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Nicht immer am Ball. In den Bezirken gibt es nach Berechnungen des Senats zu wenig Platz für den Sport.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Sportpolitik: 300 fehlende Sportstätten - und ein Neubauprojekt

In fast allen Berliner Bezirken fehlen Sporthallen und -felder, Tendenz steigend. Auch weil es für die Planer der wachsenden Stadt keine Rolle spielt.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Sportstadt Berlin fehlen Hallen und Plätze, auf denen sich alle Berliner, die nicht für Olympia trainieren, nach Feierabend oder am Wochenende austoben können. Besonders problematisch sei die Lage in Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte, Pankow, Tempelhof-Schöneberg und Neukölln, räumt die Sportverwaltung des Senats ein.

Nach eigenen Berechnungen der Behörde fehlen stadtweit 226 Hallen und 121 Großspielfelder, um die selbst gesetzten Maßstäbe für eine vernünftige Ausstattung mit Sportflächen für den Amateursport zu erfüllen.

Nur der Bezirk Lichtenberg ist mit Hallen und Plätzen überdurchschnittlich gut ausgestattet. Relativ entspannt ist die Lage in Treptow-Köpenick. Andererseits überrascht es, dass ausgerechnet der grüne Bezirk Steglitz-Zehlendorf an einem großen Mangel an ungedeckten Sportflächen leidet. Auch im großräumigen Außenbezirk Marzahn-Hellersdorf fehlen viele Sportplätze.

Große Hoffnungen, dass es in absehbarer Zeit besser wird, macht der Senat nicht. In der Antwort auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Philipp Bertram (pdf hier zu lesen) kündigte Sport-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) zwar an, dass man gemeinsam mit den Bezirken eine „möglichst ausgeglichene und bedarfsgerechte Ausstattung mit Sportanlagen“ sicherstellen wolle. Aber Gaebler gibt zu: „Derzeit steigt das Defizit insgesamt eher an.“

Pläne nur in Lichtenberg

Konkrete Neubauprojekte, die helfen könnten, den mit der Bevölkerung wachsenden Bedarf zu decken, kann die Sportverwaltung nur in einem Fall nennen. Ausgerechnet in Lichtenberg, wo das Angebot an Hallen und Plätzen jetzt schon besser ist als in den anderen Bezirken, wird der Kauf eines Grundstücks am Blockdammweg erwogen, um eine weitere Sportanlage zu bauen.

In den anderen Bezirken gibt es nach Angaben der Sportverwaltung keine konkreten Pläne. Teilweise gab es nicht einmal eine Rückmeldung auf die Nachfrage des Senats.

Für den Ankauf von Flächen, auf denen kommunale Sporthallen oder -plätze gebaut werden könnten, sind ausschließlich die zwölf Bezirke zuständig. Der Fokus der Bezirksämter, so die Sportverwaltung des Senats, liege derzeit auf dem Neubau und der Erweiterung von Schulen und Kitas.

Die kleinen Sportplätze, die im Zusammenhang mit Schulneubauten entstehen, könnten den Mehrbedarf des Vereins- und Freizeitsports aber nicht abdecken. Auch das Geld scheint knapp zu sein – in den Bezirkshaushalten sowieso. Zwar hat der Senat mit dem landeseigenen Investitionsfonds Siwana einen Milliardentopf zur Verfügung, allerdings wurden bisher nur in Einzelfällen Zuschüsse für bezirkliche Sportanlagen oder Immobilienkäufe eingeplant.

Bezirkliche Sportentwicklungspläne gibt es nicht, sondern nur regionale „Sozialinfrastrukturkonzepte“. Der zusätzliche Bedarf an Sportanlagen in der rasant wachsenden Stadt Berlin spielt in diesen Konzepten bislang keine Rolle. Den Amateur- und Vereinssport in solche Planungen einzubeziehen, ist Aufgabe der Bezirke in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Der Kommentar des Staatssekretärs Gaebler dazu: „Dieser Arbeitsprozess ist derzeit noch nicht begonnen.“ Immerhin hat die Sportverwaltung einen Leitfaden entwickelt und will den Bezirken ab März Geld zur Verfügung stellen, um „eine Sportentwicklungsplanung durch externe Beratung zu qualifizieren“.

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