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Das Kamerateam der "heute show" wurde am Rande einer Demonstration am 1. Mai in Berlin von einer mehrköpfigen Personengruppe angegriffen.

© Christoph Soeder/dpa

Update

Nach Angriff auf ZDF-Team: Berliner Staatsanwaltschaft darf DNA-Proben von Verdächtigen nehmen

Mit Metallstangen griffen Vermummte am 1. Mai 2020 ein Team der „heute-show“ an. Die Polizei nahm sechs Verdächtige fest. Steht die Tat jetzt vor der Aufklärung?

Fast zwei Jahre nach dem Angriff auf ein Team der ZDF-Satiresendung "heute-show" am Rande einer Corona-Demonstration hat die Berliner Staatsanwaltschaft einen wichtigen Erfolg vor Gericht erzielt. Das Landgericht erlaubte den Ermittlern, von den sechs Verdächtigen DNA-Proben zu nehmen. Das berichtete die "Berliner Morgenpost" am Sonntag unter Berufung auf eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Das siebenköpfige ZDF-Team hatte am 1. Mai 2020 eine "Hygiene-Demo" auf dem Rosa-Luxemburg-Platz gefilmt und machte gerade in der Rochstraße - zwischen Alexanderplatz und Hackeschem Markt - eine Drehpause, als es von bis zu 25 Vermummten attackiert wurde. Auch Metallstangen kamen dabei zum Einsatz.

Ein Mitarbeiter wurde bis zur Bewusstlosigkeit getreten, drei weitere mussten mit Verletzungen ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Der Kabarettist Abdelkarim Zemhoute, der als Reporter mit dem Team unterwegs war, blieb unverletzt und alarmierte die Polizei. „Viel feiger kann ein Angriff gar nicht sein“, blickte er später in einem Video der "heute-show" auf die Attacke zurück. Darin beschrieb er die Szene als ein „Einschlagen auf eine völlig wehrlose Gruppe, von der null Gefahr ausging“.

Der Angriff fand starke öffentliche Resonanz. Der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) verurteilte ihn scharf. "Die Freiheit der Presse ist eine Säule unserer Demokratie. Der Staat hat zu garantieren, dass dieses Grundrecht zu jeder Zeit und an jedem Ort gewährleistet ist", sagte er.

Verdächtige stammen aus der linken Szene

Kurz nach der Tat nahm die Berliner Polizei bereits sechs Verdächtige im Alter von 24 bis 31 Jahren fest, vier Männer und zwei Frauen, die mit Fahrrädern und einem Auto geflohen waren. Vier von ihnen lebten in Berlin, zwei waren in Baden-Württemberg gemeldet.

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Die Polizei ordnete die Verdächtigen der linken Szene zu. „Zu einem 24-Jährigen und zwei Männern im Alter von 25 Jahren liegen Erkenntnisse im Bereich der politisch motivierten Kriminalität links vor“, teilte eine Sprecherin des Landeskriminalamts seinerzeit mit. Nach Tagesspiegel-Informationen soll es sich dabei um Beamtenbeleidigung und den Verstoß gegen Versammlungsverbote handeln.

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Für Haftbefehle reichte es zunächst nicht - teilweise wegen dünner Beweise, teilweise mangels Fluchtgefahr. Die Aufklärung sei „angesichts der Dynamik und Unübersichtlichkeit des Geschehens aufwändig“, erklärte die Staatsanwaltschaft wenige Tage nach der Tat. Es müssten zahlreiche Zeugen vernommen werden, doch deren Aussagen hätten „nicht in allen Details ein einheitliches Bild“ ergeben, hieß es.

Ermittler wollen DNA mit Spuren vom Tatort abgleichen

Um die Verdächtigen des Angriffs zu überführen, wolle die Staatsanwaltschaft deren DNA mit Spuren vom Tatort abgleichen, berichtete die "Berliner Morgenpost" nun. Ein Ermittlungsrichter habe dem Antrag der Staatsanwaltschaft bereits im September vergangenen Jahres stattgegeben. Die Verdächtigen hätten dagegen Beschwerde eingelegt, das Landgericht diese aber bereits vor rund zwei Monaten abgewiesen. Der Beschluss sei rechtskräftig, die Verdächtigten müssten nun DNA-Proben abgeben.

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Sollten die Spuren übereinstimmen, könnte rasch Anklage erhoben werden. Ermittelt wird wegen des Verdachts gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung sowie Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall.

Rätsel gibt das Motiv auf. Eine These: Die Verdächtigen sollen vor der Attacke mit dem Team in Streit geraten sein, weil sie nicht gefilmt werden wollten. Moderator Zemhoute bestätigte das allerdings nicht.

Eine andere These: Der Truppe könnte unterwegs gewesen sein, um Jagd auf Teilnehmer der rechten "Hygiene-Demo" zu machen - und das ZDF-Team mit den Demonstranten verwechselt haben. Darauf deuten auch die Umstände der Flucht hin: Die Verdächtigen entledigten sich ihrer Kleidung oder wechselten diese sogar, die Polizei sprach von einem geplanten Angriff.

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