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© imago images/Cavan Images / Maciej Krynica

Berliner Politiker offenbart Erkrankung: Was ist eine schwere Depression?

Der Vizebürgermeister von Lichtenberg, Kevin Hönicke (SPD), hat öffentlich von einer schweren Depression im vergangenen Jahr berichtet. Woran erkennt man die „Volkskrankheit“?

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Lichtenberg, Kevin Hönicke (SPD), hat am Dienstagmorgen ein Statement über seine schwere psychische Erkrankung veröffentlicht: „Ja, ich bin im Jahr 2022 an einer schweren Depression erkrankt und ich habe es überlebt.“ Hönicke beschrieb auf seiner Homepage ein Jahr der völligen beruflichen Überlastung bei schweren privaten Problemen. Er ist nicht allein: Laut einer am Dienstag veröffentlichten Erhebung waren psychische Erkrankungen bei den Berliner:innen im Jahr 2021 für die meisten Fehltage verantwortlich. Doch was genau ist Depression und Burnout? Woran erkennt man sie, und wie kann man sie behandeln?

„Man spricht von einer Depression, wenn mehrere Krankheitsanzeichen über mindestens 14 Tage vorliegen“, sagt Ulrich Hegerl, Psychiater und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. „Dazu gehören neben der gedrückten Stimmung die Unfähigkeit, sich über irgendwas zu freuen oder ein Gefühl der permanenten Erschöpfung – die Menschen haben oft das Gefühl, gegen einen zähen Widerstand ankämpfen zu müssen, alles fällt unglaublich schwer, schon das Aufstehen am Morgen – Appetitlosigkeit, Schlafstörungen trotz der Erschöpfung.“

Ehrgeiz und Perfektionismus können gefährlich werden

Große Schuldgefühle oder das Gefühl, für andere eine Belastung zu sein, sind ebenfalls typische Symptome einer schweren Depression. Hilflosigkeit und die falsche Gewissheit, dass man sich nie wieder anders fühlen wird, können zu Suizidgedanken oder gar -versuchen führen.

Man spricht von einer Depression, wenn mehrere Krankheitsanzeichen über mindestens 14 Tage vorliegen.

Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention

Im Beruf zeigen sich schwere Depressionen oft als Burnout. Besonders ehrgeizige oder perfektionistische Menschen – zu denen auch Hönicke als Politiker zählen dürfte – haben ein erhöhtes Risiko, irgendwann „auszubrennen“. Menschen mit perfektionistischen Eigenschaften sind extrem zuverlässig und gewissenhaft. Sie setzen jedoch unrealistische Standards für ihre eigene Leistung, die letztendlich unmöglich zu erfüllen sind. Damit entsteht der Eindruck, „versagt“ zu haben. Perfektionisten versuchen das zu kompensieren, indem sie sich immer mehr anstrengen – bis irgendwann gar nichts mehr geht.

Wer an einer Depression oder Burnout erkrankt, braucht erst einmal Geduld, vor allem mit sich selbst – von heute auf morgen verschwindet das nicht. Die gute Nachricht: Heilung oder zumindest deutliche Verbesserung ist möglich. Die besten Ergebnisse erzielt die Medizin derzeit mit der Kombination Gesprächstherapie und Medikamente, laut Deutscher Depressionshilfe die „wichtigsten Säulen der Behandlung“.

Auch ein Klinikaufenthalt kann sehr hilfreich sein, weil er Patient:innen aus dem Alltag herausnimmt, dessen Stress häufig mitverantwortlich ist für die Erkrankung. Das Stigma um psychosomatische und psychiatrische Kliniken nimmt immer weiter ab, auch dank Prominenter wie Kurt Krömer, Torsten Sträter und Rapper Sido, die in den vergangenen Monaten öffentlich über ihre Depressionen sowie Klinikaufhalte sprachen. (mit mica)

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