kam, tauchte er in die schillernde Welt des Berliner Nachlebens ein. „Ich war sozusagen die erste Dragqueen Berlins“, sagt Koch. Als Travestiestar bewegte er sich über die Bühnen der Clubs. Ende der sechziger Jahre begann er seine Ausbildung an einer Kosmetikschule, das Geld dafür lieh ihm der Sohn von Josephine Baker. „Ohne ihn wäre das nie möglich gewesen“, sagt Koch heute. „3000 Mark waren damals so viel Geld, das hätte ich mir nicht leisten können.“ Danach ging es für ihn steil bergauf: Er arbeitete für Yves Saint Laurent und Charles of the Ritz, lebte in den Modemetropolen Paris, London und New York – immer an der Seite der Stars und nah an den Trends.

Doch René Koch versteht sich nicht allein als Visagist. „Ich bin ein kosmetisches Medium“, sagt er. Was er damit meint? Er fühle sich in sein Gegenüber hinein und spüre, welches Make-up das richtige ist. „Die Aura muss golden sein.“ Erklären könne er es nicht, er spüre es einfach. Das sei schon immer so gewesen.

Koch wolle niemanden verändern oder verkleiden, sondern das Hervorbringen, was sein Gegenüber ausmacht – die Schönheit der Person betonen. „Ich mache aus dir Du.“ Dafür zieht er auch mal die Sterne zu Rate. In seiner Astro-Sprechstunde gibt er Schminktipps, passend zum Sternzeichen. Welches Sternzeichen für Glamour pur steht? Eindeutig Löwe, sagt Koch. Doch jeder kann seinen inneren Löwen wecken.

Silvester sei der perfekte Anlass, um beim Schminken etwas mutiger zu sein und mehr Glamour zu wagen. Ein auffallender Lippenstift, etwas Glitzer auf den Augenlidern – zum Ende des Jahres kann nochmal tief in die Schminktasche gegriffen werden. Das Bürogesicht sei schließlich ein anderes als das Partygesicht. Am wichtigsten sei laut Koch jedoch, sich wirklich Zeit für sich zu nehmen. Er rät: „Schließen Sie sich vor der Silvesterparty für eine Stunde im Bad ein und machen sich schön.“ Denn Make-up ist mehr als nur Farbe. Das Schminken an sich sei Selbstfürsorge und das Make-up ein Ausdruck der Individualität.

Lippenstift-Museum, Helmstedter Str. 16, 10717 Berlin. Besuche nur nach vorheriger Terminvereinbarung. Mehr Infos finden Sie hier.

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