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"Burgundy Catty" nennt Stefan Canulli diese Kostümkreation.

© Kristian Schuller

11-Millionen-Revue „Arise“: Berliner Friedrichstadt-Palast meldet sich mit neuer Show zurück

Ab August will der Friedrichstadt-Palast wieder öffnen: Die neue Show „Arise“ dreht sich um einen Modefotografen. Eine Reihe bekannter Namen hat mitgewirkt.

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, dass aus Fotos Realität werden könnte? Dass beim Anblick schöner Erinnerungen die abgelichteten Personen zu echtem Leben erwachen, dass sich die Momente des flüchtigen Glücks erneut erleben lassen? Genau das wird bei der neuen Show im Friedrichstadt-Palast passieren. „Arise“ heißt die elf Millionen Euro teure Revue, deren Voraufführungen am 7. August starten sollen. Im Mittelpunkt steht Cameron, ein Fotograf, der nach einem Schicksalsschlag seine Bilder so lange betrachtet, bis er von ihnen förmlich eingesogen wird.

Berndt Schmidt, der Intendant des Friedrichstadt-Palastes, will eine Produktion herausbringen, die emotional so tiefgründig bohrt wie noch nie – und gleichzeitig den von der Corona-Pandemie zermürbten Zuschauer:innen auch Hoffnung macht. „Den englischen Titel übersetzen wir mit aufstehen, sich aufrichten“, erklärt er im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Damit ist zum einen der Weg des Protagonisten Cameron gemeint, der sich nach dem scherzhaften Verlust seiner Muse zurück ans Licht kämpft. Und zum anderen natürlich ein Wachküssen des Friedrichstadt-Palasts selber, den die Pandemie vor mehr als einem Jahr in den Dornröschenschlaf versetzt hat.

„Liebe ist stärker als die Zeit“, lautet das Motto von „Arise“. Einen Comedian wie in der Vorgängershow „Vivid“ wird es nicht geben, sagt Berndt Schmidt, aber die Stimmung des Spektakels soll insgesamt heiter sein, humorvoll und optimistisch. Dass die Handlung in der Sphäre von Fashion und Modefotografie angesiedelt ist, sorgt zudem für einen angemessenen Glamour-Faktor.

Eine echte Auferstehung ist die Wiederaufnahme des Probenbetriebs für Berndt Schmidt und sein Team gewesen. Mit Hilfe von Fachleuten gelang, nach dem Vorbild der Fußball-Bundesliga ein Hygienekonzept zu entwickeln, das es seinen Tänzerinnen und Tänzern ermöglicht, sich so nahe zu kommen, wie das für ihre Kunst nötig ist. Ohne Berührungen geht das nun einmal nicht.

Eine ganze Reihe prominenter Namen kann Berndt Schmidt für „Arise“ aufbieten: Den Fotografen Kristian Schuller zum Beispiel, bekannt unter anderem aus dem TV-Format „Germany’s Next Topmodel“. Er hat die beiden Stückeschreiber Oliver Hoppmann und William Baker bei der Konzeption der Rolle des Cameron beraten. Wenn der Held der Revue im Stück Fotos macht, werden Schullers Bilder im Bühnenbild erscheinen.

Der österreichische Sänger Tom Neuwirth, der sich Conchita Wurst nennt, wird zwei Titel für den Soundtrack von „Arise“ beisteuern, Texte für weitere Songs schreibt Jasmin Shakeri. Hochkarätig sind auch die beteiligten Choreografen. Da ist zum einen der Israeli Ohad Naharin, der seit 1990 die „Batsheva Dance Company“ leitet, dann Ashley Wallen, der die Tanzszenen für den Film „The Greatest Showman“ verantwortet hat, sowie der ehemalige Startänzer Eric Gauthier, der seit 2007 in Stuttgart seine eigene Tanztruppe managt.

Dass sie mit riesigen Dimensionen umgehen kann, hat die Schwedin Frida Arvidsson mit ihren Szenenbildern für den Eurovision Song Contest in Malmö und in Stockholm bewiesen. In Berlin darf sie nun die mit fast 3000 Quadratmetern größte Showbühne der Welt bespielen. Für die Kostüme zeichnet sich der in Paris lebende Modeschöpfer Stefano Canulli verantwortlich.

Als vor mehr als einem Jahr die Pandemie dem Friedrichstadt-Palast das Licht ausgeknipst hat, wurde „Vivid“, die bis dahin erfolgreichste Grand Show in der Geschichte des Hauses, abgebrochen. Das Geld für über 90 000 bereits verkaufte Tickets wurde zurückerstattet. Doch statt Trübsal zu blasen, fasste Intendant Berndt Schmidt den Plan, eine für 2022 geplante Sanierung der Klimaanlage vorzuziehen. In der Keine-Baustelle-wird-rechtzeitig-fertig-Metropole Berlin ein tollkühnes Vorhaben. Weil aber alle zuständigen Senatsstellen mitzogen, ließ sich das Projekt tatsächlich realisieren.

20 Millionen Euro wurden in die Modernisierung investiert, zu Ostern erfolgt die Bauabnahme, dann kann das Leben zurückkehren in den 1900-Plätze-Saal – während dort die Raumluft acht Mal pro Stunde ausgetauscht wird. Erst baut die Technik das „Vivid“-Bühnenbild ab, dann entstehen die neuen Dekorationen für „Arise“.

Und nicht nur der Friedrichstadt-Palast verbreitet dieser Tage Vorfreude, die die Berliner:innen erwartet eine wahre Gute-Laune-Initiative diverser Bühnen: An der Neuköllner Oper kommt zum Superwahljahr 2021 ein neues Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke heraus. Es heißt „Eine Stimme für Deutschland“ und erzählt vom Duell zweier Konkurrentinnen um den Berliner Bürgermeisterinnen-Posten. Die Premiere ist für den 5. Juni angekündigt. Am 6. Oktober soll im BKA-Theater am Mehringdamm die erste Operette mit einer queren Haupthandlung uraufgeführt werden. Florian Ludewig von „Malediva“ und Johannes Kram haben das Stück für zwei schwule Tenöre geschrieben. Und im Theater des Westens schließlich wird die ZDF-Erfolgsserie „Ku’damm 56“ zum Musical. Ab November soll dort Walzer und Rock 'n' Roll getanzt werden. Hier gehört Peter Plate von „Rosenstolz“ zu den kreativen Köpfen.

Ganz aufgegeben hat dagegen der Cirque du Soleil seine Pläne, eine Berlin-Dependance im Theater am Potsdamer Platz zu eröffnen. Die Zukunft der leerstehenden Bühne ist ungewisser denn je.

Weitere Infos unter www.palast.berlin. Die Tickets lassen sich bis zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn umbuchen. Falls Shows ausfallen müssen, wird das Geld automatisch rücküberwiesen.

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