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Opfer der Machtkämpfe. Dieses Mädchen wurde im Norden von Gaza-Stadt getroffen. Jungen Kriegsopfern helfen palästinensische und deutsche Ärzte und Apotheker. Derzeit ist Waffenstillstand, bei den Kämpfen starben 2100 Palästinenser und mehr als 70 Israelis.

© picture alliance / dpa

Hilfsaktion: Berliner holen verletzte Gaza-Kinder nach Deutschland

Sie können nichts für den Krieg, die palästinensischen Babys und Kinder. Apotheker und Ärzte aus Berlin und Brandenburg holen sie zur Behandlung nach Deutschland.

„Können Sie bitte, bitte mein Bein wieder verlängern?“ Der kleine Thaer, 11 Jahre alt, flehte in seiner kindlichen Naivität die Ärzte an, er will doch unbedingt wieder Fußball spielen. Bei einer Raketenexplosion verlor Thaer sein rechtes Bein, seine Mutter und auch Geschwister starben. Thaer ist eines von insgesamt 42 schwer verletzten Kindern aus Gaza, die dank einer Initiative der palästinensischen Ärzte- und Apothekervereinigung Berlin-Brandenburg e.V. nun in Kliniken in Deutschland gratis behandelt werden.

Der Spandauer Apotheker – und Vater – Yaser Alshrafi ist dort im Vorstand aktiv und bat die Berliner um Spenden. Nachdem der Tagesspiegel berichtet hatte, kamen rund 26 000 Euro zusammen. Auch Ärzte-Kollegen, die sich für Apotheker oder Ärzte ohne Grenzen engagieren, und die Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International sowie der Bayerische Rundfunk unterstützten die Aktion.

Ein Flugzeug voll Schwerverletzter

Alshrafi flog mit deutschen Ärzten nach Gaza, um die Kinder abzuholen. Dem politisch unabhängigen Berliner Hilfsverein verbundene Mediziner in Gaza haben die Kinder ausgewählt, sagt der Apotheker. Die politische Gesinnung der Verwandten habe keinen Einfluss gehabt, sagt Alshrafi, sondern die Schwere der Verletzung und ob die Kinder transportfähig seien. Denn sie mussten mit Krankenwagen erst 600 Kilometer weit zum Flughafen nach Kairo gefahren werden, in Kliniken übernachten und dort stabilisiert werden. In der gecharterten Maschine zu sitzen, mit all den Patienten, die über mehrere Sitzbänke lagen, das war eine menschliche Grenzerfahrung, sagt Alshrafi. „Wir haben alle mit den Kindern geweint.“ Zum Beispiel mit Nada, deren Gesicht entstellt wurde. Oder mit der fünfjährigen Fatima, deren rechtes Auge herausgenommen werden musste, um das linke Auge zu retten.

Kleiner Patient. Thaer, elf, Fußballfan, hat rechts nur noch einen Beinstumpf.

© privat

Am 10. September landete das Flugzeug in Düsseldorf, die Kinder kamen in Kliniken, etwa nahe Düsseldorf und in Bayern. Wo sie sind, bleibt zu ihrem Schutz geheim. Laut Alshrafi wollen die Kliniken die Kinder so lange gratis behandeln und die Reha ermöglichen, solange es nötig ist, und seien es Monate.

Spender und Gratisflüge gesucht

Die kleinen Patienten von Herrn Alshrafi sind ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen. Man wolle so viele Kinder wie möglich hier behandeln, sagt Alshrafi, da spare man lieber am Geld für Flugtickets für die Erwachsenen – auch wenn die Sehnsucht groß ist. Bald können die ersten schon zurück.

Alshrafi bittet allerdings noch um Spenden für die Rückflüge und sucht nach Fluggesellschaften, die leere Plätze günstig oder gratis bereitstellen. Auch werden dringend medizinische Geräte für radiologische Untersuchungen für Kliniken in Gaza benötigt. In Alshrafis Apotheke in Spandau kann man auch Kuscheltiere abgeben. Etwa für die anderthalb Jahre alte Mayar. Sie lag schon neben Leichen im Kühlhaus in Gaza, als sie sich auf einmal bewegte. Auch ihre komplizierten Brüche werden nun in Deutschland versorgt.

Dank an die Tagesspiegel-Leser

„Wir danken auch der deutschen Botschaft in Ramallah und den Tagesspiegel-Lesern für ihre Hilfsbereitschaft“, sagt Alshrafi. Er hat seine Hilfsaktion „Strahlen der Humanität“ getauft und sie Rahaf gewidmet. Für sie kam die Behandlung in Deutschland zu spät. Sie starb an den Bombensplittern in ihrem Körper.

Spenden kann man abgeben in der Zeppelin-Apotheke, Zeppelinstraße 36–37, Spandau, Tel. 372 86 32, Fax: 372 50 57. Palästinensische Ärzte- und Apothekervereinigung Berlin-Brandenburg e.V., Apotheker Yaser Alshrafi, Telefon 0176 103 62 455. Spendenkonto: Palästinensische Ärzte- und Apothekervereinigung Berlin-Brandenburg e.V., Deutsche Apotheker- und Ärztebank: IBAN: DE 73300606010007752539, BIC: DAAEDEDDXXX – www.paavbb.de.

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