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S-Bahn-Chef Peter Buchner (l.) im Gespräch mit einem Fahrgast.

© imago/Christian Ditsch

Berliner S-Bahn: Hier rechtfertigt sich der Chef noch selbst

Die S-Bahn verspricht Besserung: Auf Berliner Bahnsteigen haben sich die Manager der Bahn in dieser Woche der Kritik ihrer Kunden gestellt. Und die fiel heftig aus.

Von Paul Lütge

Pünktlicher, attraktiver und sicherer - die S-Bahn Berlin verspricht Besserung. Ein Aktionsprogramm bis zum Jahr 2025, ausgestattet mit Mitteln in Höhe von 30 Millionen Euro, sollen dabei helfen, das Ziel zu erreichen. In diesen Tagen werben die Manager der S-Bahn für das Programm direkt bei den Kunden: an verschiedenen Bahnstationen in der Stadt. Am Dienstagnachmittag war das Berliner Südkreuz dran: Unter anderem waren der Berliner S-Bahn Chef Peter Buchner, der Konzernbemächtigte Alexander Kaczmarek, sowie Frank Frühbrod, Leiter der Stromversorgung bei der S-Bahn, gekommen, um sich den Fragen der Kunden zu stellen.

„Für das neue Konzept haben wir eine Menge Geld in die Hand genommen“, sagte Frühbrod. „Bei Gelegenheiten wie diesen wollen wir unsere Kunden darüber informieren und natürlich auch deren Kritik aufnehmen“. Aktiv gingen Mitarbeiter der Bahn auf Kunden zu, verteilten Wasserpäckchen und boten den direkten Kontakt zu Managern des Unternehmens an.

Zwar nahmen zu Beginn wenige Berliner Fahrgäste die Möglichkeit wahr, nach einer Weile versammelten sich aber dann doch einige Kunden in der Halle, um mit den Managern zu diskutieren. Vielen  Bahnfahrern ging es dabei nicht konkret um das neue Konzept. Sie nutzen das Angebot, um ihre allgemeine Kritik am Unternehmen preiszugeben - und nahmen dabei kein Blatt vor den Mund. „Schlechter kann es eigentlich nicht werden“, befand Christl Müller. Sie bemängelte vor allem die Zugausfälle, die sie fast jeden Tag treffen. „Gerade heute Morgen ist es wieder passiert. Mich wundert es, dass viele Menschen noch so ruhig sind“.

Auch Irene Taylor schien unglücklich über die Bahn. „Dass vieles nicht klappt, wissen wir alle.“, sagte sie. Taylor störten vor allem die Kurzzüge der Bahn, die für Platzprobleme in den Waggons sorgen. „Mir wurde gesagt, dass meine Kritik aufgenommen wurde und schon Änderungen in Planung sind. Aber ich glaube denen kein Wort.“

Harsche Kundenkritik ist dabei nichts Neues für die Berliner S-Bahn. Direkter Austausch sei gerade deshalb wichtig, sagte Friedemann Keßler, Leiter des S-Bahn-Regionalbereichs Ost. „Wir versuchen, immer im Dialog mit unseren Kunden zu bleiben.“ Bis zum frühen Abend blieben Keßler und seine Kollegen in der Halle, um Kritik und Anregungen aufzunehmen. „Die Bahn erzeugt bei allen Leidenschaft, positive wie auch negative. Da viele sie täglich benutzen, haben wir alle eine gewisse Bindung an sie“, Keßler.

Mit dem neuen Konzept „S-Bahn-Plus“ möchte das Unternehmen sich für die Zukunft rüsten. Rund 180 Einzelmaßnahmen sind geplant. Die 30 Millionen Euro will der Konzern zusätzlich investieren, um unter anderem 100 Triebfahrzeugführer pro Jahr ausbilden zu können und 17 Bahnhöfe auszubauen und sicherer zu machen. Das Konzept wird an vier weiteren Bahnhöfen direkt den Kunden vorgestellt. Bereits am Donnerstag geht es weiter, dann ab 17 Uhr am Bahnhof Zoo.

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